Nach Aufholjagd WM-Vierter in Innsbruck

Dumoulin: “Ich war zu platt für den Sprint“

Foto zu dem Text "Dumoulin: “Ich war zu platt für den Sprint“"
Tom Dumoulin wurde WM-Vierter von Innsbruck | Foto: Cor Vos

30.09.2018  |  (rsn) - Obwohl er nach Silber im Team- und Einzelzeitfahren bei seinem dritten WM-Auftritt knapp am Edelmetall vorbeischrammte, zeigte Tom Dumoulin zum Abschluss der Titelkämpfe von Innsbruck seine wohl stärkste Leistung im Laufe der vergangenen Woche. Nachdem er sich zeitweise in Schlangenlinien den brutalen und bis zu 28 Prozent steilen Anstieg zur “Höttinger Höll“ hinaufgequält hatte, setzte der Niederländer bergab auf den letzten Kilometern zu einer großartigen Aufholjagd an, zog an Gianni Moscon vorbei und schloss auf den letzten 1,5 Kilometern zum Spitzentrio um Alejandro Valverde auf.

Doch die Verfolgung hatte zuviel Kraft gekostet. Dumoulin trat zwar 1000 Meter vor dem Ziel an, doch Valverde, Romain Bardet und Michael Woods hatten keine Mühe, seine Attacke zu vereiteln. Im Sprint musste sich der ausgelaugte Giro- und Tour-zweite dann mit Rang vier begnügen.

“Ich hatte nichts mehr im Tank, als ich am Ende zu den drei Führenden aufschloss. Das ist natürlich enttäuschend“, sagte Dumoulin im Ziel zu seinem bisher besten Resultat in einem WM-Straßenrennen, mit dem aber wohl nicht viele gerechnet haben dürften, zumal der 27-Jährige nach dem für ihn so enttäuschend verlaufenen Einzelzeitfahren noch davon gesprochen hatte, „ein körperlich gebrochener Mann“ gewesen zu sein.

Doch Dumoulin erholte sich in den vergangenen Tagen von den Strapazen und zog dann noch im Ziel ein letztlich positives Fazit des brutal schweren Rennens über 258,5 Kilometer und mehr als 4.600 Höhenmeter. “Am Ende ist es ein gutes Resultat, mein bestes Ergebnis bislang bei einem Eintagesrennen. Es ist schön zu sehen, dass ich auch bei diesen Rennen vorne mitfahren kann“, befand er.

Dumoulin konnte auf ein starkes niederländisches Team bauen, das bis ins Finale hinein mit mehreren Fahrern weit vorne vertreten war. Antwan Tolhoek und Sam Oomen machten bei den letzten Überfahrten über den Anstieg zur Olympia-Bobbahn das Rennen schwer, ehe es am Kapitän war, die Vorarbeit seiner Helfer zu vollenden.

Der hielt sich bis zur 2,6 Kilometer langen und bis zu 28 Prozent steilen "Höttinger Höll“ im Feld versteckt und ging den Berg relativ langsam an. “Das war gewollt. Ich hätte Krämpfe bekommen, wenn ich zu Beginn des Anstiegs versucht hätte, mit den anderen mitzuhalten“, erklärte Dumoulin seine Taktik. “Ich entschied mich, mein eigenes Tempo zu gehen. Ich konnte die Spitzengruppe aber sehen und wusste, dass die Lücke nicht zu groß ist. Ich wusste, ich habe eine Chance, mit einer riskanten Abfahrt wieder aufzuschließen. Ich wusste aber auch, dass es mich eine Menge Energie kosten würde.“

