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10.08.2019 | (rsn) - Nach einer starken Vorstellung hat sich Lisa Klein ihre dritte EM-Medaille gesichert - und im Straßenrennen der Frauen wäre vielleicht sogar Gold möglich gewesen, wenn die 23-jährige Saarbrückerin am Samstag nach 115 Kilometern in Alkmaar besser positioniert auf die Zielgerade eingebogen wäre.
Genau in dem Moment, als sich Klein auf den letzten Metern nach ihren beiden Konkurrentinnen umdrehte, nutzte die Niederländerin Amy Pieters ihre Chance und zog von dritter Stelle aus ihren Sprint an. Weder die junge Deutsche noch die Italienerin Elena Cecchini hatten dem etwas entgegenzusetzen, so dass sich die 28-jährige Pieters souverän den Europameistertitel holte und den Gastgebern das bereits fünfte EM-Gold bescherte. Cecchini, wie Klein bei Canyon-SRAM unter Vertrag, sicherte sich die Silbermedaille vor ihrer Teamkollegin, der nach zweimal Silber - im Mixed-Wettbewerb sowie im Einzelzeitfahren - diesmal Bronze blieb.
Darüber freute sich Klein nach einem durch heftige Windböen erschwerten Rennen aber fast genauso sehr, als hätte sie die Goldmedaille geholt. “Ich bin super happy mit der Bronzemedaille, ich kann das noch gar nicht glauben. Das war ein langer Weg, ich hätte nicht gedacht, dass es reicht und bin super glücklich, dass ich das so lange durchgehalten habe“, sagte sie nach der langen und erfolgreichen Flucht, die sie fast noch mit dem größten Erfolg ihrer Karriere gekrönt hätte. “Im Finale hatte ich nichts mehr übrig. Ich wusste, dass Amy die schnellste ist, habe mich leider nicht ganz so gut positioniert, als es ein letztes Mal über die Brücke ging. Aber was soll‘s, ich werde aus solchen Situationen für die Zukunft lernen und freue mich jetzt erst mal über den Erfolg heute“, fügte Klein an.
"Das ist ein ganz besonderer Moment, weil wir in der Nähe meiner Heimatstadt sind. Das ist ein guter Sieg“, sagte die im nur 35 Kilometer entfernten Haarlem geborene Pieters, deren Team auf dem flachen Stadtkurs haushoch favorisiert war. Allerdings galten die beiden Sprinterinnen Kirsten Wild und Lorena Wiebes als aussichtsreichste Oranje-Kandidatinnen.
Dann aber initiierte Pieters mit einer Attacke die letztlich entscheidende dreiköpfige Gruppe, die auch deshalb nicht mehr gestellt wurde, weil sich ihre Teamkolleginnen eingangs der Schlussrunde aus der Tempoarbeit zurückzogen. Es sollte sich als die richtige Entscheidung herausstellen. “Es war ein wirklich schweres Rennen, in dem wir mit dem ganzen Team von der ersten Runde an Tempo gemacht haben. Wir hatten starken Gegenwind und bei den Häusern gab es viel Seitenwind, das machte es sehr schwer“, fügte die neue Europameisterin an.
So lief das Rennen:
Wegen starker Windböen mussten entlang des 11,5 Kilometer langen Stadtkurses - der zehnmal absolviert wurde - einige zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden, weshalb sich der Start der 101 Fahrerinnen um eine halbe Stunde verschob. Praktisch mit dem Senken der Flagge gingen die Niederländerinnen in die Offensive und zerteilten das Feld der 101 Teilnehmerinnen schon früh.
Es folgte auf der zweiten Runde die Attacke von Pieters, der zunächst Klein und dann auch noch Cecchini folgte. Das Trio baute sich einen Vorsprung von mehr als zwei Minuten auf, der bis sechs Runden vor Schluss hielt. Dann schienen die Niederländerinnen mit dieser Konstellation an der Spitze aber nicht zufrieden zu sein und erhöhten das Tempo, unterstützt von Belgierinnen und Französinnen, ehe kurz vor dem Ende der Runde Marianne Vos erstmals entschlossen, wenn auch vergeblich attackierte.
Eingangs der fünften Runde betrug der Abstand noch immer mehr als zwei Minuten, woran sich zunächst auch nicht mehr viel änderte. Schließlich ergriff das britische Team auf der drittletzten Runde die Initiative, reduzierte den Rückstand auf 1:40 Minuten und bekam nun auch Beistand von den Belgierinnen.
Dagegen versammelte sich das niederländische Team am Ende des nur noch rund 30 Fahrerinnen umfassenden und sich weiter verkleinernden Feldes. Erst eingangs der vorletzten Runde spannte sich Oranje mit gleich vier Frauen wieder an der Spitze der Verfolgergruppe. Vor allem Vos und Lucinda Brand sorgten dafür, dass der Abstand bei der vorletzten Zieldurchfahrt auf 45 Sekunden reduziert war.
Doch als viele schon mit dem Zusammenschluss rechneten, zogen sich die Niederländerinnen wieder in die zweite Reihe zurück, woraufhin das deutsche und italienische Team auf breiter Front abriegelten und den Abstand wieder auf fast 1:20 Minuten anwachsen ließen. Es folgte auf den letzten sechs Kilometern ein letzter vergeblicher Versuch des britischen Teams, die Lücke doch noch zu schließen.
Cecchini führte zwei Kilometer vor dem Ziel das nach wie vor gut harmonierende Spitzentrio auf den Munnikenweg, die 1,1 Kilometer Kopfsteinpflasterpassage, auf der angesichts des deutlichen Vorsprungs schon frühzeitig taktische Spielchen begannen - und an deren Ende sich Klein plötzlich an der Spitze wiederfand.
Diese Position wurde sie auch auf den letzten 800 Metern nicht mehr los, wogegen ihre Konkurrentinnen hinter der Deutschen Meisterin von 2017 lauerten. Den richtigen Moment erwischte dann Pieters, die auf den letzten knapp 200 Metern von dritter Stelle aus antrat und damit Klein überraschte, die nicht nur die schnell entstandene kleine Lücke nicht mehr schließen, sondern auch noch Cecchini an sich vorbeiziehen lassen musste.
25 Sekunden hinter den drei Ausreißerinnen entschied Wiebes den Sprint der ersten Verfolgerinnen für sich und wurde Vierte vor der Britin Alice Barnes, ihrer Teamkollegin Wild sowie Lisa Brennauer, der zweitbesten deutschen Fahrerin, die auf Platz sieben landete. Vorjahressiegerin Bastianelli belegte mit 29 Sekunden Rückstand Rang 19.
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