Belgier gewinnt 2. Giro-Etappe

Merlier jubelt erstmals bei einer Grand Tour

Foto zu dem Text "Merlier jubelt erstmals bei einer Grand Tour"
Ein W für Wouter - Tim Merlier (Alpecin - Fenix) feiert seinen Sieg auf der 2. Giro-Etappe. | Foto: Cor Vos

09.05.2021  |  (rsn) - Als er am Ende der 2. Giro-Etappe als Erster über die Ziellinie jagte, formte Tim Merlier (Alpecin - Fenix) die Hände zu einem W. So erinnerte der 28-jährige Belgier im Moment des bisher größten Erfolgs seiner Karriere an seinen vor genau zehn Jahren am 9. Mai auf der damaligen 3. Etappe der Italien-Rundfahrt tödlich verunglückten Landsmanns Wouter Weylandt.

Merlier krönte nach 179 weitgehend ereignislos verlaufenen Kilometern von Stupinigi nach Novara souverän die perfekte Vorarbeit seiner Teamkollegen, die ihn 250 Meter vor dem Ziel abgeliefert hatten. Von dort aus trat Merlier kraftvoll an und ließ in einem langgezogenen Sprint die beiden Italiener Giacomo Nizzolo (Qhubeka - Assos) und Elia Viviani (Cofidis) sowie den Niederländer Dylan Groenewegen (Jumbo - Visma) hinter sich.

"Ich bin sehr glücklich und sehr stolz auf diesen Sieg. Ich wusste, dass der Kreisverkehr im Finale sehr wichtig sein würde. Und ich wusste, dass ich in einer guten Position war. Als wir da rauskamen, dachte ich nur, dass wir schneller, schneller, schneller fahren müssen“, schilderte der Etappengewinner das Finale und lobte seine Helfer: “Alex (Krieger) und Dries (De Bondt) haben mich in eine perfekte Position gebracht. Ich bin schon früh losgezogen, aber am Ende hat es gereicht. Ein großer Sieg“, kommentierte er seinen bisher 13. Sieg als Profi, der zugleich sein erster bei einer Grand Tour war.

Dagegen musste sich Europameister Nizzolo zum zehnten Mal in seiner Laufbahn mit einem zweiten Giro-Etappenplatz begnügen "Heute waren alle noch frisch. Dadurch wurde es zu einem chaotischen Sprint. Ich war am richtigen Hinterrad, aber mir fehlte ein bisschen die Kraft, um mithalten zu können“, sagte der Teamkollege von Max Walscheid, der sich in den Dienst des Italieners gestellt hatte. “Der Beste hat heute gewonnen. Ich fühlte mich gut. Bei anderen Sprints werde ich dabei sein, heute war es etwas zu flach, was mir nicht so liegt. Aber ich habe gezeigt, dass ich mithalten kann", sieht Nizzoli opitimistisch in Richtung der weiteren Etappen.

Sagan im Finale eingebaut - und dennoch Fünfter

Als Etappenfünfter zeigte auch Peter Sagan (Bora - hansgrohe), dass in den Sprintankünften dieses Giro mit ihm zu rechnen sein wird. Allerdings war der Slowake im heftig umkämpften Finale mehrmals eingebaut und musste sich resolut in eine günstigere Position bringen. Es reichte dann doch nicht ganz, um bei den Besten dieses Tages mitzuhalten. Als bester deutscher Teilnehmer belegte der Cottbuser Max Kanter (DMS) den zwölften Platz, knapp hinter Caleb Ewan (Lotto Soudal), der als einer der großen Favoriten gehandelt wurde, letztlich aber nicht über den zehnten Platz hinaus kam.

Ganz nach Wunsch verlief die Etappe dagegen für Auftaktsieger Filippo Ganna (Ineos Grenadiers). Der Italiener gewann den zweiten Zwischensprint des Tages und konnte dank der Zeitbonifikation den Vorsprung gegenüber seinem Landsmann Edoardo Affini (Jumbo - Visma) auf 13 Sekunden ausbauen. Als bester deutscher Teilnehmer bleibt Walscheid Achter (+0:22).

