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11.10.2019 | (rsn) - Björn Thurau (Vito Feirense) beendet Ende dieser Saison seine Karriere. Im Interview mit radsport-news.com begründet der 31-Jährige diesen Schritt und blickt auf seine von Höhen und Tiefen geprägte Profi-Laufbahn zurück.
Sie beenden mit 31 Jahren Ihre Karriere. Aus welchen Gründen?
Björn Thurau: Ich habe nach reiflicher Überlegung keinerlei Sinn mehr darin gesehen, weiterhin auf Continental-Niveau zu fahren. Ich möchte in einem professionellen Umfeld fahren und das ist im Continental-Bereich meistens nicht gegeben, wie ich im Laufe der letzten drei Jahre gemerkt habe. Die Chance, nochmals in ein gutes Team zu kommen, sehe ich als zu gering an, die heutige WorldTour bietet doch nur sehr wenige Chancen, sich als Continental-Fahrer ausreichend zu empfehlen, gerade wenn man nicht mehr unter 30 ist. Etwas Glück gehört natürlich auch dazu, man muss die richtigen Leute als Befürworter für sich haben, unabhängig von der reinen Leistungsfähigkeit. Der wichtigste Punkt war aber, dass es frühzeitig im Jahr ein gutes interessantes Jobangebot für mich gab, mit Perspektive und Sicherheit ab 2020.
Wie geht es für Sie nun weiter?
Thurau: Es wird eine Umstellung werden, mein Alltag wird sich grundlegend ändern, was aber mit Sicherheit spannend sein wird. Ein neuer Lebensweg beginnt, der mir neue Perspektiven und Horizonte eröffnet. Eines kann ich jedoch mit Sicherheit sagen: Der Radsport wird auch in meinem neuen Lebensabschnitt eine Rolle spielen.
Wie bewerten Sie rückblickend Ihre Karriere?
Thurau: Zurück zu blicken hilft nicht sonderlich viel, denn so wie es aussieht, kann ich an meiner Karriere nichts mehr grundlegend ändern. Mit Sicherheit konnte ich nicht mein gesamtes Potenzial zeigen bzw. ausschöpfen, teils durch meine eigenen Fehler, aber auch durch andere Faktoren. Eines kann ich aber auch sagen: In meiner Karriere hatte ich einige gute Tage, auf die ich heute noch stolz bin. In Sachen Fluchtgruppen war ich einer der aktivsten deutschen Profis meiner Zeit, womit ich hin und wieder sicherlich für etwas Action gesorgt habe.
Ihre Karriere war voller Höhen und Tiefen, Rückschlägen und Comebacks. War das einfach nur Pech oder tragen Sie auch einen Teil Verantwortung dafür, dass Sie sich nicht auf höchstem Niveau etablieren konnten?
Thurau: Ob es Pech oder Schicksal war, weiß ich nicht, es gab einige ungünstige Umstände, die dazu beigetragen haben, dass ich nicht länger dort geblieben bin, wo ich von meiner Leistung her hingehörte. Manchmal verläuft eben alles etwas anders als erwünscht. Es gab Zeiten, da habe ich versagt dabei, deutliche Resultate zu liefern. Aber es gab nie Zeiten, in denen ich dachte, ich würde insgesamt versagen, von daher muss ich meine Karriere so nehmen, wie sie war.
Welche Lehren haben Sie aus den Rückschlägen gezogen?
Thurau: Niemals aufhören zu kämpfen! Kämpft man weiter, hat man immer die Möglichkeit, dass sich im Leben etwas ändert und die Zukunft Positives bringt.
Ihre beste Zeit hatten Sie von 2012 bis 2014 bei der französischen Equipe Europcar, ehe Sie dann zu Bora wechselten. Warum konnten Sie dort den Erwartungen nicht gerecht werden und warum haben Sie die Mannschaft nach nur einem Jahr Ende 2015 verlassen?
Thurau: Verpflichtet wurde ich als Leistungsträger, jedoch wurde ich meinem Empfinden nach nie als solcher behandelt. Es war für mich einfach nicht akzeptabel, vorgesagt zu bekommen, ob ich nun einen Smoothie oder eine Cola nach dem Rennen trinken darf, oder ob ich nur noch mit so und soviel Watt im Training fahren darf. Es fiel mir auch schwer hinzunehmen, dass es nicht positiv aufgenommen wurde, in taktischen Belangen meine Meinung offen zu äußern. Klar ist aber auch, im Nachhinein hätte ich mich etwas ruhiger und toleranter verhalten sollen, was durchaus ein Fehler meinerseits war. Es entstanden letztendlich immer größere Differenzen, dadurch ging mir die Freude und Lockerheit am Sport abhanden. Die vorzeitige Vertragsauflösung war eine logische Konsequenz für beide Seiten.
