Sunweb-Kapitän verteidigt Rosa trotz Problemen

Dumoulin: Shit happens

Von Joachim Logisch aus Bormio

Foto zu dem Text "Dumoulin: Shit happens"
Tom Dumoulin (Sunweb) auf der Königsetappe des Giro d'Italia | Foto: Cor Vos

23.05.2017  |  (rsn) - Zwei Erkenntnisse enthüllte uns die 16. Etappe von Rovetta nach Bormio (222 km) des auf einem neuen Höhepunkt zustrebenden 100. Giro d'Italia: Tom Dumoulin ist ein außergewöhnlicher Fahrer und wir wissen nun, was die Rad-Profis tun, wenn sie mal müssen müssen.

Da der Niederländer in Diensten des deutschen Sunweb-Teams sein Rosa Trikot auf großartige Weise verteidigte, dürfen wir die ganze Geschichte mit einem Schmunzeln erzählen.

In der Abfahrt vom 2758 Meter hohen Stilfser Joch verspürte der Mann in Rosa  ein dringendes Bedürfnis. "Ich konnte es nicht mehr halten", erklärte Dumoulin später. In seiner Not wandte er sich an seinen Edelhelfer Laurens ten Dam, der sich gerade als Relaisstation aus der Ausreißergruppe des Tages hatte zurückfallen lassen. "Als ich zurückkam, war Tom nicht wie immer. Er sagte, er habe Magenprobleme und dass er austreten müsste", überraschte der Sunweb-Kapitän seinen Landsmann, der sich gerade auf eine zermürbende Kärrnerarbeit eingestellt hatte.

Ten Dam versuchte, den Mann in Rosa zur Weiterfahrt zu überreden. "Ich sagte, wir können nicht stoppen, geht es nicht mit Magentabletten? Doch er antwortete, er müsse wirklich anhalten. Deshalb versuchten wir, den richtigen Moment zu finden. Doch finde mal den richtigen Moment. Bei einer Sprinteretappe ist das kein Problem, doch das Rennen war voll im Gange. Es war vielleicht der härteste Tag, den ich je in einer GrandTour gefahren  bin."

Hinter einen Verkehrsschild am linken Wegesrand schien der richtige Ort gefunden. Dumm nur, dass das Schild keine Deckung vor dem TV-Helikopter bot. So konnten alle Fernsehzuschauer sehen, wie sich der Geplagte seines rosa Führungstrikots entledigte, die Hosenträger über die Schulter schob und sich nackt im Feld niederließ.

Als die Pein gelindert war, schien Dumoulin wieder der Alte zu sein. Bewundernd schilderte ten Dam: "Tom stoppte zwar, aber danach fand er seine Beine schnell wieder. Er war im Anstieg zum Umbrailpass an meinem Hinterrad und forderte mich immer wieder auf: schneller, schneller. Ich sagte ihm 'oh Mann, ich kann nicht schneller, fahre weiter und kämpfe bis zum Schluss. Ich bin froh, dass er das tat."

In der Tat war es beeindruckend, wie der Sunweb-Kapitän als Solist nun die letzten 30 Kilometer der Favoritengruppe hinterher jagte und kaum Zeit einbüßte.

"Ich hatte nur das Problem, dass ich mal musste - ich konnte es nicht mehr halten. Es war nach dem Stelvio. Ich fing an, es in der Abfahrt zu fühlen. Ich musste aufhören, es war nichts anderes möglich", beschreibt Dumoulin seine Pein.

Ob er auch so gehandelt hätte, wurde Etappengewinner Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) in seiner Siegerkonferenz gefragt. Der Italiener antwortete nicht direkt, gab aber durch Zeichen zu verstehen, dass es es für den Fall der Fälle nicht wisse. Jan Ullrich soll im Kampf ums Gelbe Trikot der Tour de France einmal nicht angehalten haben, was später den Mechanikern bei der Reinigung des Rades einiges an zusätzlicher Arbeit aufbürdete.

Dumoulin jedenfalls hielt an. Und nachdem das Geschäft erledigte war, horchte er in sich und als er spürte, dass ihn nichts mehr behinderte, beschloss er: "Ich wollte kämpfen und kämpfen und dann im Ziel ein Resümee ziehen. Ich denke, das war gut, aber ich bin heute sehr enttäuscht, natürlich!" fügte er an.

