Franzose gewinnt überlegen 112. Il Lombardia

Pinot nutzt Form seines Lebens zum ersten Monument-Triumph

Von Eric Gutglück

Foto zu dem Text "Pinot nutzt Form seines Lebens zum ersten Monument-Triumph"
Thibaut Pinot (Groupama-FDJ) bejubelt seinen Sieg beim 112. Il Lombardia. | Foto: Cor Vos

13.10.2018  |  (rsn) - Aus seiner Liebe zu Italien macht Thibaut Pinot (Groupama-FDJ) keinen Hehl. Der Franzose sicherte sich nach Platz zwei bei Tre Valle Varesine und dem Sieg bei Mailand-Turin mit Il Lombardia das fünfte und letzte Radsport-Monument der Saison. Gut 14 Kilometer vor dem Ende nahm der 28 Jahre alte Pinot im Civiglio-Anstieg das Heft in die Hand und stürmte zu seinem fünften Saisonerfolg, von denen er vier im September und Oktober einfuhr und deren drei er in Italien erzielte.

33 Sekunden hinter dem die Zuschauer abklatschenden Groupama-Kapitän sicherte sich der italienische Vorjahressieger und Gewinner der Austragung von 2015, Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida), den zweiten Rang vor einer ersten größeren Verfolgergruppe, die mit 43 Sekunden Rückstand das Ziel in Como erreichte. Im Sprint sicherte sich Dylan Teuns (BMC) Rang drei vor Rigoberto Uran (EF-Drapac), Tim Wellens (Lotto Soudal), Ion Izagirre (Bahrain-Merida), Rafal Majka (Bora-hansgrohe) und Domenico Pozzovivo (Bahrain-Merida). Daniel Martin (United Emirates/+0:48) und George Bennett (LottoNL-Jumbo/+1:22 Minuten) vervollständigten die Top Ten.

Pinot, der als erster Franzose seit Laurent Jalabert 1997 Il Lombardia gewinnen konnte, war im Ziel überwältigt von seinem Erfolg: "Hier zu gewinnen und das gegen einen Fahrer wie Vincenzo Nibali ist großartig. Es war ein guter Tag, ich bin in der Form meines Lebens und musste nur den richtigen Zeitpunkt für meinen Angriff wählen“, so der Kletterspezialist, der erstmals eines der fünf Monumente des Radsports gewann.

Nach seinem Gesamtsieg bei der Tour of the Alps im April lag Pinot auch beim Giro d'Italia auf Podestkurs, ehe eine Lungenentzündung ihn am letzten Tag zur Aufgabe zwang. Die Sommerpause nutzte er für den neuerlichen Formaufbau, der ihm mit zwei Vuelta-Etappensiegen, einer starken Straßen-WM, sowie den genannten Ergebnissen der italienischen Herbstklassiker ausgesprochen gut gelang.

Der mit Außenseiterchancen ins Rennen gestartete Nibali zeigte sich mit seinem zweiten Platz nicht unzufrieden: "Immerhin bin ich noch Zweiter geworden. Das Ergebnis ist für mich sehr wichtig, nach all dem Pech in diesem Jahr", so der Bahrain-Merida-Kapitän, der nach seinem Wirbelbruch bei der Tour de France und einem enttäuschenden WM-Auftritt nun zum Saisonabschluss doch noch zu überzeugen wusste.

So lief das Rennen…

Bei bestem italienischem Spätsommerwetter dauerte es rund 30 Kilometer, bis sich eine achtköpfige Gruppe, bestehend aus Davide Ballerini (Androni Sidermec), Umberto Orsini und Alessandro Tonelli (Bardiani CSF), Florian Sénéchal (Quick Step Floors), Franck Bonnamour (Fortuneo Samsic), Jonathan Restrepo (Katusha - Alpecin), Michael Storer (Sunweb) sowie Marco Marcato (UAE Team Emirates), gefunden hatte. Ihr Maximalvorsprung betrug rund sechs Minuten, ehe die Mannschaften der Favoriten das Tempo im Feld anzogen.

Im Anstieg zur Madonna di Ghisallo gut 60 Kilometer vor Rennende fiel die Spitzengruppe auseinander, so dass nur noch Orsini, Tonelli, Storer und Bonnamour übrig blieben, während aus dem nur noch gut 1:30 Minuten zurückliegendem Feld Jack Haig (Mitchelton-Scott) den Sprung nach vorn wagte.

Weit kam der Australier allerdings nicht. Etwa 50 Kilometer vor dem Ziel sorgte LottoNL-Jumbo mit horrendem Tempo dafür, dass eingangs der bis zu 27 Prozent steilen Muro di Sormano nicht nur Haig, sondern auch die vier verbliebenen Spitzenreiter einkassiert wurden. Kurz darauf platzierte Primoz Roglic (LottoNL-Jumbo) seinen Vorstoß, der Slowene wurde aber wenige Meter vor dem Gipfel des schwersten Anstieg des Tages von den nachsetzenden Nibali und Pinot stehen gelassen.

