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10.07.2019 | (rsn) - Einen Profi, der gerade als "Kämpferischster Fahrer" der 4. Etappe der Tour de France ausgezeichnet wurde, stellt man sich vielleicht etwas anders vor als Michael Schär (CCC). Der Schweizer kam nach der Siegerehrung völlig gelassen zum Teamfahrzeug und erzählte radsport-news.com mit Schweizer Dialekt die Geschichte seines Arbeitstages.
Schon direkt nach dem scharfen Start in Reims hatte Schär attackiert. Nur die beiden Wanty-Gobert-Fahrer Yoann Offredo und Frederik Backaert schlossen sich ihm an. "Wir haben uns natürlich mehr Leute erhofft da vorne, aber leider war es nicht der Fall. Aber es war gut, hat Spaß gemacht", erklärte Schär, der es wohl mit zwei Pechvögeln zu tun bekommen hatte.
Denn Backaert verriet Sforza, warum es gerade ihn und Offredo erwischt hatte: "Wir haben hier im Team ein Strohhalm-System, wer den kürzesten zieht, der muss in die Fluchtgruppe. Unser Sportlicher Leiter Hilaire Van der Schueren hatte zwei kurze drunter gemischt, also mussten wir mit zwei Mann in die rein", fügte der Belgier scherzend an.
Ob Scherz oder nicht war Schär egal. "Wir haben uns sehr fair alle paar Minuten abgelöst. Am Ende habe ich etwas mehr gemacht, die anderen waren etwas weniger motiviert. Ich weiß nicht genau, was los war. Aber es war alles okay", sagte der 32-Jährige, der sich auf den fast 200 Kilometern, die sie gemeinsam unterwegs gewesen waren, noch keine Gedanken gemacht hatte, wie er im Falle eines Schlussspurts mit den beiden Wanty-Kollegen fertig werden würde. "Diese Überlegungen kommen erst am Ende, wenn es wirklich um den Sieg geht. Aber so weit kam es nicht.“
"Früher hätten wir zehn Minuten Vorsprung bekommen"
Das Trio wurde nämlich von den Sprinterteams an der kurzen Leine gehalten und bekamen nicht mal vier Minuten an Vorsprung gewährtt. Das ärgerte Backaert. "Ich fand es schwach, dass wir nur drei Minuten an Vorsprung bekamen. Ob drei oder zehn Minuten, das hätte für das Feld keinen Unterschied gemacht", schimpfte er hinterher bei Sforza.
Dem stimmte Schär zu. "Es war wirklich enttäuschend, nur zwei oder drei Minuten Vorsprung zu haben. Anfangs meiner Karriere gaben wir Ausreißern auf einer 200 Kilometer langen Etappe mehr als zehn Minuten Zeit, sogar 12 Minuten. Jetzt sind es zwei oder drei Minuten, was wirklich nicht viel ist", sagte er auf der Teamhomepage.
Zumal die Bedingungen für so eine kleine Ausreißergruppe alles andere als gut waren. "Wir hatten einen langen Tag", so Schär, der es sich vor seiner Attacke leichter vorgestellt hatte. "Ich hatte auf mehr auf Seitenwind gehofft, wie angekündigt. Aber dann hat der Wind gedreht und er kam von vorne." Trotzdem hielt Schär durch. 30 Kilometer vor dem Ziel schüttelte er seine Begleiter ab und begann als Solist den letzten Anstieg des Tages, die Cote de Maron, wo er 15 Kilometer vor Schluss von den Sprinterteams gestellt wurde.
Trotzdem war der lange Arbeitstag nicht umsonst. Der CCC-Profi ging zwar nicht in die Etappe, um "Kämperischster Fahrer“ zu werden, wie er sagte. "Das ergibt sich einfach. Aber es ist schön, bei der Tour auf dem Podest zu sein. Es ist sicher ein schöner Moment, den man genießen sollte", meinte Schär mit Schweizer Zurückhaltung.
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