“Ich bin den Bonus-Sprint gefahren, um den anderen die Bonifikation zu nehmen. Ich habe an die kommenden Tage gedacht, wenn (die Teamkollegen) Egan (Bernal) oder Pavel (Sivakov) um das Maglia Rosa kämpfen. Ich habe gesehen, dass es Remco (Evenepoel) auch versuchte. Aber Gianni (Moscon) und ich haben gute Arbeit geleistet“, sagte Ganna nach seinem ersten Tag im Rosa Trikot.

Vincenzo Albanese (Eolo - Kometa) gewann aus der Gruppe des Tages heraus die einzige Bergwertung des Tages und übernahm das erste Maglia Azzurra der Rundfahrt. Merlier ist neuer Führender der Punktewertung, Ganna bleibt Spitzenreiter der Nachwuchswertung, Jumbo - Visma behauptete seine Führung in der Teamwertung.

So lief das Rennen:

Vor dem Start im norditalienischen Stupinigi gedachte der Giro d’Italia des vor zehn Jahren am 9. Mai 2011 bei einem Sturz auf der damaligen 3. Etappe tödlich verunglückten Wouter Weylandt. Als Ehrengäste eingeladen, sprachen seine Lebensgefährtin An-Sophie De Graeve und seine Schwester Elke Weylandt bei einer kleinen Zeremonie einige Worte, ehe das Rennen freigegeben wurde.

Gleich nach dem scharfen Start lösten sich die Italiener Filippo Tagliani (Androni Giocattoli - Sidermec), Umberto Marengo (Bardiani - CSF) und Albanese aus dem Feld, das den Ausreißern maximal 4:40 Minuten Vorsprung zugestand. Zunächst sorgten Gannas Helfer für kontrolliertes Tempo im Feld. Sie erhielten nach etwa 50 Kilometern Unterstützung von den Sprinterteams Lotto Soudal, Jumbo - Visma und Alpecin - Fenix, wodurch sich der Abstand schnell auf unter drei Minuten reduzierte.

Nach 95 Kilometern gewann Albanese souverän die einzige Bergwertung des Tages (4. Kat.) und sicherte sich damit auch das erste Bergtrikot dieses Giro. Der 24-jährige Italiener hatte zehn Kilometer später allerdings Materialpech. Da der nötig gewordene Radwechsel nicht wie geplant funktionierte, büßte Albanese fast 1:40 Minuten ein und verschwand kurz darauf im Feld, das nur noch rund 1:30 Minuten hinter dem Spitzenduo lag.

Beim ersten Zwischensprint, an dem knapp 40 Kilometer vor dem Ziel maximal zwölf Punkte zu holen waren, sorgten die kurz hintereinander angebrachte 40-Kilometer- und die Sprintmarkierung für Verwirrung. Tagliani setzte sich zunächst vor Marengo durch. Die Verfolger sprinteten dagegen zu früh, ehe Gaviria den Fehler zuerst bemerkte und sich Platz drei vor Viviani holte, der zu früh aus dem Sattel gegangen war. 27 Kilometer vor dem Ziel wurden auch die beiden letzten Ausreißer vom aufmerksamen Feld gestellt. Zweitausend Meter später gewann Ganna den Zwischensprint um die drei Bonussekunden vor Remco Evenepoel (Deceuninck – Quick-Step) und Gianni Moscon (Ineos Grenadiers).

Alpecin und Cofidis dominieren das Finale

Auf den letzten 20 Kilometern versuchten die Sprintermannschaften, ihre Kapitäne in die bestmögliche Position zu bringen. Dabei zeigte sich auch Ineos Grenadiers bis weit ins Finale hinein an der Spitze, um jedes Risiko für Kapitän Ganna zu minimieren. Während Alpecin und Cofidis mit mehreren Helfern für Merlier und Viviani das Geschehen unter Kontrolle hatten, war Sagan auf den letzten beiden Kilometern auf sich allein gestellt. Er versuchte mehrmals, unter robusten Schultereinsatz, seine Position zu verbessern.

Cofidis führte das Feld durch die letzte enge Kurve rund 600 Meter vor dem Ziel und lancierte Viviani den Sprint, den dann aber Merlier schon früh eröffnete, um sich letztlich souverän vor dem stark aufkommenden Nizzolo den bisher größten Erfolg seiner Karriere zu sichern. Dahinter zog Viviani noch auf den letzten Metern an Groenewegen vorbei, der zu spät reagierte, und holte sich den dritten Rang. Für Sagan, der auf den letzten Metern auch noch eingebaut war, blieb der fünfte Platz.

