Mit Soloerfolg im Sauerland noch Mandrysch überholt

Rutsch verabschiedet sich als Bundesliga-Sieger in die WorldTour

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Rutsch verabschiedet sich als Bundesliga-Sieger in die WorldTour"
Jonas Rutsch (Lotto-Kern Haus) im Führungstrikot der Rad-Bundesliga| Foto: Lotto-Kern Haus

22.09.2019  |  (rsn) – Jonas Rutsch verabschiedet sich mit dem Gesamtsieg in der Rad-Bundesliga von Lotto – Kern Haus in die WorldTour zu EF Education First. In seinem letzten Einsatz für den Koblenzer Rennstall siegte der 21-Jährige bei der Sauerland Rundfahrt nach 143 Kilometern von Neheim zur Bergankunft am Kahlen Asten als Solist. Damit schnappte er noch dem als Gesamtführenden ins Rennen gegangenen John Mandrysch (P&S Metalltechnik) den Gesamtsieg weg.

"Ich merke, dass ich heute ein hartes Radrennen gefahren bin, freue mich jetzt aber riesig“, so Rutsch in einem ersten Statement nach dem Rennen. Sein Teamchef Florian Monreal zeigte sich gegenüber radsport-news.com ebenfalls sehr erfreut. "In den letzten sechs Jahren haben wir drei Mal die Teamwertung gewonnen, jetzt zum zweiten Mal die Einzelwertung, im Vorjahr war Jonas schon Zweiter. Das zeigt, wie wichtig uns die Rennserie ist und mit welcher Beständigkeit wir über all die Jahre agieren", so Monreal, der von einem "perfekten Tag" sprach.

"Die ganze Mannschaft ist stark gefahren, aber vor allem Jonas war große Klasse. Dass schon so früh am Tag richtig Radrennen gefahren wurde, das kam ihm entgegen. Unser Ziel war es, dass er sich mit dem Gesamtsieg von uns verabschiedet, und das hat wunderbar geklappt", so Monreal, der mit seinem Team am Abend bei einem gemeinsamen Abendessen auf den Sieg anstoßen wird.

Hinter Rutsch belegte mit etwa 20 Sekunden Rückstand Jan Tschernoster (Heizomat Rad Net) Rang zwei, gefolgt von Johannes Adamietz (Herrmann Radteam), Dominik Röber (P&S Metalltechnik) und Florenz Knauer (Herrmann Radteam), die allesamt solo das Ziel erreichten.

Während sich Rutsch bei der Siegerehrung als Tages- und Gesamtsieger in der Einzelwertung bejubeln lassen konnte, freute sich das Herrmann Radteam beim letzten Einsatz der Teamgeschichte über den Gesamtsieg in der Mannschaftswertung, dazu wurde Christopher Hatz Gesamtdritter der Rennserie.

Mit leeren Händen stand dagegen nach einer starken Bundesliga-Saison das Team P&S Metalltechnik da. Mandrysch wurde Zweiter in der Einzelgesamtwertung, in der Mannschaftswertung verlor man noch Rang zwei an Lotto - Kern Haus, das sich durch den Sieg in der Tagesmannschaftswertung noch nach vorne schob. Immerhin konnte man aber gerade noch so Rang drei in der Mannschaftswertung retten. Lars Wackernagel, Sportdirektor von P&S Metalltechnik erwies sich im Gespräch mit radsport-news.com als fairer Sportsmann.

"Jonas Rutsch war heute so viel besser. Für John war das Rennen zu schwer, er hat dann auch am Ende viel Zeit verloren. Aber es war toll, dass die Rennserie so spannend war und heute das war ein richtig geiles Rennen, echter Radsport. Insgesamt sind wir sehr stolz auf das Erreichte", befand Wackernagel.

Jonas Härtig (Team Sauerland) wurde als Gewinner der Sprint- und der Bergwertung ausgezeichnet, Mika Heming (Dauner Akkon) wurde bester Jungprofi der Rennserie und Adrian Rips (Bike Market) bester Amateur.

So lief das Rennen

Schon früh im Rennen löste sich im mit mehreren Anstiegen gespickten Teil eine neun Fahrer starke Gruppe um den späteren Mann des Tages. Dagegen fehlte Mandrysch. Rutsch, Tschernoster und Knauer erwiesen sich als sehr stark, wogegen ihre Begleiter vom Feld gestellt wurden. Nachdem P&S Metalltechnick das Loch den Maximalrückstand von zwei Minuten bei Kilometer 85 auf 30 Sekunden reduziert hatte, legte das Trio wieder zu und ging mit knapp zwei Minuten Vorsprung auf das weiterhin von P&S Metalltechnik angeführte Feld auf die letzten 25 Kilometer.

Allerdings konnte die Mannschaft des Bundesligaspitzenreiters den Abstand nicht entscheidend verkleinern, stattdessen gingen Mandrysch die Helfer aus. "Jonathan Dinkler und Fabian Schormair haben wohl ihr stärkstes Saisonrennen abgeliefert, auch wenn sie jetzt erstmal enttäuscht sind. Wir hatten leider schon früh drei Mann verloren, so dass wir nur zwei Mann zur Nachführarbeit abstellen konnten. Aber Rutsch vorne ist einfach sein eigenes Rennen gefahren, wir konnten nichts gegen ihn tun", meinte Wackernagel.

Zu diesem Zeitpunkt war Rutsch, der die Sprint- und Bergwertungen gewonnen hatte und dafür auch Punkte für die Einzelwertung erhielt, virtuell schon an Mandrysch vorbeigezogen. 15 Kilometer vor dem Ziel attackierten schließlich Florian Obersteiner (Herrmann Radteam) und Dominik Röber (P&S Metalltechnik) aus dem Feld heraus und machten sich auf die Verfolgung des Spitzentrios.

Gut zehn Kilometer vor dem Ziel hatte das Verfolgerduo seinen Vorsprung auf gut 80 Sekunden reduziert. An der Spitze schüttelten Rutsch und Tschernoster zu Beginn der Schlusssteigung zum Kahlen Asten Knauer ab. Dahinter war Johannes Adamietz (Herrmann Radteam) zu Röber und Obersteiner vorgefahren. Allerdings verlor auch Obersteiner bald den Anschluss.

Ganz vorne wechselten sich Tschernoster und Rutsch  in der Führungsarbeit ab, auch wenn Tschernoster mit Tempoverschärfungen immer wieder - vergeblich - versuchte, Rutsch abzuschütteln. So aber konnten sie ihren Vorsprung gegenüber Adamietz und Röber fünf Kilometer vor dem Ziel wieder auf 1:40 Minuten ausbauen.

Dazwischen befand sich noch Knauer. Allerdings wurde er 2000 Meter vor dem Ziel von seinem Teamkollegen Adamietz und Röber aufgefahren und schließlich abgeschüttelt. 1500 Meter vor Schluss attackierte Rutsch nach einer scharfen Bergaufkurve seinen Begleiter und konnte sich nach einer gelungenen Generalprobe in Richtung Yorkshire zur Straßen-WM verabschieden.

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