Scharfe Kritik an RCS

Androni-Teamchef Savio über die Giro-Wildcards: “Eine Schande“

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Gianni Savio (links) 2017 mit dem damals noch für Androni Giocattoli fahrenden Egan Bernal. | Foto: Cor Vos

11.02.2021  |  (rsn) - Als am Mittwoch die Wildcards für den Giro d'Italia vergeben wurden, sorgte das für Aufruhr in der Szene. RCS Sport hat neben den 19 WorldTeams und dem automatisch über die Weltrangliste qualifizierten Alpecin - Fenix noch drei weitere ProTeams einladen dürfen und sich dabei voll auf italienische Rennställe konzentriert. Das an sich war zumindest nicht unerwartet - auch wenn man dadurch Ex-Giro-Sieger Nairo Quintana, der in den vergangenen Wochen immer wieder betonte, dass er mit seinem französischen Team Arkéa - Samisc gerne starten würde, nicht berücksichtigte.

Doch die große Überraschung war, auf welche drei italienischen Teams die Wahl von RCS Sport fiel: Bardiani - CSF, Vini Zabu und das neue Team Eolo - Kometa. Androni Giocattoli - Sidermec, in den Jahren 2017, 2018, 2019 und 2020 stets bester italienischer Rennstall der Weltrangliste, blieb genau wie Quintanas Mannen außen vor. Ein Schock war das vor allem für Teamchef Gianni Savio, ein Urgestein des italienischen Radsports.

Der 72-Jährige bezeichnete die Entscheidung von RCS gegenüber OA Sport als "Schande" und erklärte, dass sie ihn daran zweifeln ließe, ob er im Radsport bleiben wolle. "Wenn ich in einem unfairen System leben muss, in dem solche beschämenden Entscheidungen getroffen werden, weiß ich nicht, ob ich weitermachen möchte", sagte er. "Ich werde darüber nachdenken. Ich sage nicht, dass ich aufhören werde, aber ich sage auch nicht, dass ich weitermache. Ich habe einen Kampfgeist in meiner DNA, aber ich will auch nicht der Don Quijote sein."

Sportlich sprach alles für Androni Giocattoli - Sidermec

Savio führte an, dass er die Giro-Wildcard-Vergabe sowohl aufgrund sportlicher Fakten, als auch aus ethischer Sicht nicht nachvollziehen könne. "Dass ich das als sportliche Schande bezeichne, basiert auf objektiven Zahlen", erklärte er: "In den letzten vier Jahren waren wir das beste italienische Profi-Team der UCI-Rangliste. Dasselbe gilt für den Coppa Italia, in dem wir hinter dem UAE-Team 2020 Zweiter wurden. Außerdem standen wir letztes Jahr mit Simon Pellaud und Mattia Bais auf dem Podium des Giro. Vor zwei Jahren haben wir mit Fausto Masnada eine Etappe gewonnen."

Und Savio hat Recht: All diese Fakten heben sein Team sportlich tatsächlich von den anderen italienischen ProTeams ab. Der letzte Giro-Etappensieg eines seiner Konkurrenten um die Wildcards 2021 war der von Bardianis Nicola Boem im Jahr 2015. 2020 wurde Pellaud zum kämpferischsten Fahrer der Italien-Rundfahrt und Bais holte die Wertung der meisten Fluchtkilometer. Außerdem bekam das beste italienische Coppa-Italia-Team bis 2019 stets eine Wildcard für den Giro garantiert. Dieses Agreement lief aber vor zwei Jahren aus. RCS Sport darf völlig frei wählen.

Verständnis für Einladung von Eolo - Kometa und Bardiani - CSF

Doch auch abseits der ergebnisorientierten Fakten versteht Savio die Entscheidung der Giro-Organisatoren nicht. Er betonte gegenüber OA Sport, dass sein Rennstall viele große Fahrer hervorgebracht habe, während andere Teams sich die Talentförderung zwar auf die Fahne schrieben, dann aber wenig Zählbares herauskam. Neben Giro-Etappensieger Masnada deutete Savio auch auf den heutigen Deceuninck-Sprinter Davide Ballerini hin oder auf die Ineos Grenadiers-Asse Ivan Sosa und Egan Bernal - alles ehemalige Savio-Schützlinge. "Viele Teams sprechen über ihre Projekte, aber wir können unseres auch mit Fakten belegen", so der 72-Jährige.

Dass Eolo - Kometa, das von Alberto Contador und Ivan Basso geführt wird, eingeladen wurde, kann Savio noch verstehen. Schließlich ist Eolo ein wichtiger Sponsor der RCS-Rennen. "Bardiani hat außerdem eine größere Team-Geschichte als wir und mit Giovanni Visconti und Enrico Battaglin starke Einkäufe getätigt", zeigte Savio auch Verständnis für die zweite Wahl von RCS und erklärte dann: "Aber Vini Zabu - KTM hat seine besten Fahrer verloren und war uns in der UCI-Rangliste und dem Coppa Italia immer unterlegen. Sie haben auch keine jungen Fahrer ausgebildet, haben kein Projekt. Da stimmt etwas nicht."

"Mit dem System stimmt etwas nicht"

Außerdem wies Savio auch darauf hin, dass der Fahrer Matteo Spreafico im Oktober zweimal positiv auf Enobosarm getestet und deshalb vom laufenden Giro d'Italia ausgeschlossen wurde. Spreafico fuhr zu diesem Zeitpunkt für Vini Zabu - KTM, nachdem er im Sommer von Savios Team dorthin gewechselt war.

"Das zeigt, dass das derzeitige System sportliche, ethische und moralische Werte nicht berücksichtigt" sagte Savio deshalb abschließend über die Wildcard-Vergabe. "Ich weiß nicht, was die Gründe sind. Aber ich weiß, dass die Auswahl auf sportlichen Kriterien basieren sollte. Mit dem System stimmt etwas nicht. Ich betrachte mich als einen der letzten Mohikaner. Leider hat der Gott des Geldes fast alles verschluckt."

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