Deutlich schlechter lief es für Ewan, der sich mit dem zehnten Platz begnügen musste, und Fernando Gaviria (UAE - Team Emirates), der an der Bande entlang schrammte, nachdem ihm sein Anfahrer unfreiwillig den Weg verbaut hatte. Gaviria konnte nur knapp einen Sturz vermeiden und wurde auf Rang 24 gewertet.

Mehr Informationen zu diesem Thema

10.06.2021Buchmann startet bei der Tour von allen Fesseln befreit

(rsn) - Ursprünglich war Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) nicht für die diesjährige Tour de France vorgesehen. Doch nach seinem schweren Sturz und dem dadurch erzwungenen Ausscheiden beim Giro

31.05.2021Almeida: Sechster statt Vierter, aber trotzdem besser als 2020

(rsn) - Die Platzziffer am Ende des 104. Giro d'Italia war schlechter, als bei der 103. Auflage des Rennens, doch die Leistung von Joao Almeida (Deceuninck – Quick-Step) durfte man in den vergangene

31.05.2021Rosa nimmt Bernal endlich die große Last von Gelb

(rsn) – Der Sonntagnachmittag in Mailand war emotional für Egan Bernal. Am Ende des 30 Kilometer langen Abschlusszeitfahrens richtete er sich auf, breitete die Arme aus und rollte erleichtert über

31.05.2021White: Yates´ Tour-Teilnahme ist “höchst wahrscheinlich“

(rsn) – Schlecht war das Ergebnis von Simon Yates (BikeExchange) beim 104. Giro d´Italia nicht: Rang drei in der Gesamtwertung, er stand auf dem Podest. Und doch war es nicht das, wofür er vor dre

31.05.2021Walscheid: “Bin super zufrieden mit den drei Wochen“

(rsn) – Mit gleich drei Etappensiegen durch Mauro Schmid, Giacomo Nizzolo und Victor Campenaerts war Qhubeka Assos eine der Überraschungsmannschaften beim Giro d`Italia. Nur Ineos Grenadiers hatte

30.05.2021Sturz kostet Cavagna möglichen Sieg in Mailand

(rsn) - Rémi Cavagna (Deceuninck - Quick-Step) hätte das Abschlusszeitfahren des 104. Giro d'Italia in Mailand gewinnen können. Zumindest wäre es äußerst knapp zwischen ihm und dem vorher per De

30.05.2021Video: Bernals letzte Meter auf dem Weg zum Giro-Sieg

(rsn) - Mit dem Tagessieg vor dem Mailänder Dom hatte Egan Bernal (Ineos Grenadiers) erwartungsgemäß nichts mehr zu tun. Doch der Kolumbianer hat im Abschlusszeitfahren des 104. Giro d´Italia das

30.05.2021Ganna gewinnt Zeitfahren trotz Platten vor gestürztem Cavagna

(rsn) - Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) hat das abschließende Zeitfahren des Giro d’Italia in Mailand für sich entschieden. Der Italiener gewann nach 30,3 Kilometern vor Rémi Cavagna (Deceuninck

30.05.2021Bernal feiert Gesamtsieg, Ganna gewinnt Abschlusszeitfahren

(rsn) - Egan Bernal (Ineos Grenadiers) hat sich am Schlusstag des 104. Giro d`Italia sein Rosa Trikot nicht mehr abnehmen lassen und sich zum ersten Mal in seiner Karriere den Gesamtsieg der Italien-

30.05.2021Die Renneinsätze der deutschsprachigen Fahrer

(rsn) - Die Radsportsaison 2021 ist trotz der Corona-Pandemie in vollem Gang. Wir liefern Ihnen zu Beginn jeder Woche eine Aufstellung über die Einsätze der Profis aus Deutschland, Österreich, der

30.05.2021Bernal: “Nur mein Name auf der Giro-Trophäe zählt“

(rsn) – Erstmals ging Egan Bernal (Ineos Grenadiers) als Leader in die Schlusswoche einer der drei großen Landesrundfahrten. Nach 20 der 21 Etappen des Giro d’Italia hat er mit 1:59 Minuten auf d