Keiner widersprach seiner These: "Ich war heute am Stärksten. Ich hätte einfach mit Nibali und Quintana fahren können. Ich habe nur verloren, weil ich ein Problem hatte. Das ist uh, sch...!"

Das auf ihn nicht gewartet wurde, wurmte ihn. Doch er konnte es auch verstehen: "Kruiswijk fuhr vorne. Es war einfach Shit!" Auch Ten Dam war damit einverstanden, dass die Favoriten nicht lange warteten. "Es war kein Sturz! Da habe ich nicht erwartet, dass sie warten."

Shit happens!

Weitere Radsportnachrichten

14.10.2025Hayter rauscht im dunklen Zuiderpark von Den Haag zum Oranje-Trikot

(rsn) – Ethan Hayter (Soudal – Quick-Step) hat den Prolog der neuen NIBC Tour of Holland (2.1) gewonnen. Der Brite setzte sich bei besonders spezieller Atmosphäre unter Flutlicht im abendlich dun

14.10.2025German Cycling benennt Kader für die Bahn-WM in Chile

(rsn) – Nach den Straßen-Welt- und -Europameisterschaften sowie der Gravel-WM steht vom 22. bis 26. Oktober in Chile das nächste Großevent in Nationaltrikots auf dem Programm: Die Bahnrad-Weltmei

14.10.2025Packender Krimi um WorldTour-Tickets für 2026 und darüber hinaus

(rsn) – Mit dem Abschluss der WorldTour-Saison bei der Tour of Guangxi in China und den letzten ProSeries sowie europäischen .1-Rennen im Jahr 2025 endet am Sonntag auch der Dreijahreszyklus für W

14.10.2025Vegni beendet Karriere als Giro-Renndirektor im Winter

(rsn) – Mauro Vegni hat mit Il Lombardia am Wochenende sein letztes Rennen als Renndirektor des italienischen Veranstalters RCS Sport absolviert. Das bestätigte der 66-jährige Italiener am Wochene

14.10.2025Medien: Quintana verlängert bei Movistar, Gaviria nicht

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

14.10.2025Drizners als siebter Neuzugang bei Red Bull vorgestellt

(rsn) – Red Bull – Bora – hansgrohe hat seinen siebten Neuzugang für die Saison 2026 bekanntgegeben. Wie der deutsche WorldTour-Rennstall am Dienstagmittag mitteilte, wird der Australier Jarrad

14.10.2025Skjelmose trotz Rückenproblemen von der Lombardei nach China

(rsn) – Mattias Skjelmose (Lidl – Trek) ist bei der Tour of Guangxi in dieser Woche im Einsatz, obwohl er am vergangenen Wochenende bei Il Lombardia aufgrund von wiederkehrenden Rückenschmerzen a

14.10.2025Tour of Holland: Clash zwischen Hügelsprintern und Zeitfahrern

(rsn) – Während in China in dieser Woche die WorldTour-Saison zu Ende geht und in Italien mit dem Giro del Veneto (Mittwoch) sowie dem Veneto Classic (Sonntag) oder in Japan mit dem Japan Cup (Sonn

14.10.2025Kanter beim Guangxi-Auftakt nur von Magnier geschlagen

(rsn) – Max Kanter (XDS – Astana) hat sich im Massensprint am Ende der 1. Etappe der Tour of Guangxi (2.UWT) in China nur dem Franzosen Paul Magnier (Soudal – Quick-Step) geschlagen geben müsse

14.10.2025Schweinberger jubelt, aber Baker wird zur Siegerin erklärt

(rsn) – Kathrin Schweinberger (Human Powered Health) hat am New City Park auf der chinesischen Insel Chongming Island vor den Toren von Shanghai nach der Auftaktetappe der Tour of Chongming Island (

13.10.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

13.10.2025Balsamo als Topfavoritin nach China

(rsn) – Die Tour of Chongming Island (2.WWT) bildet den Abschluss der Women’s WorldTour 2025. Drei Tage lang findet das Rennen auf der zweitgrößten chinesischen Insel vor den Toren Shanghais st

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Gree-Tour of Guangxi (2.UWT, CHN)
  • Radrennen Männer

  • Tour of Holland (2.1, NED)
  • Giro del Veneto (1.Pro, ITA)