In den Alpen jagen alle den Franzosen

Alaphilippe: “Ich war mental noch nie so stark“

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Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step) | Foto: Cor Vos

25.07.2019  |  (rsn) - So knapp und spannend ging es bei der Tour de France schon seit Jahren nicht mehr zu. Betrachtet man nur die Abstände im Gesamtklassement, so dürfen sich vier Tage vor Schluss nicht weniger als sechs Fahrer noch Hoffnungen auf das Gelbe Trikot machen. Und angesichts der insgesamt sechs Berge über 2.000 Metern Höhe, die an den kommenden drei Tagen durch die Alpen bezwungen werden müssen, sollte man auch Mikel Landa (Movistar), der als Siebter knapp fünf Minuten Rückstand gegenüber Spitzenreiter Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step) aufweist, noch nicht abschreiben.

Der Franzose wiederum, der heute in Embrun zum 13. Mal im Maillot Jaune antritt, hat weniger als zwei Minuten Vorsprung gegenüber seinen nächsten Verfolgern Geraint Thomas (Ineos / + 1:35), Steven Kruijswijk (Jumbo - Visma / + 1:47) sowie Thibaut Pinot (Groupama - FDJ / + 1:50). Und Alaphilippe zeigte auf der letzten Pyrenäenetappe am Sonntag erstmals Schwächen, büßte im Schlussanstieg wertvolle Sekunden auf die Konkurrenten ein, auch auf den Gesamtfünften Egan Bernal (Ineos / +2:02) und den Ravensburger Emanuel Buchmann (Bora - hansgrohe / +2:14), der auf dem sechsten Platz folgt.

"Ich bin müde wie alle anderen auch. Es kommt nicht nur auf jede Minute an, sondern an diesem Punkt (des Rennens) fast auf jede Sekunde", sagte Alaphilippe im Ziel der gestrige Etappe, auf der er zwar nicht kämpfen, bei Temperaturen von rund 40 Grad aber wie alle anderen auch leiden musste. Für die heutige erste Alpenetappe rechnet der Weltranglistenerste mit Attacken auf sein Gelbes Trikot - und zwar vom Team des Titelverteidigers Thomas. "Natürlich wird Ineos das Rennen schwer machen und sie werden versuchen, alles auseinander zu fahren. Ich habe ein solides Team, aber es ist kein Team für die Berge“, fügte er an.

Angesichts von zwei Fahrern unter den besten Fünf der Gesamtwertung erwartet auch Pinot, das Thomas & Co. die Initiative ergreifen werden. "Ich denke, es ist derzeit zweifellos an Ineos, anzugreifen", sagte der Franzose am Mittwoch den Reportern in Gap. "Sie sind derzeit die Besten, und sie müssen noch Zeit gegenüber Alaphilippe gutmachen.“ Allerdings machte auch der 29-Jährige, der in den Pyrenäen der stärkste der Favoriten war und am Tourmalet siegte, deutlich, dass er weiter zu attackieren gedenkt. “Wir werden nicht bis Val Thorens (20. Etappe) warten. Morgen wird es sicherlich eine Schlacht geben. Wer die Beine hat, um zu attackieren, wird das tun. Ich denke daran, was ich am vergangenen Wochenende gemacht habe.“

Bernal: "Alaphilippe scheint mir schon stabil zu sein"

Aus Alaphilippes Auftritt im Finale der 15. Etappe, als er auf den letzten Kilometern den Attacken - darunter auch eine von ihm selber - nicht mehr folgen konnte, schöpfte Thomas für sich Hoffnung: “Er (Alaphilippe) war vor ein paar Tagen nicht besonders gut, aber er ist das ganze Rennen über gut gefahren. Man könnte meinen, er würde jetzt langsam müde werden", sagte der Waliser, der sich aber nicht in die Karten blicken ließ. "Ich denke, die Teams werden versuchen, es den ganzen Tag schwer zu machen, es wird interessant. Es sind drei große Tage. Jeder Tag wird wichtig sein, aber der letzte ist super schwer und es ist der letzte Berg. Aber auch morgen oder in Tignes auf der 19. Etappe kann viel passieren.“

Noch zurückhaltender äußerte sich Bernal, der am Wochenende in den Pyrenäen etwas stärker wirkte als sein Co-Kapitän und zweimal Fünfter wurde. “Wenn wir nicht die Beine haben, werden wir auch nicht viel ausrichten können. Alaphilippe scheint mir schon stabil zu sein. Alle dachten, er würde das Trikot in den Pyrenäen verlieren. Aber stattdessen hat er es behalten, noch dazu mit einem guten Vorsprung“, sagte der Kolumbianer, der also nicht unbedingt damit zu rechnen scheint, dass Alaphilippe in den Alpen einbrechen wird. “Er ist ein Rivale, den wir auf der Rechnung haben müssen."

Dazu kommt, dass Alaphilippe die fast zwei Wochen in Gelb viel Selbstvertrauen gegeben haben. “Morgen das ist die schwerste Etappe in den Alpen. Ich weiß, dass meine Beine schmerzen werden, aber ich war mental noch nie so stark und motiviert wie jetzt. Ich bin hier, um ein Trikot zu verteidigen, von dem nicht gedacht habe, dass ich es zum jetzigen Zeitpunkt der Tour de France tragen würde, und ich freue mich darauf“, zeigte sich der 27-Jährige ausgesprochen zuversichtlich, es in den Alpen mit den Konkurrenten aufnehmen zu können.

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