Niederländer wartet daheim auf zahlreiche OPs

Jakobsen: “Ich hatte Angst, es nicht zu überleben“

Von Kevin Kempf

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Fabio Jakobsen (Deceuninck - Quick-Step) während der 1. Etappe der Polen-Rundfahrt 2020. | Foto: Cor Vos

18.08.2020  |  (rsn) - Einen Tag nach dem Gesundheitsupdate von Remco Evenepoel (Deceuninck – Quick-Step) hat sich nun auch dessen bei der Polen–Rundfahrt gut eine Woche zuvor schwer gestürzter Teamkollege Fabio Jakobsen in einem Offenen Brief auf der Teamhomepage zu Wort gemeldet. Der Niederländer erklärte darin, dass er im Krankenhaus in Polen Angst um sein Leben hatte, nachdem er wieder bei Bewusstsein war.

"Mein Sturz in Polen ist jetzt zwei Wochen her. Die Notärzte und Krankenschwestern im Zielbereich haben mein Leben gerettet, dafür bin ich extrem dankbar", so Jakobsen schriftlich. "Ich lag eine Woche auf der Intensivstation des St. Barbara Krankenhauses in Sosnowiec, wo man mich sofort fünf Stunden lang operiert und mir so eine Überlebenschance gegeben hat. Ich bin allen Mitarbeitern des Krankenhauses sehr dankbar. Es war eine schwere, dunkle Periode für mich auf der Intensivstation. Ich hatte Angst, es nicht zu überleben."

Jakobsen wurde am vergangenen Mittwoch ins Universitäts-Klinikum von Leiden verlegt, wo er weiterbehandelt wurde. Der 23-Jährige hatte bei dem Unfall in Katowice ein Schädel-Hirn-Trauma zugezogen, sämtliche Zähne verloren und sich den Gaumen gebrochen. Inzwischen ist er aber wieder in heimatlichen Gefilden.

"Schritt für Schritt kann ich unabhängiger leben. Zurzeit bin ich zu Hause, wo die Wunden in meinem Gesicht und die anderen Verletzungen weiter heilen können. Außerdem muss ich mir wegen einer schweren Gehirnerschütterung in den nächsten Monaten viel Ruhe gönnen", so Jakobsen. "In den kommenden Wochen und Monaten werde ich mehrere Operationen und Behandlungen über mich ergehen lassen, um meine Gesichtsverletzungen zu beheben."

Ob Jakobsen je wieder Radrennen fahren wird, ist ungewiss

Der Niederländische Meister dankte außerdem allen, die ihm Nachrichten zukommen haben lassen und ihn unterstützt haben. Das habe ihm "enorm viel Kraft gegeben". Jetzt könne er langsam in die Zukunft schauen. Jakobsen, der nach dem schweren Unfall im Massensprint der 1. Etappe der Polen-Rundfahrt in Lebensgefahr schwebte, soll sich wohl wieder vollständig erholen können, meinen die Ärzte - wenn auch mit Hilfe zahlreicher chirurgischer Eingriffe. Sein Zentrales Nervensystem soll unversehrt sein. Ob er aber jemals wieder ein Profi-Radrennen bestreiten wird, das steht in den Sternen.

Weiteren Dank sprach der zweifache Vuelta-Etappensieger des vergangenen Jahres seinem polnischen Chirurgen Dr. Rafael, seinem Mannschaftsarzt Dr. Vanmol, sowie Teamchef Patrick Lefevere, der Jakobsens Familie nach Polen hatte fliegen lassen, aus. Auch Agata Lang, Tochter des Rennorganisators Czeslaw Lang, und ihre Familie, die sich im Namen der Polen-Rundfahrt um Jakobsens Familie gekümmert hatten, wollte der Niederländer noch explizit erwähnen.

Groenewegen will sich möglichst bald entschuldigen

Ob Jakobsen inzwischen Kontakt zu Dylan Groenewegen (Jumbo - Visma) hatte, ist unbekannt. Groenewegen hatte den Sturz seines Landsmannes ausgelöst, indem er ihn in Richtung Bande abgedrängt hatte. Groenewegen wurde disqualifiziert und die UCI leitete eine Untersuchung der Disziplinarkommission gegen ihn ein. Der Jumbo-Visma-Sprinter selbst entschuldigte sich im niederländischen Fernsehen unter Tränen für den Vorfall und erklärte auch, er wolle möglichst bald persönlichen Kontakt zu Jakobsen haben, um sich bei ihm zu entschuldigen.

Jakobsens Teamchef Lefevere aber kündigte direkt nach dem Unfall an, rechtlische Schritte gegen Groenewegen einleiten zu wollen und hält daran weiterhin fest. Vor wenigen Tagen erklärte er gegenüber Het Nieuwsblad zwar, dass er seine erste Aussage, er wolle Groenewegen im Gefängnis sehen, zurücknehme, dass er aber trotzdem weiter juristische Schritte plane und hoffe, dass Jakobsen und seine Familie dies auch tun würden.

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