Ich habe einfach nicht in dieses System gepasst, und das hat mich daran gehindert, den nächsten Schritt zu gehen. Der eine kommt mit gewissen Führungsstilen zurecht, der andere wiederum nicht. Rückblickend hätte ich die damalige Offerte vom Team Quick-Step bevorzugen sollen, aber Entscheidungen sind nicht immer einfach, in diesem Fall war es eine Fehlentscheidung für die weitere Entwicklung.
Nachdem Sie im Jahr darauf bei Wanty Gobert wegen eines zu niedrigen Cortisolwertes aus der Dauphiné genommen und mit einer Schutzsperre belegt worden waren, ging es mit der Karriere bergab. Sehen Sie da einen Zusammenhang?
Thurau: Es war zunächst ein sehr gutes Jahr und ich hatte schon konkrete Gespräche mit dem einen oder anderen Team inklusive der sportlichen Leitung von Wanty. Nach der Dauphine waren allerdings einige Teams nicht mehr so sehr interessiert an meiner Person, offen ausgesprochen wurde das natürlich nie, aber mir war schon klar, es hatte etwas damit zu tun. Meine Leistungen über das Jahr hinweg waren mehr als ordentlich, somit hätte ich einen Platz finden müssen bei einem guten Team.
Wie kam es damals zu dem niedrigen Cortisolwert - können Sie nachvollziehen, dass dies in der Außenwirkung einem positiven Dopingtest gleichkam?
Thurau: Definitiv muss man das so sehen, wenn man es auf die breite Masse bezieht, was doch sehr traurig ist. Denn ich habe mir nichts zu Schulden kommen lassen. Die MPCC (die Teamvereinigung ‘Bewegung für einen glaubwürdigen Radsport‘, d. Red.) ist eine Organisation, die Ihre eigenen Regeln macht. Ob der Radsport die MPCC als Imagekampagne braucht, bezweifle ich allerdings. Zudem sehe ich es als grob fahrlässig an, mit sensiblen medizinischen Daten so an die Öffentlichkeit zu gehen. Wir sollten lieber Institutionen wie der WADA/NADA (nationale und internationale Anti-Dopingagentur, d. Red.) die Entscheidung überlassen, was ein Cortisol-Wert im Detail aussagt.
Nach Ihrem Abschied bei Wanty Gobert fuhren Sie einige Jahre für Teams aus teils exotischen Radsportländern Rad. Wie beurteilen Sie diese Zeit?
Thurau: Es war schön, die Welt zu bereisen und zu sehen, dass es auch in Asien große Begeisterung gibt für unseren Sport, was mir vorher so nie bewusst war. Dabei habe ich auch Skurriles erlebt, etwa eine Bergankunft bei der Tour of Qinghai-Lake auf über 4.300 Metern... Sauerstoff gab es da oben doch relativ wenig, vor allem in Anbetracht der körperlichen Höchstleistungen.
Auf welche Leistungen sind Sie besonders stolz?
Thurau: Der Gewinn des Bergtrikots der Tour de Suisse und der Tour de Luxembourg! Etwas mit Erfolg bis zur letzten Etappe vollendet zu haben, war einfach ein gutes Gefühl. Stolz bin ich aber auch auf meine Leistungen im Dienst von Pierre Rolland als unserem Kapitän im Giro d’Italia 2014. Es war schön zu sehen, wir er bis zum letzten Tag durch unsere Hilfe um das Podium kämpfen konnte. Mein dritter Gesamtplatz in der Tour of Qinghai-Lake 2017 ist mir auch sehr wichtig.
Hat Sie der große Name “Thurau“ unter Druck gesetzt?
Thurau: Mich hat das nie belastet, Ich bin stolz auf das geleistete meines Vaters (Didi Thurau). Sicherlich haben einige Leute im Radsport erwartet, dass ich dieselben Resultate erziele und, wenn das nicht der Fall war, gesagt: Thurau junior ist auch nicht das, was man sich erhofft von so einem Vater! Darüber kann ich allerdings nur freundlich lachen, es war nie meine Absicht, seinen Erfolgen hinterherzujagen. Mein Ansporn war es: Mich selber zufrieden zu stellen.
War Ihr Vater ein Vorbild oder haben Sie sich die woanders gesucht?
Thurau: Meine Vorbilder aus dem Radsport waren ein Frank Vandenbroucke mit seiner Eleganz und ein Miguel Indurain, der mir durch seine kraftvolle Fahrweise imponiert hat. Am Ende hatte ich aber nie das eine große Idol, sondern habe immer viele große Sportler, auch aus anderen Sportarten, beobachtet, wie zum Beispiel Kobe Bryant, Michael Schumacher, Roger Federer, Floyd Mayweather und viele weitere Top-Athleten. Dadurch habe ich während meiner aktiven Karriere versucht, neue Perspektiven, Motivationen und Kräfte zu sammeln - und auch für die Aufgaben, die noch kommen.
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