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08.04.2018 | (rsn) - Peter Sagan (Bora-hansgrohe) reckte im Velodrom von Roubaix seine Rennmaschine in die Höhe, nahm den Helm ab und verneigte sich vor den Zuschauern. Der Weltmeister feierte nach 257 Kilometern, davon 54,5 über Kopfsteinpflaster, seinen ersten Sieg bei der "Königin der Klassiker" und verwies im Zweiersprint den Schweizer Meister Silvan Dillier (AG2R) als letzten Verbliebenen der Ausreißergruppe auf den zweiten Rang. Zuletzt hatte Bernard Hinault 1981 im Regenbogentrikot in der "Hölle des Nordens" gewonnen.
Flandern-Rundfahrt-Sieger Niki Terpstra (Quick-Step Floors) rundete das Podium als Dritter mit 57 Sekunden Rückstand ab. Dahinter belegten Vorjahressieger Greg Van Avermaet (BMC), Jasper Stuyven (Trek-Segafredo) und Sep Vanmarcke (EF-Drapac) mit jeweils 1:34 Minuten Rückstand auf Sagan die Plätze. Der Hürther Nils Politt (Katusha-Alpecin) gewann den Sprint einer größeren nächsten Gruppe mit 2:31 Minuten Rückstand und belegte als bester Deutscher Rang sieben. Taylor Phinney (EF-Drapac), Zdenek Stybar (Quick-Step Floors) und Jens Debuschere (Lotto Soudal) komplettierten die Top Ten.
"Was für ein Sieg! Dieses Jahr hatte ich Glück und bin von Stürzen oder Defekten verschont geblieben. Eigentlich fühle ich mich heute im Ziel sogar besser als die letzten Jahre, da ich vorne mein Tempo fahren konnte. Ich habe früh attackiert und konnte bis zum Ende durchziehen. Ich muss mich bei meinem ganzen Team bedanken, alle waren heute sehr stark, Daniel Oss, Marcus Burghardt, mein Bruder Juraj, Maciej Bodnar, aber auch Rudi Selig und Andreas Schillinger am Anfang des Rennens. 50 Kilometer vor dem Ziel bin ich losgefahren, das war vielleicht früh, aber dafür ist es jetzt ein unglaubliches Gefühl, diesen Sieg zu holen", freute sich der 28-jährige Sagan.
"Peter war der Beste. Ich habe versucht, meinen Sprint anzuziehen, aber er ist einfach der Stärkste. Als wir gemeinsam über die Pavé-Sektoren gefahren sind, habe ich gestaunt, was er für einen Motor hat. Ich bin stolz auf meine Leistung, stolz darauf, in die Situation gekommen zu sein, um den Sieg zu kämpfen. Natürlich ist da auch etwas Enttäuschung, dass ich nicht gewonnen habe. Aber ich hab gegen den Weltmeister, den stärksten Fahrer verloren. Da muss ich gar nicht unzufrieden sein. Ich hoffe dann auf Chancen in der Zukunft", kommentierte Dillier seinen Auftritt.
Genau 54 Kilometer vor dem Ziel war Sagan bei strahlendem Sonnenschein in die Offensive gegangen und hatte schnell zum Spitzentrio Dillier, Jelle Wallays (Lotto Soudal) und Sven Erik Byström (Team UAE) aufgeschlossen. "Nach meiner Attacke habe ich bis zum Ziel durchgezogen", gab er zu Protokoll. Die Verfolger um Terpstra und Van Avermaet ließen den dreimaligen Weltmeister gewähren, wohl auch in dem Glauben, dass der Bora-Kapitän zu früh in die Offensive gegangen sei. Dieser hatte nach der jüngsten Kritik des viermaligen Roubaix-Siegers Tom Boonen, Sagan würde zu passiv fahren, exakt an jener Stelle attackiert, an welcher der belgische Radstar im Jahr 2012 zu seinem vierten Pflasterstein gerast war.
