RSN-Rangliste, Platz 10: Franziska Koch

Überragender Roubaix-Auftritt krönte einen starken Herbst

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Überragender Roubaix-Auftritt krönte einen starken Herbst"
Franziska Koch (Team DSM) auf dem Weg zum siebten Platz bei Paris-Roubaix 2021. | Foto: Cor Vos

22.12.2021  |  (rsn) – Bis in den Herbst hinein war die Saison 2021 für Franziska Koch (Team DSM) nichts, was einen vom Hocker gerissen hätte. Die 21-Jährige entwickelte sich solide weiter und leistete starke Arbeit für ihr Team DSM, doch ein echtes Spitzenresultat – wie etwa ihr Etappensieg bei der Boels Ladies Tour 2019 in Nijmegen – gelang Koch nicht. Dann aber sorgte sie im September und Oktober dafür, dass man ihren Namen zum Jahreswechsel doch wieder ganz weit oben auf der Liste derer stehen hat, die man 2022 besonders im Auge behalten sollte. Vor allem bei den Klassikern.

"Ich bin sehr zufrieden, wie das Jahr zu Ende gegangen ist mit der Europameisterschaft, der WM und auch Paris-Roubaix natürlich", bilanzierte Koch nun gegenüber radsport-news.com und zeigte dabei noch echtes Understatement. Denn Rang sieben bei der Premiere der Frauen-Variante der Königin der Klassiker, das war schon ein Paukenschlag!

Koch fuhr beim Kopfsteinpflaster-Klassiker immer vorne mit und hielt sich bis zum Schluss in der ersten größeren Gruppe. Sie kam nicht etwa aus einer frühen Fluchtgruppe zurück und schwamm dann noch irgendwie mit, sondern behauptete sich über die gesamte Distanz an der Seite der Stärksten.

"Klar, das war natürlich eines meiner Highlights dieses Jahr. Es war ein historischer Moment und für mich selbst einfach ein geiler Tag. Damit hatte ich so gar nicht gerechnet. Aber das ist das Coole bei neuen Rennen: Man weiß nicht, was passiert. Dass es dann so gut gelaufen ist, war unglaublich", blickte sie nun zurück und fügte an: "Das zweite Highlight war die Weltmeisterschaft."

"Ich bin noch nie vor so vielen Zuschauern gefahren"

In Leuven fuhr Koch am 25. September als 37. über den Zielstrich. Sie war die letzte Deutsche an der Seite von Kapitänin Lisa Brennauer gewesen, bis sie im Finale des Frauenrennens dann nicht mehr mithalten konnte. Doch für die junge Deutsche war es nicht nur die eigene ansprechende Leistung, die diesen Tag speziell machte, sondern alles um sie herum. "Ich bin noch nie vor so vielen Zuschauern gefahren! Ich war zwar schon zweimal bei der Flandern-Rundfahrt, aber eben unter Covid-Bedingungen", schwärmte sie von der WM-Atmosphäre in Belgien.

Zwei Wochen zuvor hatte Koch bei den Europameisterschaften im Trentino den siebten Platz im U23-Straßenrennen belegt, so dass man die 7 für 2021 wohl als ihre Glückszahl bezeichnen darf: Siebte in Trento, Siebte in Roubaix und zum Abschluss auch noch Dritte beim Women's WorldTour-Finale, der Ronde van Drenthe.

"Ich kann auch ein Arschloch sein"

Bei diesen Rennen sieht sich Koch auch in Zukunft am stärksten. "Ich sehe mich als Klassikerfahrerin. Mir liegen harte Rennen und vor allem auch das Positionieren. Wenn ich weiß, dass da das Kopfsteinpflaster anfängt, dann versuche ich da in den Top 5 reinzufahren. Das ist bei diesen Rennen ein Knackpunkt", so Koch, die grinsend gestand: "Ich kann auch ein Arschloch sein. Im Rennen. Nicht außerhalb, aber im Rennen schon. Ich würde sagen: Ein faires Arschloch. Aber wenn ich ein Hinterrad habe und haben will, dann kämpfe ich auch darum."

2022 hofft Koch nun, an die Leistungen aus dem Oktober anknüpfen zu können und bei ihren "Lieblingsrennen" Paris-Roubaix und Flandern-Rundfahrt im Finale eine Rolle spielen zu können. "Später im Jahr würde ich dann gerne auch eine größere Rundfahrt fahren – ob Giro oder Tour, das steht noch nicht fest", meinte sie außerdem.

Winter in Girona: Volle Konzentration auf den Radsport

Doch vorher steht ein Winter im spanischen Girona an. Denn Koch hat sich entschieden, sich erstmal voll auf das Leben als Radprofi zu konzentrieren und dem alles unterzuordnen, nachdem sie in den vergangenen Jahren zunächst versucht hatte, nebenbei noch Psychologie und später an der Sporthochschule in Köln zu studieren. "Das mit dem Präsenz-Studium hat nicht wirklich gut funktioniert für mich", gab sie zu.

In Girona will Koch sich nun bestmöglich auf die neue Saison vorbereiten und dabei auch vermeiden, dass das Jahr so beginnt wie das vergangene. Denn so gut wie 2021 endete, so schlecht hatte es für Koch begonnen. Im Januar sprang ihr bei einem Trainingssprint die Kette herunter und Koch rammte sich den Lenker ans Knie. "Ich bin die Einheit noch fertig gefahren, aber habe mir dabei wohl eine Sehne entzündet", erzählte sie nun. "Deshalb konnte ich den ganzen Monat nicht richtig trainieren. Dann kamen die Klassiker Schlag auf Schlag und das war sehr zäh."

Zeitfahr-DM 2021 der Tiefpunkt: "Krasse Blamage"

Von einer Enttäuschung hangelte sich Koch zur nächsten und biss auf die Zähne. Den Tiefpunkt erreichte sie dann bei den Deutschen Meisterschaften in Öschelbronn und Stuttgart. "Das war das schlechteste Zeitfahren meines Lebens, ganz grauenhaft und wirklich ein Tag zum Vergessen. Das hat sich nach einer krassen Blamage für mich angefühlt", blickte sie nun auf ihren 18. Platz in Öschelbronn zurück.

Dort verlor sie auf 30,5 Kilometern fast sechs Minuten gegen Meisterin Lisa Brennauer (Ceratizit – WNT) – und dieser Rückstand war real, nicht etwa das Produkt eines zu späten Erscheinens auf der Startrampe oder ähnlichem. "Nene", lachte Koch nun auf die entsprechende Nachfrage. "Das mit dem späten Start war, glaube ich, Marco Brenner! Ich war einfach nur schlecht."

Dass es dann im Herbst doch noch so gut lief, erklärte Koch mit einer langen Rennpause im Sommer, als sie im Juli und August insgesamt nur drei Renntage absolvierte. "So konnte ich mich zwei Monate lang voll aufs Training konzentrieren, war auch in Livigno in der Höhe – und da habe ich den verlorenen Januar aufgeholt."

Man darf also gespannt sein, was die 21-Jährige im kommenden Frühjahr zu leisten im Stande ist, wenn sich ihr Knie und ihr Lenker rund um Girona nicht mehr näher kennenlernen wollen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

31.12.2021Eine glänzende Saison voller Wow-Momente

(rsn) – Marlen Reusser ist die Nummer 1 der deutschsprachigen Straßenfahrerinnen im Jahr 2021. Die Schweizer Meisterin, die im Winter von Alé BTC Ljubljana zum Spitzenteam SD Worx wechselt, hat si

31.12.2021Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2021

(rsn) – Wie bei den Männern, so hat radsport-news.com auch unter den Frauen mit eigenem Punkteschlüssel die beste Straßenfahrerin des deutschsprachigen Raumes – Deutschland, Liechtenstein, Luxe

30.12.2021Spagat zwischen Bahn und Straße in goldener Perfektion

(rsn) – Besser geht kaum: Lisa Brennauer (Ceratizit – WNT) war international wohl eine der besten Radsportlerinnen des Jahres 2021. Die Allgäuerin glänzte gleich reihenweise mit Spitzenresultate

29.12.2021Mit viel Angriffslust den Durchbruch in die Weltspitze geschafft

(rsn) – Neun Jahre ist es her, dass Elise Chabbey (Canyon - SRAM) bei den Olympischen Spielen von London mit ihrem Kajak durch den Slalom-Parcours im Lee Valley White Water Centre kurvte. Die damals

28.12.2021Auch ohne den großen Sieg der nächste große Schritt

(rsn) – Der große Sieg ist ausgeblieben und vor allem die erste Jahreshälfte der Saison 2021 war für Liane Lippert (Team DSM) zum Vergessen. Doch am Jahresende kann die Friedrichshafenerin trotzd

27.12.2021Ausgerechnet bei den persönlichen Highlights im Graben gelandet

(rsn) – Die Saison 2021 war noch keinen Monat alt, da hatte Christine Majerus (SD Worx) schon ihren alljährlichen Sieg in der Tasche: Seit 2015 ist es der Luxemburgerin – abgesehen von der arg ve

26.12.2021Ein Tiefschlag nach dem Olympiasieg trübte das Gesamtbild

(rsn) – Mit dem Bahnvierer hat sie am 3. August in Izu Olympia-Gold gewonnen und mit der Mixed Staffel wurde Lisa Klein am 22. September Weltmeisterin auf der Straße. Doch trotz der beiden viel bej

25.12.2021Eine Mathematikerin und das Wunder von Tokio

(rsn) – Es war die Geschichte des Sportjahres 2021 und die größte Überraschung des Radsports in der olympischen Historie. Gerade einmal zwei Straßenrennen absolvierte Anna Kiesenhofer (cookina

24.12.2021Mit Offenheit und Mut auf der Bahn zurück zum Glück

(rsn) – Olympiasieg, EM-Titel und WM-Titel: Das Jahr 2021 war für Mieke Kröger ein goldenes – zumindest in seiner zweiten Hälfte. "Es war wie immer: Die Klassiker sollten mir leichtfallen, tun

