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09.02.2021 | (rsn) - Thibaut Pinot (Groupama - FDJ) hat sich in einem großen Interview mit der L'Equipe gegen die sogenannten TUEs und die Nutzung von Kortikosteroiden wie Kortison aber auch gegen die Nutzung von Ketonen im Radsport ausgesprochen. Der Franzose erklärte außerdem, dass es seinem Eindruck nach noch immer den von den Franzosen in den frühen 2000er Jahren oft zitierten "Radsport der zwei Geschwindigkeiten" gebe.
Pinot ging in dem Interview ausgiebig auf sein Verletzungspech der letzten beiden Jahre ein - 2019 war er nah am Gelben Trikot der Tour de France, als er mit Knieschmerzen aufgeben musste. 2020 stürzte er am Auftakttag und stieg später mit Rückenproblemen aus, die auf Frakturen am Kreuzbein und Becken zurückzuführen waren und ihn dann auch bei der Spanien-Rundfahrt zur Aufgabe zwangen.
Anschließend legte er eine sechswöchige Pause ein, doch die Schmerzen waren wegen einer noch immer anhaltenden Prellung auch im November noch da, erklärte er nun. Deshalb sei er dann mit Kortison behandelt worden - ein Mittel, das im Wettkampf verboten ist, außerhalb des Wettkamps aber benutzt werden darf.
"Wir hätten es viel früher benutzen sollen, aber ich hatte mich geweigert", erklärte Pinot nun und betonte: "Ich war aus ethischer Sicht immer dagegen. Aber da wir in der Saisonpause mitten im Winter waren, habe ich zugestimmt. Es ging wirklich nur darum, zu heilen. Ich hätte es niemals zwischen zwei Rennen genommen."
Hätte Kortison Pinot 2019 aufs Podium von Giro und Tour gebracht?
Der 30-Jährige erklärte, dass die Injektion der Kortikosteroide einen so großen Effekt auf seinen Körper gehabt habe, dass er sich anschließend fragte, was wohl in seiner Karriere anders gelaufen wäre, wenn er früher darauf zurückgegriffen hätte. "Ich habe mich gefragt, welche Rennen ich wohl alle zu Ende gefahren wäre", so Pinot, der sowohl beim Giro d'Italia als auch der Tour de France 2019 jeweils erst kurz vor Schluss aufgab und bei beiden Rennen zumindest auf Podiumskurs war - wenn nicht sogar mehr.
Pinot gab zu, dass ihm diese Gedanken zugesetzt hätten, bekräftigte aber noch einmal, an seiner Einstellung nichts geändert zu haben. Er wolle zu sich stehen und seine Karriere so zu Ende bringen, auch wenn er genau weiß, dass andere Kollegen sich TUEs - sogenannte Sondergenehmigungen zum therapeutischen Gebrauch von eigentlich verbotenen Mitteln - besorgen und beispielsweise Kortikosteroide auf diese Weise in der Wettkampfvorbereitung einnähmen.
"Die Effekte halten drei Wochen an. Manche machen es direkt vor Rennen - außerhalb des Wettkampfs, aber der Effekt bleibt. Ich bin absolut dagegen, aber ich glaube der Radsport läuft noch immer auf zwei Geschwindigkeiten", meinte Pinot und betonte: "In meinen Augen hat ein Kerl mit einer TUE auf dem Rad nichts zu suchen. So jemand ist nicht fit für den Wettkampf. Ich verstehe nicht, wie es sein kann, dass manche auf Kortison Radrennen fahren." Wenn man es zur Heilung benötige, sei es okay, aber dann sollte es eine vierwöchige Zwangspause geben, meinte er.
Gebrauch von Ketonen sieht Pinot ebenfalls kritisch
Kritisch äußerte sich Pinot auch über künstliche Ketone, die sowohl außerhalb als auch im Wettkampf erlaubt sind und beispielsweise vom Team Jumbo - Visma offen benutzt werden. Der Franzose findet, dass auch ihr Einsatz hinterfragt werden sollte. "Warum werfen Fahrer ihre Wasserflaschen im Rennen auf die Felder, aber behalten ihre kleinen Ketonfläschchen in ihren Taschen? Das verstehe ich nicht", merkte Pinot an.
"Es heißt, es helfe Dir lediglich dabei, Gewicht zu verlieren. Aber das ist eben das Schwerste im Radsport: nicht sechs oder sieben Stunden zu fahren, sondern Gewicht zu machen - abzunehmen, ohne Kraft zu verlieren. Bestimmte Studien haben ergeben, dass sie (die Ketone, Anm. d. Red.) dem Körper das Wasser entziehen. Wenn das der Fall ist, hätte das schon einen riesigen Effekt."
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