Die Kuppe der Muro di Sormano gut 47 Kilometer vor dem Ziel erreichte das italienisch-französische Duo etwa 15 Sekunden vor Roglic, doch der frühere Skispringer schloss gut sieben Kilometer später nochmals auf, ehe mit Egan Bernal (Sky) sich gut 32 Kilometer vor dem Ende ein weiterer Fahrer der Spitze anschloss. Die etwa 15-köpfige Verfolgergruppe um den Weltmeister Alejandro Valverde (Movistar) fuhr auf dem Flachstück in Richtung Anstieg nach Civiglio stets etwa 40 Sekunden hinter dem Quartett.

Im Anstieg nach Civiglio etwa 17 Kilometer vor dem Ende setzten sich Pinot und Nibali erneut von ihren Mitstreitern ab. Bernal versuchte krampfhaft, sich an der Spitze anzudocken, musste aber dann doch einsehen, dass Pinot und Nibali an diesem Tag die Stärkeren waren. Exakt 14,6 Kilometer vor dem Ziel attackierte Pinot den Vorjahessieger, doch der neutralisierte den Vorstoß. Unterdessen wurden Roglic und Bernal von den Verfolgern um Majka und Uran aufgefahren.

14 Kilometer vor Schluss ließ Pinot den sichtlich kämpfenden Nibali dann doch stehen, stürmte die 14-Prozent-Rampe allein hinauf und nahm etwa 20 Sekunden auf den abfahrtsstarken Sizilianer mit in die Abfahrt. Dahinter löste sich Martin aus der Verfolgergruppe und nahm die Jagd auf. Der Ire erhielt in der Abfahrt Begleitung durch Majka und Wellens. Das Trio wurde allerdings gut fünf Kilometer vor Schluss wieder gestellt.

Vorn baute Pinot seinen Vorsprung kontinuierlich aus und fuhr einem ungefährdeten Sieg entgegen. Dahinter kamen die Verfolger Nibali jedoch bedrohlich nah und schlossen drei Kilometer vor Schluss zum Italiener auf. Doch in der letzten kleinen Abfahrt attackierte Nibali erneut und rettete so zumindest Rang zwei vor den Verfolgern.

Mehr Informationen zu diesem Thema

19.10.2018De Gendt und Wellens nach 1000-km-Trip in Belgien angekommen

(rsn) - Nach fünf Tagen und 1.000 Kilometern sind Thomas De Gendt und Tim Wellens am Freitag Nachmittag wohlbehalten im belgischen Semmerzake angekommen. Das Duo vom Lotto-Soudal-Team hatte sich im A

16.10.2018Schönberger: “Es war ein riesiges Highlight“

(rsn) - Seit dem ersten Juni steht Sebastian Schönberger beim italienischen Pro-Kontinental-Rennstall Willier-Triestina unter Vertrag. Der 24-Jährige hat sich einen langjährigen Traum erfüllt und

15.10.2018Gogl: “Da hat es vielen die Schuhe ausgezogen“

(rsn) - Auf Platz 59 beendete der Oberösterreicher Michael Gogl bei der Lombardei-Rundfahrt seine Radsportsaison 2018. An der Seite von Landsmann Sebastian Schönberger (Willier-Triestina) überquert

15.10.2018Bernal setzte in der Sormano-Abfahrt ein Ausrufezeichen

(rsn) - Egan Bernal gilt beim (Team Sky) trotz seiner erste 21 Jahre als möglicher kommender Tour-de-France-Gewinner und Nachfolger von Chris Froome. Nicht zuletzt deshalb hat Manager Dave Brailsford

14.10.2018Müder Valverde geht auch ohne Lombardei-Sieg glücklich in die Pause

(rsn) - Platz elf zum Abschluss in Como bei Il Lombardia - 1:31 Minuten hinter Sieger Thibaut Pinot (Groupama-FDJ): Für Weltmeister Alejandro Valverde (Movistar) ist die Saison bei seinen letzten dre

14.10.2018Nibali beißt zu und schnappt nur knapp am Lombardei-Sieg vorbei

(rsn) - Alles andere als ein Sieg kann für Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) bei Il Lombardia im Normalfall kein Erfolg sein. Doch nach seinem Wirbelbruch, den er sich bei einem durch einen Zuschauer

13.10.2018Majka wird in Como für seinen starken Auftritt nicht belohnt

(rsn) - Auch wenn es in Como nicht zum Sprung auf das Podium reichte, so kann Rafal Majka mit einem Erfolgserlebnis in die Winterpause gehen. Der polnische Kapitän des deutschen Bora-hansgrohe-Teams

13.10.2018Highlight-Video des 112. Il Lombardia

(rsn) - Thibaut Pinot (Groupama-FDJ) hat sich beim 112. Il Lombardia den Sieg geholt. Der 28 Jahre alte Franzose entschied den italienischen Herbstklassiker über 241 Kilometer von Bergamo nach Como n

13.10.2018Pinot triumphiert in Como vor Nibali und Teuns

(rsn) - Thibaut Pinot (Groupama-FDJ) hat sich beim 112. Il Lombardia den Sieg geholt. Der 28 Jahre alte Franzose entschied den italienischen Herbstklassiker über 241 Kilometer von Bergamo nach Como n

13.10.2018Nibali: Reicht die WM-Form zum dritten Triumph in der Lombardei?