Der Plan ging zunächst auf. Der Vize-Weltmeister im Zeitfahren konnte nicht nur an Moscon vorbeifahren, der sich kurz vor ihm über den letzten Anstieg gekämpft hatte, sondern fuhr auch noch zur Spitze vor. Mehr war allerdings nicht drin. “Ich wollte erst sofort attackieren, merkte aber, dass ich die Beine nicht dazu hatte. Ich erholte mich und versuchte es dann einen Kilometer vor dem Ziel, aber Valverde war so aufmerksam, dass er es sofort sah. Da wusste ich, es ist vorbei. Ich war zu platt für den Sprint, ich konnte sogar die Hinterräder nicht mehr halten“, gestand Dumoulin ein und vergaß nicht, den neuen Weltmeister zu loben, der im zwölften Anlauf endlich das Regenbogentrikot eroberte. “Valverde ist ein verdienter Sieger. Nach so vielen Podestplätzen kann ich mir vorstellen, dass er sehr glücklich ist“, sagte der WM-Vierte, der ebenfalls alles andere als unglücklich wirkte.

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.12.2018Sport-Business-Gold für Innsbruck 2018

(rsn) - In sechs Kategorien wurde am vergangenen Dienstag im Haus des Sports in Wien erstmals der VICTOR, der Sport Business Preis 2018 vergeben. Die Straßen-WM 2018 in Innsbruck-Tirol wurde dabei al

06.11.2018Valverdes Äußerungen sind eines Weltmeisters unwürdig

(rsn) – Als Alejandro Valverde in Innsbruck nach zwölf vergeblichen Anläufen die Ziellinie eines WM-Straßenrennens als Erster überquerte, habe ich im ersten Moment Freude verspürt. Es ist immer

27.10.2018Weltmeister Valverde gewinnt auch das “Goldene Rad“

(rsn) - Weltmeister Alejandro ist als dritter Spanier nach Miguel Indurain und Alberto Contador mit dem Vélo d´Or (Goldenes Rad) ausgezeichnet worden. Mit dem Preis belohnt die französische Fachzei

07.10.2018Straßen-WM 2022 findet in Australien statt

(rsn) - Die Straßen-Weltmeisterschaften 2022 werden in Australien ausgetragen. Wie der nationale Radsportverband bekanntgab, wird die Stadt Wollongong im Bundesstaat New South Wales die Welttitelkäm

04.10.2018Zu wenig Gehalt: Spaniens Nationalcoach droht mit Rücktritt

(rsn) - Nur wenige Tage nach Alejandro Valverdes WM-Triumph hat Spaniens Nationalcoach Javier Minguez mit seinem Rücktritt gedroht. Wie der 69-Jährige der Nachrichtenagentur Europa Press erklärte,

02.10.2018Valverde macht noch bis zu den Spielen von Tokio weiter

(rsn) - Alejandro Valverde ist mit dem Gewinn des Weltmeistertitels am Ziel seiner Träume. Ans Aufhören denkt der Spanier trotz seiner 38 Jahre aber noch nicht: Valverde will noch bis 2020 als Profi

02.10.2018Zeitfahrweltmeisterin van Vleuten erfolgreich am Knie operiert

(rsn) - Die im WM-Straßenrennen der Frauen gestürzte Annemiek van Vleuten ist am Montag erfolgreich an ihrem gebrochenen Schienbeinkopf (Tibia) operiert worden und wird mindestens vier Wochen eine S

02.10.2018Tritt Walscheid in Kittels und Degenkolbs Fußstapfen?

(rsn) - Immerhin schon vier Siege gelangen dem Team Sunweb beim Münsterland Giro. Die allerdings holten sich drei Deutsche, die längst nicht mehr für den Rennstall von Manager Iwan Spekenbrink fahr

02.10.2018Kennaugh: “Es war viel schwerer, als ich erwartet hatte“

(rsn) - Nicht die hoch gehandelten Zwillingsbrüder Adam und Simon Yates waren im WM-Straßenrennen von Innsbruck die britischen Trümpfe. Vielmehr war der etatmäßige Edelhelfer Peter Kennaugh für

01.10.2018Evenepoel war die Entdeckung der WM 2018

(rsn) - Alejandro Valverde hat mit sieben Medaillen in den letzten 15 Jahren WM-Geschichte geschrieben. Möglicherweise wird im großen Radsportbuch das Kapitel des 38-Jährigen mit dem ersehnten Gewi

01.10.2018Perfekt, aber auch nachhaltig?