Bei frühlingshaften Bedingungen hatte es zunächst rund 42 Kilometer gedauert, ehe sich die neunköpfige Gruppe des Tages gebildet hatte. Neben Dillier, Wallays und Byström waren der Paris-Nizza-Sieger Marc Soler (Movistar), Gatis Smukulis (Delko Marseille), Jimmy Duquennoy, Ludovic Robeet (beide Aqua Protect), Geoffrey Soupe (Cofidis) und Jay Robert Thomson (Dimension Data) in der Fluchtgruppe dabei, die sich rasch einen Maximalvorsprung von 8:35 Minuten herausfuhr.
Auf dem ersten Pflasterabchnitt von Troisville kam es zu einem Massensturz im Feld, in dessen Folge der Schweizer Stefan Küng (BMC) das Rennen aufgeben musste. Im berühmten Wald von Arenberg 95 Kilometer vor dem Ende zerfiel die Spitzengruppe, so dass am Ende der gepflasterten Waldgeraden nur noch Wallays, Byström, Dillier und Soler an der Spitze übrig blieben. Im Feld riss Mike Teunissen (Sunweb) mit Philippe Gilbert (Quick-Step Floors) am Hinterrad eine kleine Lücke, bevor Politt mit einem Antritt zum Verfolgerduo aufschloss.
Während der Oberurseler John Degenkolb (Trek-Segafredo) im Feld die Verfolgung organisierte, bekundete mit Arnaud Demare (Groupama-FDJ) einer der Favoriten erste Schwierigkeiten. Nachdem das Trio um Politt etwa 75 Kilometer vor dem Ende gestellt war, setzte Gilberts Teamkollege Stybar eine Konterattacke. Der dreimalige Crossweltmeister sammelte nach und nach die ehemaligen Ausreißer ein, doch an das Spitzenquartett kam der Tscheche nicht heran. 60 Kilometer vor dem Ziel war sein Unterfangen beendet.
Kurz darauf setzten mit Van Avermaet und Crossweltmeister Wout Van Aert (Verandas Willems-Crelan) zwei der Topfavoriten eine erste ernsthafte Attacke, die von den anderen Favoriten jedoch unmittelbar neutralisiert wurde. Mit dem Zusammenschluss setzte sich Sagan an die Spitze und fuhr im Vier-Sterne-Sektor von Orchies, wo Boonen 2012 ebenfalls die letzten 54 Kilometer solo in Angriff nahm, eher unscheinbar aus der Favoritengruppe davon. Sein Vorsprung wuchs rasch an, auch weil bei den Verfolgern das Team Quick-Step Floors die alleinige Verfolgung übernehmen musste.
47 Kilometer vor dem Ziel brach ein Sturz mit Tony Martin (Katusha-Alpecin) und Alexander Kristoff (Team UAE) bei den Verfolgern den Rhythmus, weshalb Sagan seinen Vorsprung mit den mittlerweile eingeholten Spitzenreitern auf 50 Sekunden ausbaute. Während der Weltmeister die meiste Tempoarbeit verrichtete, fielen zunächst Byström und schließlich auch Wallays aus der Spitze zurück. Lediglich Dillier konnte sich am Hinterrad des Slowaken halten, der 30 Kilometer vor dem Ziel bei voller Fahrt selbstständig die Imbusschrauben an seinem Gabelschaft nachziehen und seinen gelockerten Lenker richten musste.
Auch die Verfolger waren mittlerweile dezimiert, auch weil Cross-Weltmeister Wout Van Aert (Veranda Willems-Crelan) nach einem Defekt zurückfiel. Der Belgier musste zudem eine Hiobsbotschaft hinnehmen: Sein Teamkollege und Landsmann Michael Goolaerts war auf einem der Pavés kollabiert und musste noch auf der Strecke reanimiert werden. Der 23-Jährige wurde per Helikopter in ein Krankenhaus geflogen.
An der Spitze harmonierten Sagan und Dillier hervorragend miteinander, so dass das Duo seinen Vorsprung von maximal 1:30 Minuten auf die Radrennbahn in Roubaix verteidigen konnte. Dort zog Sagan an zweiter Position fahren rund 150 Meter vor dem Ziel den Sprint an, dem Dillier nach knapp 220 Kilometern an der Spitze des Rennens kaum etwas entgegenzusetzen hatte.
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