(rsn) - Zweimal in den vergangenen drei Jahren hat Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) Il Lombardia gewinnen können. Und auch vor der Saison 2019 hatte der Italiener das fünfte und letzte Radsport-Monu

13.10.2018Woods und Uran: Siegbringende Doppelspitze bei EF-Drapac?

(rsn) - Geht es um die Top-Favoriten für Il Lombardia, dem letzten WorldTour-Eintagesrennen der Saison, fallen vor allem die Namen von Weltmeister Alejandro Valverde (Movistar) und Thibaut Pinot (Gro

13.10.2018Vorschau auf die Rennen des Tages / 13. Oktober

(rsn) - Welche Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus und wer sind die Favoriten? Ab sofort gibt Ihnen radsport-news.com kurz und kompakt eine tägliche Vorschau auf

Weitere Radsportnachrichten

09.05.2025Kurviger Kampf gegen die Uhr

(rsn / ProCycling) – Die 2. Etappe beginnt in Tirana, wo am Vortag die erste endete. Auf den kürzesten Transfer des diesjähirgen Giro d´Italia folgt auch die kürzeste Etappe: 13,7 Kilometer müs

09.05.2025Landa zieht sich bei Giro-Sturz Wirbelfraktur zu

(rsn) – Mikel Landa hat sich bei seinem Sturz fünf Kilometer vor dem Ziel der 1. Etappe des Giro d’Italia eine Wirbelfraktur zugezogen. Das teilte Soudal – Quick-Step am Abend noch mit. Der Spa

09.05.2025Nach perfektem Auftritt in Tirana will Pedersen mehr

(rsn) – Ob es nun läuft oder nicht: Für einen lockeren Spruch ist Mads Pedersen (Lidl – Trek) immer zu haben. Wenn es läuft, dann vielleicht noch ein bisschen mehr. Und es könnte gerade nicht

09.05.2025Roglic freut sich über Giro-Auftakt ohne Pannen

(rsn) - Der erste Tag im Giro-Büro verlief für Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) unspektakulär. Das allerdings ist eine gute Nachricht. Er hielt sich aus Stürzen heraus, anders als M

09.05.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 1. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 9. Mai im albanischen Durres zum 108. Giro d‘Italia (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, zwei Luxemburger sowie je ein Österreicher und Schweizer.

09.05.2025Van Aert: “Das war deutlich mehr, als ich erwartet hatte“

(rsn) – Der Auftakt in die erste Grand Tour des Jahres ist gemacht. Und er endete mit einem Feuerwerk von Lidl – Trek. Als einer der Favoriten auf den Tagessieg war Mads Pedersen ins Rennen gegang

09.05.2025Highlight-Video der 1. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Mads Pedersen (Lidl - Trek) hat den Auftakt des 108. Giro d’Italia gewonnen und sich mit seinem zweiten Tagessieg bei einer Italien-Rundfahrt das erste Rosa Trikot des Gesamtführenden ges

09.05.2025Pedersen sprintet zum Giro-Auftakt ins Rosa Trikot

(rsn) - Der Däne Mads Pedersen (Lidl – Trek) hat den Auftakt des 108. Giro d´Italia gewonnen und damit auch das erste Rosa Trikot dieser Italien-Rundfahrt übernommen. Im Sprint eines von Lidl –

09.05.2025Landa nach Sturz schon am ersten Giro-Tag ausgeschieden

(rsn) – Schon nach dem ersten Tag ist der 108. Giro d’Italia für Mikel Landa (Soudal Quick-Step) beendet. Der Spanier schied nach einem Sturz in einer Abfahrt fünf Kilometer vor dem Ziel der 1.

09.05.2025Vos per Tigersprung gegen Bredewold zum zweiten Etappensieg

(rsn) – Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) hat sich auf der 6. Etappe der 11. Vuelta Espana Femenina ihren zweiten Tagessieg gesichert. Die 37-jährige Niederländerin verwies über 126,7 Kilomet

09.05.2025Zemke: “Ziel muss sein, mit Tom eine Etappe zu gewinnen“

(rsn) - Jens Zemke hat als Sportdirektor schon einige große Rundfahrten auf dem Buckel. Für sein Team Q36.5 markiert der Start beim 108. Giro d’Italia aber das Debüt bei einer Grand Tour. Der Sch

09.05.2025Brenner will bei seinem Giro-Debüt Ausreißerchancen nutzen

(rsn) – Zum zweiten Giro d’Italia in seiner Geschichte tritt das Schweizer Team Tudor mit großen Ambitionen an. Die Augen sind vor allem auf Michael Storer gerichtet, der nach seinem Gesamtsieg b

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d`Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour du Finistere Pays de (1.1, FRA)
  • Silesian Classic (1.2, POL)
  • Tour de Kumano (2.2, JPN)