Tour: Am letzten Berg mit den besten Beinen

Südafrikaner Impey der Stärkste am Bastille-Tag

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Südafrikaner Impey der Stärkste am Bastille-Tag"
Daryl Impey (Mitchelton - Scott) bejubelt seinen Tour-Etappensieg. | Foto: Cor Vos

14.07.2019  |  (rsn) – Für den zweiten Etappensieg eines Fahrers aus Südafrika sorgte Daryl Impey (Mitchelton – Scott) am neunten Tag der 106. Tour de France. Er setzte sich auf der 170,5 Kilometer langen Etappe von Saint-Étienne durch das Zentralmassiv nach Brioude Im Zweiersprint gegen den Belgier Tiesj Benoot (Lotto Soudal) durch."Nach zwölf Jahren konnte ich einen Etappensieg für Südafrika holen, ausgerechnet am französischen Nationalfeiertag. Heute wurde  ein Traum wahr", jubelte Impey, der als zweiter Profi seines Landes nach Robert Hunter 2007 eine Tour-Etappe gewinnen konnte.

Für den 34-Jährigen aus Johannesburg war es der 27. Karriereerfolg, allerdings der erste bei einer GrandTour: "Dieser Sieg hat mir noch gefehlt. Ich war schon ein paar Mal in Ausreißergruppen dabei, knapp dran, aber heute hat es endlich gepasst. Ich hatte mir den Tag mit Blick auf eine Gruppe schon markiert und ich habe es zum Glück reingeschafft. Ich habe an mich geglaubt und im richtigen Moment das Richtige gemacht. Am letzten Berg konnte ich dann zeigen, was für gute Beine ich habe“, so Impey, der dort gut 13 Kilometer vor dem Ziel zu Benoot und dem Iren Nicolas Roche (Sunweb) aufschloss, die kurz zuvor die Reste der ursprünglich 15-Köpfigen Gruppe des Tages hinter sich gelassen hatten.

Im Finale konnte dann Roche in einer Welle im Gegensatz zu Impey einer weiteren Tempoverschärfung von Benoot nicht folgen. Im Sprintduell zog der Lotto-Soudal-Profi dann wie erwartet gegen den Mitchelton-Routinier den Kürzeren. “Im Sprint mit Impey war mir klar, wie es ausgehen würde. Ich habe alles probiert, aber am Ende ist der Zweite der erste Verlierer“, sagte der sichtlich geknickte Benoot im Ziel, fügte aber dann doch zuversichtlich an: “Meine Beine sind gut und die Tour noch lang.“

Tagesdritter wurde mit zehn Sekunden Rückstand der Slowene Jan Tratnik (Bahrain – Merida), der den Sprint der ersten Verfolge vor den Belgiern Oliver Naesen (AG2R La Mondiale) und Jasper Stuyven (Trek – Segafredo) gewann. Bester Franzose am Bastille-Tag wurde Anthony Delaplace (Arkea Samsic) als Zehnter.

Pöstlbergers Attacke vereitelt.

Der Österreicher Lukas Pöstlberger (Bora – hansgrohe) landete auf Rang 13. Seine Attacke 40 Kilometer vor dem Ziel zerteilte die Spitzengruppe. Im unteren Teil der letzten Steigung wurde der 27-Jährige aus der Raublinger Mannschaft aber wieder eingefangen. Tony Martin (Jumbo – Visma) belegte mit 7:24 Minuten Rückstand den 15. Platz.

In der Gesamtwertung blieb an der Spitze alles unverändert, nachdem Roche als bestplatzierter Ausreißer einen Rückstand von 23:04 Minuten auf Spitzenreiter Julian Alaphilippe (Deceuninck – Quick-Step). Seine Mannschaft kontrollierte das Tempo im Feld und konnte sich am Ende auch auf die Unterstützung von Ineos verlassen, als am letzten Anstieg Lokalmatador Romain Bardet (AG2R La Mondiale) noch eine Attacke startete.

Alaphilippe führt unverändert mit 23 Sekunden Vorsprung gegenüber Giulio Ciccone (Trek - Segafredo) die Gesamtwertung an. Auf den ersten Positionen des Klassements gab es keine Änderungen. Emanuel Buchmann (Bora - hansgrohe) bleibt als bester deutscher Fahrer mit 1:45 Minuten Rückstand Zehnter.

