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10.11.2019 | (rsn) - Hallo aus Padang, Sumatra, Indonesien! Ich habe es tatsächlich bis zur letzten Etappe geschafft und darf/muss heute noch ein letztes Mal in diesem Jahr zu einem Radrennen starten. Am Morgen ging es an der Küste entlang wieder über zwei Stunden zurück Richtung Zielort von gestern, nur um im Rennen dann die selbe Strecke wieder in die andere Richtung zurück zum Hotel zu fahren.
Die 9. Etappe führte über nur 108 Kilometer, allerdings mit viel Auf und Ab und drei Bergwertungen. Um die sollte es noch einen harten Kampf der philippinischen Teams geben, denn die ersten beiden Fahrer der Gesamtbergwertung lagen nur zwei Punkte auseinander. Das Gesamtklassement war hingegen gemacht.
Vor dem Start ließ ich wie jeden Tag etwas Luft aus meinen Reifen, denn unser Mechaniker pumpt sie immer zu stark auf - wie übrigens fast alle Mechaniker, egal was man ihnen sagt. Außerdem trug ich alle Koffeingels zusammen, die ich finden konnte, um die Etappe mit so viel Koffein wie möglich zu überstehen. An meinem schlechten Zustand hatte sich nicht viel geändert, doch ich wollte es unbedingt ins Ziel schaffen. Das Feld war auf mittlerweile nur noch 65 Fahrer geschrumpft und auch wir gingen nur noch zu viert an den Start.
Der Startbereich war derselbe wie der von der 2. Etappe vor zwei Jahren. Damals war ich hier im Gelben Trikot gestartet, nun als Vorletzter mit zweieinhalb Stunden Rückstand. Meine Zielsetzung war schlicht und einfach, es noch einmal innerhalb des Zeitlimits ins Ziel zu schaffen. Das Ziel befand sich dort, wo ich damals die 1. Etappe gewonnen hatte. Schon traurig, was aus mir geworden ist, nur noch ein Schatten meiner selbst.
Es ging wieder sehr schnell los, als ob es nicht der neunte Renntag wäre, und auf den ersten flachen 30 Kilometern konnte sich keine Gruppe absetzen. Also ging es geschlossen in die erste steile Rampe hinein und ich konnte mich gerade so noch am Ende des Feldes festbeißen. An der ebenso steilen ersten Bergwertung wurde wieder hart attackiert und es war um mich geschehen, oben bei Kilometer 35 war ich abgehängt. Diesmal zum Glück nicht alleine, sondern es fand sich recht schnell eine 12-Mann-Gruppe zusammen.
Wenn ich mich in dieser Gruppe würde halten können, sah es gut für mich aus. Auf den nun folgenden 30 Kilometern bis zur zweiten Bergwertung folgte Rampe auf Rampe, eine steiler als die andere und mit ebenso steilen und sehr kurvigen Abfahrten dazwischen. Es war nochmals eine elendige Schinderei, meinen malträtierten Körper dort hinauf zu wuchten, teilweise musste ich Schlangenlinien fahren. Den anderen Fahrern meiner Gruppe, wovon ich die Hälfte kannte, ging es allerdings auch nicht besser, und so waren wir im Leiden vereint.
Als wir endlich die letzte Bergwertung dieser Rundfahrt erreicht hatten, brach kurz Jubel aus und wir beglückwünschten uns gegenseitig, denn nun ging es nur noch 30 Kilometer flach ins Ziel. Diese waren allerdings sehr windig und es wurde übertrieben hart gefahren, so dass ich nur noch kurze Führungen fahren konnte. Wir holten sechs Fahrer inklusive meines Teamkollegen James ein. Ich ermahnte mich, bis zum Ende hoch konzentriert zu bleiben, denn in der Stadt standen die Leute dicht gedrängt am Straßenrand und es war durch einige Richtungsänderungen und Schlaglöcher bei unserem sehr hohen Tempo nicht ungefährlich.
Schließlich hatte ich es tatsächlich geschafft und rollte hinten in der Gruppe über den Zielstrich. Mit fiel wieder ein, dass ich vor zwei Jahren etwas traurig war, dass es nach neun Tagen schon vorbei war und gerne noch weiter gefahren wäre. Dieses Mal hätte ich überhaupt keine Lust, auch nur einen Tag länger zu fahren. Vorne gab es quasi den einzigen Massensprint einer 30-Mann-Gruppe dieser Rundfahrt und Loic wurde Neunter der Etappe und Vierter der Gesamtwertung. Leider musste mein Teamkollege Jerome am letzten Tag noch aufgeben, weil er komplett leer war, und wir beendeten mit nur drei Fahrern die Rundfahrt. Gesamtsieger wurde Jesse Ewart von Sapura, der das Gelbe Trikot praktisch von Start bis Ziel trug.
Nun bin ich heilfroh und erleichtert, dass die Rundfahrt endlich zu Ende ist, und werde erstmal eine längere Pause einlegen, um mich davon zu erholen. Es war die härteste Rundfahrt, die ich je gefahren bin und meine Leistung war grottenschlecht. Das hätte ich natürlich nicht erwartet, denn vorher hatte ich mich gut gefühlt und gedacht, ich sei gut drauf. Aber irgendwie ist alles zu viel geworden und die beiden Stürze sowie diverse andere Probleme taten ihr Übriges. Ich kann mir jedenfalls nur zu Gute halten, dass ich mich durchgebissen und nicht aufgegeben habe, was eine enorme Willensleistung war.
Morgen früh geht es nach Kuala Lumpur, wo ich mit Peter noch eine Nacht verbringen werde, bevor ich am Dienstag nach über zwei Monaten in Südostasien (Indonesien, Thailand, Malaysia) zurück nach Deutschland fliegen werde. Es war trotz der harten letzten Tage insgesamt eine tolle Zeit mit vielen schönen Erlebnissen. Peter ist hier eine wirklich gute Rundfahrt gefahren, kam zwei Mal in den Top Ten ins Ziel und wurde in der Gesamtwertung 18. Für die nächste Saison, erneut mit mir beim Veloclub Ratisbona Regensburg, ist von ihm einiges zu erwarten.
Abschließend möchte ich den geneigten Lesern für ihr Interesse an diesem und eventuell auch einigen der vorherigen sechs Tagebüchern, die ich dieses Jahr für Radsport News geschrieben habe, danken. Leider konnte ich nicht viel von Erfolgen berichten, aber ich denke an Pleiten, Pech und Pannen sowie Leid und Schmerz hat es nicht gemangelt. Ich war dabei stets so ehrlich wie möglich und habe nichts beschönigt, was mir auch ein paar Probleme eingebracht hat.
Ich wünsche allen eine schöne Vorweihnachtszeit und bleibt dem Radsport gewogen!
Radfahrzeit: 3:36 h, in den letzten 10 Tagen 44:47 h (1560 km)
Transferzeit: 2:00 h, in den letzten 10 Tagen 32:05 h
Souvenir des Tages: ein Holzmodell mit elektrischer Lampe
Ihr findet mich ab nächsten Mittwoch in den Süßwarenabteilungen der Supermärkte.
Gez. Sportfreund Radbert
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