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23.05.2021 | (rsn) - Victor Campenaerts (Qhubeka – Assos) hat die 15. Etappe des Giro d’Italia gewonnen. Der Belgier war Teil einer 15-köpfigen Spitzengruppe und schlug in Gorizia nach 147 Kilometern Oscar Riesebeek (Alpecin – Fenix) nach einem packenden Duell im Zweiersprint, nachdem sich das Duo im Finale aus der Gruppe abgesetzt hatte.
Nikias Arndt (DSM) wurde Dritter, Max Walscheid (Qhubeka - Assos) Zehnter. Beide waren ebenfalls Teil der Ausreißergruppe des Tages. Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) schied bereits nach zwei Kilometern nach einem Massensturz aus. Ansonsten blieb die Gesamtwertung in den Top 10 unverändert; Egan Bernal (Ineos Grenadiers) verteidigte sein Rosa Trikot.
55,089 Kilometer pro Stunde erreichte Campenaerts nicht, aber auch wenn die Durchschnittsgeschwindigkeit am Ende der Etappe deutlich niedriger lag, als beim Stundenweltrekord des Belgiers, ist der Etappensieg beim Giro sein bislang größter Erfolg auf der Straße. "Das war fantastisch. Wir haben uns beim Frühstück schon gefragt, was wir noch tun könnten, um den Giro noch besser fürs Team zu machen. Zwei Siege waren ja schon toll – drei sind einfach episch“, freute sich der Sieger im Eurosport-Interview. Zuvor hatten bereits Mauro Schmid und Giacomo Nizzolo eine Etappe für Qhubeka – Assos gewonnen.
Giro-Auftritt ein Boost für die Sponsorensuche?
“Wir sind heute All-In gegangen, weil es unsere letzte Chance auf einen Sieg war mit dem Team, mit dem wir hier sind", erklärte der 29-Jährige, dessen Mannschaft mit kaum Kletterern beim Giro angetreten ist und dann früh Domenico Pozzovivo verlor. Auch auf dem Weg nach Gorizia mussten die drei Qhubeka-Fahrer an den Hügeln auf die Zähne beißen, am Ende aber strahlte man trotzdem.
"Das Team hatte es letztes Jahr schwer, zu überleben. Aber jetzt haben wir beim Giro drei großartige Siege und ich hoffe, dass das eine große Chance für Douglas (Ryder, Teamchef, Anm. d. Red.) ist, einen guten neuen Sponsor zu finden. Aber wir fahren weiter für das, was über allem steht, den guten Zweck, Qhubeka", so der Flame.
Campenaerts nutzt im Sprint Riesebeeks Ungeduld
22 Kilometer vor dem Ziel setzten sich Campenaerts und Riesebeek mit Albert Torres (Movistar) aus der Spitzengruppe ab. Nachdem sie den Spanier fünf Kilometer später abgeschüttelt hatten, lieferten sie sich ein spannendes Duell.
“Auf den letzten zehn Kilometern war es unglaublich glatt. Ich kam in der Abfahrt zurück und saß im letzten Kilometer an seinem Rad“, beschrieb Riesebeek das Finale im strömenden Regen. “Aber ich bin zu früh aus dem Sattel gegangen”, gab sich der 28-Jährige selbstkritisch. ”Es war die Chance meines Lebens. Ich habe einen Fehler gemacht. Er war natürlich auch sehr stark. Und es ist schwer nach 15 Tagen noch was Positives zu sagen, ich bin einfach nur enttäuscht“, so der Gelderlander direkt nach der Zielankunft.
Ein starkes Rennen fuhr Arndt. Er gewann den Sprint der ersten Verfolger. "Ich habe mich heute gut gefühlt und wollte um den Sieg mitfahren – bin auch ganz gut über die Kuppen gekommen. Schade, dass die anderen beiden weggefahren sind", sagte er im Ziel gegenüber radsport-news.com.
Buchmann-Aus überschattet den Tag
Überschattet wurde die Etappe vom Ausscheiden Buchmanns, der in einen Massencrash verwickelt war und mit drei weiteren Fahrern das Rennen nicht fortsetzen konnte. "Den Sturz am Anfang habe ich nicht mitgekriegt, weil ich schon in der Gruppe war“, so Arndt. "Ich habe mich dann etwas gewundert, warum wir angehalten wurden. Aber als es uns erklärt wurde, habe ich es natürlich verstanden", blickte der 29-Jährige auf die 20-minütige Neutralisation des Rennens nach dem Massensturz zurück. Diese begründete sich darin, dass zu viele das Rennen begleitende Mediziner bei den Sturzopfern bleiben mussten, als dass ein weiterfahrendes Feld noch hätte abgedeckt werden können.
An der Spitze des Gesamtklassements und in den Sonderwertungen änderte sich nichts. Bernal führt weiterhin mit 1:33 Mnuten Vorsprung vor Simon Yates (BikeExchange). Peter Sagan (Bora – hansgrohe) vergrößerte durch die Aufgabe Giacomo Nizzolos (Qhubeka – Assos) seinen Vorsprung in der Punktewertung auf nunmehr 22 Zähler. Neuer Zweitplatzierter ist Davide Cimolai (Israel Start-Up Nation). In der Bergwertung führt weiterhin Geoffrey Bouchard (AG2R – Citroën) vor Bernal.
So lief das Rennen:
Vom Start weg setzte sich bei Seitenwind eine letztendlich 15-köpfige Spitzengruppe ab. Nur zwei Kilometer später gab es im Peloton einen Massensturz, bei dem mindestens 15 Fahrer am Boden lagen. Buchmann, Jos van Emden (Jumbo – Visma), Natnael Berhane (Cofidis) und Ruben Guerreiro (EF Education – Nippo) mussten das Rennen infolge des Sturzes aufgeben.
Die Ausreißer, zu denen unter anderen Maximilian Walscheid (Qhubeka – Assos), Nikias Arndt (DSM), Bauke Mollema (Trek – Segafredo) und Juan Sebastian Molano (UAE Emirates) gehörten, fuhren maximal 17:21 Minuten Vorsprung heraus. Das Feld hatte kein Interesse die Spitzengruppe einzuholen und schnell war klar, dass einer der Ausreißer gewinnen würde.
31 Kilometer vor dem Ziel eröffnete Riesebeek mit einer Attacke das Spiel um den Tagessieg. Der Versuch des Niederländers wurde allerdings von einem Kameramotorrad vereitelt. Es dauerte neun Kilometer, bis sich Campenaerts, Torres und Riesebeek erneut vom Rest absetzen konnten. Das Trio begann die vorletzte Bergwertung 18 Kilometer vor dem Ziel mit 30 Sekunden Vorsprung. Im Hintergrund zerfiel die Verfolgergruppe in ihre Einzelteile. Quinten Hermans (Intermarché – Wanty), Dario Cataldo (Movistar), Simone Consonni (Cofidis), Harm Vanhoucke (Lotto Soudal), Arndt und Mollema formten die neue zweite Gruppe, während Torres vorne bei inzwischen strömendem Regen auf den letzten Metern des Anstiegs reißen lassen musste.
Nach der Abfahrt arbeitete die Verfolgergruppe gut zusammen, während Riesebeek und Campenaerts sich nicht hundertprozentig einig zu sein schienen. Vor allem der Niederländer setzte Nadelstich um Nadelstich, die der Belgier aber stets beantworten konnte. Am letzten Hügel vier Kilometer vor dem Ziel hatten die Ausreißer noch 15 Sekunden Vorsprung. Kurz vor der Kuppe griff Campenaerts an, er ging mit einigen Metern Vorsprung in die kurze Abfahrt und das technische Finale. Kurz vor dem Teufelslappen kamen beide wieder zusammen. Der Alpecin-Fahrer ging nicht mehr in die Führungsposition. 250 Meter vor dem Ziel aber setzte er überraschend früh zum Sprint an. Auf den letzten 100 Metern fehlte ihm dann die Kraft. Campenaerts zog vorbei und gewann die Etappe. Arndt gewann sieben Sekunden später knapp den Sprint der Verfolger vor Consonni.
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