30.05.2021Caruso war für Bardet Hilfe und Problem zugleich

(rsn) – Falls im abschließenden Zeitfahren keine Sensation passiert, wird das deutsche Team DSM den 104. Giro d’Italia ohne Tageserfolg verlassen. Nach einer schwierigen ersten Woche präsentier

Weitere Radsportnachrichten

25.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

25.04.2024Die Aufgebote für den 107. Giro d´Italia

(rsn) – Am 4. Mai beginnt in Venaria Reale nördlich von Turin mit dem Giro d’Italia (2.UWT) die erste Grand Tour des Jahres. Insgesamt 176 Fahrer aus 22 Teams nehmen die 107. Ausgabe der Italien-

25.04.2024Teutenberg jubelt zum Auftakt der Tour de Bretagne

(rsn) - Nachdem er in seinen ersten drei U23-Jahren vergeblich einem UCI-Sieg hinterhergejagt war, eilt Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) in dieser Saison von Erfolg zu Erfolg. Nach sei

25.04.2024Lechner sorgt für den ersten UCI-Saisonsieg einer Deutschen

(rsn) – Corinna Lechner vom Bundesliga-Team Wheel Divas aus Berlin hat für den ersten Saisonsieg einer deutschen Frau auf UCI-Niveau gesorgt. Die 29-Jährige, die am 14. April bereits Dritte beim e

25.04.2024Romandie-Prologsieger Zijlaard bricht sich Ellenbogen

(rsn) – Nur zwei Tage nach seinem Triumph im Prolog der Tour de Romandie (2.UWT) hat Maikel Zijlaard (Tudor) einen heftigen Rückschlag hinnehmen müssen. Wie der 24-jährige Niederländer gegenüb

25.04.2024Bike-Aid: Dorn hat in der Türkei das Bergtrikot “ziemlich save“

(rsn) – Das deutsche Kontinental-Team Bike Aid ist weiterhin der Aktivposten der Türkei-Rundfahrt (2.Pro). Am fünften Tag in Folge war die saarländische Equipe in der Ausreißergruppe vertreten

25.04.2024Nys krönt ersten Ausreißversuch der Karriere, Lipowitz Vierter

(rsn) – Ein 21-Jähriger Crossspezialist aus Belgien hat bei der Tour de Romandie (2.UWT) für die nächste Überraschung gesorgt. Thibau Nys (Lidl - Trek) entschied auf der 2. Etappe die erste Berg

25.04.2024Jakobsen gibt Andresen Grünes Licht für den zweiten Etappensieg

(rsn) – Tobias Lund Andresen (dsm-firmenich – PostNL) hat mit dem zweiten Tagessieg in Folge seine Führung in der Gesamtwertung der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) ausgebaut. Der 21-jährige Däne

25.04.2024Drei Bergankünfte, Sprints, Windkantengefahr & Teamzeitfahren

(rsn) – Nachdem die Spanien-Rundfahrt im vergangenen Jahr von Torrevieja an der Costa Blanca vorbei an Madrid in den Norden nach Asturien an den Atlantik und zur abschließenden Bergankunft an den L

25.04.2024Zwölf deutsche Profis auf vorläufiger Startliste des Giro d´Italia

(rsn) – Insgesamt zwölf deutsche Profis werden nach aktuellem Stand am 4. Mai den 107. Giro d’Italia in Angriff nehmen, wie aus der vom Veranstalter RCS Sport veröffentlichten vorläufigen Start

25.04.202422 Teams am Start der 3. Tour de France Femmes

(rsn) – Mit insgesamt 22 Teams wird am 12. August im niederländischen Rotterdam die 3. Tour de France Femmes (2.WWT) gestartet. Beim Grand Départ dabei sein werden auch die beiden deutschen Frauen

24.04.2024Highlight-Video der 1. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Der Franzose Dorian Godon (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat sich die 1. Etappe der Tour de Romandie gesichert. Nach 165,7 Kilometern vom Château-d´Oex nach Fribourg, wobei sechs Bergwer

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Gracia Orlová (2.2, CZE)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of the Gila (2.2, USA)