23.12.2021Schwerer Giro-Sturz machte 2021 zum schwersten Jahr

(rsn) – Als Clara Koppenburg (Rally Cycling) am 23. Mai zu den Lagunas de Neila hinauffuhr, war alles perfekt: Die damals noch 25-jährige Lörracherin führte die Schlussetappe der zur Women´s Wor

21.12.2021“Ungefähr so überrascht, als wäre ich Bundeskanzler geworden“

(rsn) – Ein verrücktes Jahr geht für Hannah Ludwig (Canyon - SRAM) zu Ende. Für die 21-Jährige ging es 2021 trotz eines völlig verkorksten Frühjahrs völlig überraschend zu den Olympischen Sp

20.12.2021In Roubaix erfüllte sich ein Traum und erwachte ein neuer

(rsn) – Von der Sonne Gran Canarias über das kalt-regnerische Leipzig und Amsterdam in den norwegischen Schnee: So sahen die letzten zwei Wochen von Romy Kasper aus. Und als "durchwachsen" beschrie

Weitere Radsportnachrichten

01.04.2025Red Bull verzichtet bei Dwars door Vlaanderen auf Lazkano

(rsn) – Die im Winter runderneuerte Klassikerfraktion von Red Bull – Bora – hansgrohe kommt einfach nicht in Schwung. Stellvertretend dafür steht der mit vielen Vorschlusslorbeeren zu den Raubl

01.04.2025Pedersen auch bei der Ronde-Generalprobe nicht zu stoppen?

(rsn) – Als es beim letztjährigen Dwars door Vlaanderen knapp 70 Kilometer vor dem Ziel zu einem Massensturz kam, verletzten sich mit Wout van Aert (Visma-Lease a Bike), Mads Pedersen, Jasper Stuyv

01.04.2025CIC-Mont Ventoux muss wie bereits im Vorjahr abgesagt werden

(rsn) – Zum zweiten Mal in Folge wird die CIC-Mont Ventoux (1.1) nicht stattfinden können. Bereits im Januar hatten die Organisatoren des französischen Eintagesrennens mit Ziel am legendären Mont

01.04.2025Buchmann liegt im Plan, aber zur Topform fehlt noch ein Stück

(rsn) – Auf Platz 22 beendete Emanuel Buchmann seine Premiere bei der Katalonien-Rundfahrt. Damit befand sich der Cofidis-Neuzugang in guter Gesellschaft zwischen den beiden Visma-Routiniers Wilco K

31.03.2025Tudor auch zum Giro, Q36.5 gibt sein Grand-Tour-Debüt

(rsn) – Kurz nach der Entscheidung des Radsportweltverbands UCI, dass die Veranstalter in der großen Landesrundfahrten in diesem Jahr jeweils drei statt zwei Wildcards verteilen dürfen, hat am Mon

31.03.2025“Großvater“ Kristoff landete fast nochmal auf dem Podium

(rsn) – Zwei Monumente konnte Alexander Kristoff (Uno-X Mobility) in seiner Karriere schon gewinnen, aber auch bei Gent-Wevelgem in Flanders Fields war der mittlerweile 37-jährige Norweger schon e

31.03.2025Jakobsen muss unters Messer und steht vor langer Zwangspause

(rsn) – Spätestens nach der Saison 2022 schien der Horror-Sturz von Fabio Jakobsen (Picnic - PoostNL) aus der Polen-Rundfahrt aus dem Jahr 2020 endgültig vergessen, der heute 28-Jährige fuhr mit

31.03.2025Tudor, TotalEnergies und Uno-X bekommen die Tour-Wildcards 2025

(rsn) – Kaum hat die UCI die Bestätigung einer möglichen dritten Wildcard für die Grand Tours im Jahr 2025 bekanntgegeben, ist auch die ASO als Veranstalterin der Tour de France nun bereits vorge

31.03.2025Wiebes‘ unglaubliche Statistiken: Die Zahlen hinter der “100“

(rsn) – Ihren ersten UCI-Sieg feierte Lorena Wiebes im Jahr 2018. Das war damals im Mai beim Dorpenomloop in Aalburg, einem Rennen, das heute nicht mehr ausgetragen wird. Damals war sie 19 Jahre alt

31.03.2025UCI bestätigt Erweiterung der Grand-Tour-Pelotons auf 23 Teams

(rsn) – Nachdem sich das Professional Cycling Council (PCC) bereits für ein zusätzliches 23. Team bei den Grand Tours ausgesprochen hatte, hat nun auch das UCI Management Komitee die Entscheidung

31.03.2025Kool schafft bei Gent-Wevelgem den Befreiungsschlag

(rsn) – Auch wenn die Weltklasse-Sprinterin Charlotte Kool (Picnic – PostNL) beim überlegenen Sieg von Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) bei Gent-Wevelgem (1.UWT) chancenlos aussah, war die 25-

31.03.2025Keßler holt dritten Platz auf Schlussetappe der Olympia´s Tour

(rsn) - Für die Teams Lotto – Kern Haus – PSD Bank und Rembe – rad-net ist mit unterschiedlichen Gefühlen eine insgesamt erfolgreiche Olympia´s Tour zu Ende gegangen und Run & Race - Wibatech

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine