Giro-Ausschluss 1969 nach positivem Test

Eddy Merckx und “la Bomba di Savona“

Von Wolfgang Preß

Foto zu dem Text "Eddy Merckx und “la Bomba di Savona“ "
Eddy Merckx und Rai-Reporter Bruno Raschi in Merckx´ Zimmer im Hotel Excelsoir in Savona, nachdem Giro-Renndirektor Vincenzo Torriani die Nachricht vom Ausschluß überbracht hatte. | Foto: velopress.com

30.05.2019  |  (rsn) - Heute vor 50 Jahren, am 30. Mai 1969, war Eddy Merckx am Ende. "Ich bin am Boden zerstört", sagte der Sieger des Giro 1968, nachdem "la Bomba di Savona" hochgegangen war: “Merckx dopato” hatte der italienische Fernsehsender RAI verkündet.

Ein Fernsehteam und zwei Reporter hatten Giro-Renndirektor Vincenzo Torriani in Merckx' Zimmer im Hotel Excelsoir in Savona begleitet, als er die Nachricht vom Ausschluß überbrachte. Die Bilder des erst ungläubigen, dann fast weinenden "Kannibalen" gingen um die Welt.

Am Tag zuvor war die 16. Etappe über 228 Kilometer von Parma nach Savona zu Ende gegangen. Merckx hatte das Maglia Rosa verteidigt, das er seit fünf Tagen trug. Und dann das: Der Belgier wurde vom Giro ausgeschlossen, wegen eines verbotenen Stimulans, das bei einem Test zwei Tage zuvor in seinem Urin gefunden worden war.

Schnell kamen in der belgischen und französischen Sportpresse Vermutungen auf, es handele sich um Sabotage. Die Mafia stecke dahinter, es solle nicht schon wieder ein Nicht-Italiener den Giro gewinnen.

Merckx nahm die Vorlage dankbar auf: "Erzählt mir nichts über die Italiener. Man kann ihnen einfach nicht trauen. Ich habe hier wohl zu viele Rennen gewonnen". Neben dem Giro 1968 konnte Merckx den prestigeträchtigen Klassiker Mailand - San Remo bis zu jenem Tag in Savona schon dreimal für sich entscheiden.

UCI hob Sperre gegen Merckx nach Protesten aus Belgien auf

Zwar weigerte sich der Gesamtzweite Felice Gimondi nach Merckx Ausschluss zunächst, das Rosa Trikot zu übernehmen - aber nur kurz: Die Italien-Rundfahrt nach 1967 zum zweiten Mal zu gewinnen (übrigens ohne einen einzigen Etappensieg), war dann doch zu verlockend.

Dass die UCI Merckx zunächst außerdem für zwei Monate sperrte, was seinen Start bei der Tour de France verhindert hätte, verbitterte den "Kannibalen" endgültig: "Ich komme nie mehr nach Italien", verkündete er.

Allerdings: Der Anti-Dopingkampf war 1969 noch in den Kinderschuhen. Erst zwei Jahre zuvor, nach dem Tod von Tom Simpson, hatte das Radsportweltverband ernsthaft mit Tests begonnen.

So waren die massiven Proteste des Belgischen Radsportverbands gegen die UCI-Entscheidung schnell erfolgreich. Gute zwei Wochen nach seinem Giro-Ausschluß wurde die Sperre stillschweigend aufgehoben, und Merckx konnte bei der Tour starten - die er dann auch zum ersten Mal gewann.

Auch nach Italien ist er wieder gekommen: Im folgenden Jahr gewann der den Giro erneut, in seiner Karriere insgesamt fünfmal. Im Jahr 2012 wurde Merckx in die "Hall of Fame" der Italien-Rundfahrt aufgenommen. Die Wirkung der "Bombe von Savona" war also doch eher begrenzt.

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