So lief das Rennen:

Vom gestrigen Zielort Saint-Étienne aus ging es über 170,5 Kilometer nach Brioude. Nach einer längeren neutralisierten Phase, der Kilometer 0 befand sich außerhalb des Startortes, folgte eine hügelige Fahrt durch das Zentralmassiv. Mit dem offiziellen Start des Tagesabschnitts folgten auch die ersten Attacken. Nils Politt (Katusha – Alpecin), eröffnete den Reigen der Angriffe. Einige Zeit fuhr der Deutsche vor dem nachjagenden Feld, fand aber keine Unterstützung.

Kurz danach kam es zu einem schweren Zwischenfall. Bei einem Sturz gingen Alexis Vuillermoz (AG2R La Mondiale) und Alessandro De Marchi (CCC Team) zu Boden. Während der Franzose das Rennen fortsetzen konnte, wurde der Italiener, der zunächst regungslos liegen blieb, mit einer tiefen Platzwunde am Kopf ins Krankenhaus gebracht.

An der Spitze versuchten dann etliche Fahrer, unter anderem auch der mehrfache Crossweltmeister Wout Van Aert (Jumbo – Visma), sich zu lösen. Nach 15 gefahrenen Kilometern schafften es dann Pöstlberger, Naesen, Ivan Garcia (Bahrain – Merida), Tratnik, Simon Clarke (EF Education First), Martin, Impey, Stuyven, Roche, Jesus Herrada (Cofidis), Benoot, Romain Sicard (Total Direct Energie), Edvald Boasson Hagen (Dimension Data) und Delaplace, endlich eine Lücke aufzureißen.

Nachdem die große Gruppe schnell an Abstand gewinnen konnten setzten noch Marc Soler (Movistar) und Rui Costa (UAE Team Emirates) nach. Im Gegensatz zum portugiesischen Ex-Weltmeister schaffte der Spanier nach einer Verfolgungsjagd von fast 20 Kilometern aber noch den Anschluss. Costa, der bis auf 20 Sekunden an die Gruppe herankam, stellte seinen Versuch dann ein und ließ sich in das Feld zurückfallen.

Schnell stieg der Vorsprung auf über zehn Minuten. Die erste Bergwertung des Tages, welche nach 36,5 Kilometer ausgefahren wurde, holte sich Benoot. Der Zwischensprint nach 92 Kilometern in Arlanc ging an Boasson Hagen. Die Cote des Guillaummanches überquerte dann Impey als Erster. Kurz danach fuhr dann Pöstlberger seine Attacke.

Der Bora-Profi bekam einige Meter an Vorsprung, blickte sich ständig um, doch bekam nicht wirklich Hilfe. Im Alleingang versuchte er dann, seine Kontrahenten zu distanzieren, was ihm zunächst auch gelang. Bis zu 50 Sekunden konnte Pöstlberger herausfahren, wurde am letzten Anstieg, der Cote de Saint-Just, dann doch eingeholt. Die Entscheidung um den Tagessieg fiel dann wenig später, als sich zuerst Roche, Benoot und Impey lösen konnten. Acht Kilometer vor dem Ende lösten sich dann aber Benoot und Impey und bogen schließlich gemeinsam auf die Zielgerade ein. Der Belgier eröffnete von zweiter Position aus den Sprint, ging am Südafrikaner vorbei, doch dieser hatte dann die schnelleren Beine und gewann erstmals in seiner Karriere eine Tour de France Etappe.

Im Feld, das letztlich mehr als 16 Minuten hinter den Ausreißern ins Ziel kam, versuchte sich an der letzten Bergwertung Bardet, der nur unweit seines Heimatortes eine Attacke lancierte. Richie Porte (Trek – Segafredo) und Steven Kruijswijk (Jumbo – Visma) folgten dem Franzosen. Das Team Ineos konnte die Aktion allerdings kontrollieren und so kam es zu keinen Veränderungen auf den vorderen Positionen der Gesamtwertung.

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