(rsn) – Volksfeststimmung im österreichischen Radsport war es definitiv, die wir in den letzten neun Tagen in der Tiroler Landeshauptstadt erleben durften. Selbst als Österreicher, der viel bei na

01.10.2018WM-Podcast: Holzmedaille für den “Fahrer der Saison“

(rsn) - Im letzten Podcast zur Straßen-WM von Innsbruck wirft Lukas Kruse mit Felix Mattis und Peter Maurer einen Blick zurück auf die Straßenrennen der Frauen und Männer, die beide mit Favoritens

Weitere Radsportnachrichten

22.12.2024Teutenberg und Brauße holen sich Omnium-Titel

(rsn) – In Frankfurt an der Oder wurden im Mehrkampf auf der Bahn noch die Deutschen Meisterschaften an diesem Wochenende ausgefahren und die Goldmedaillen sicherten sich Franziska Brauße (Ceratizi

22.12.2024“Bis zur Corona-Infektion lief es richtig gut“

(rsn) - Erst zwölf Tage des neuen Jahres waren vergangen, da standen für Linda Riedmann vom Team Visma - Lease a Bike schon die ersten Rennen an. In Australien bei der Santos Tour Down Under begann

21.12.2024Schöne Highlights und ein sehr starker August

(rsn) – 22 Jahre ist Fabio Christen (Q36.5 Pro Cycling) alt, und der Schweizer kommt aus einer wahren Radsportfamilie. Schon sein Großvater gehörte zu den besten Straßensportlern und auch sein Va

21.12.2024Red-Bull-Sportchef Aldag über die Transfers von Lazkano und Co.

(rsn) – Es war abzusehen, dass Red Bull – Bora – hansgrohe auch in diesem Winter wieder allerhand Veränderungen am Kader für die neue Saison vornehmen würde. Neun Profis stoßen 2025 zum Team

21.12.2024Vandeputte mit Start-Ziel-Sieg zum ersten Weltcuperfolg

(rsn) – Dank einer technischen Glanzleistung hat Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) in Hulst nicht nur einen Start-Ziel-Sieg, sondern auch seinen ersten Weltcup-Erfolg gefeiert. Der Belgier w

21.12.2024Schreiber startet am schnellsten und bleibt bis zum Schluss vorn

(rsn) – Schnellstarterin Marie Schreiber (SD Worx – Protime) hat den Cross-Weltcup in Hulst mit einem Start-Ziel-Sieg für sich entschieden. Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) baute als Zweite

21.12.2024Knolle, Groß, John und Zemke zu rad-net - Rembe - Sauerland

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

21.12.2024Vom Niemandsland nach Alpe d’Huez in wenigen Monaten

(rsn) – Als Ruderin stand Valentina Cavallar schon bei den Olympischen Spielen am Start und ihr Einstieg in den Radsport kam dann doch sehr überraschend. Erst im April fand sie einen Platz bei der

21.12.2024“Riesige Erleichterung“: Auf dem Weg zurück zu alter Stärke

(rsn) – Er war noch nicht ganz wieder der Alte, doch nach zwei krankheitsbedingt schwarzen Saisons hat Maximilian Schachmann 2024 endlich erneut aufblitzen lassen können, wozu er fähig ist. Das ge

21.12.2024Van Empel muss Cross-Wochenende auslassen

(rsn) - Wegen eines Trainingssturzes muss Weltmeisterin Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) die beiden Cross-Weltcups in Hulst und Zonhoven an diesem Wochenende auslassen. Wie die Niederländerin a

21.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

20.12.2024Meisterschaftsdoppel versöhnte nach Olympia-Enttäuschung

(rsn) – Die Olympischen Spiele in Paris hatten die Österreicherin Anna Kiesenhofer (Roland) wieder in den Fokus der medialen Aufmerksamkeit zurückgeholt. Immer wieder wurde ihre Sensationsfahrt v

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine