Brennauer Fünfte in Wevelgem

Lepistö siegt hauchdünn: "Als Jolien fragte, war ich nicht mehr sicher"

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Lotta Lepistö (Cervéo-Bigla) hat nach Dwars door Vlaanderen auch Gent-Wevelgem gewonnen. | Foto: Cor Vos

26.03.2017  |  (rsn) - Auf der Linie knapp die Erste, auf dem Podium erneut die Langsamste: Das Öffnen von Champagner-Flaschen muss die Finnin Lotta Lepistö (Cervelo-Bigla) noch üben, das Sprinten aber scheint sie gerade zu perfektionieren. Bei der 6. Auflage von Gent-Wevelgem der Frauen, dem vierten WorldTour-Rennen der Saison, setzte sich die WM-Dritte von Katar nur vier Tage nach ihrem Sieg bei Dwars door Vlaanderen nun um wenige Zentimeter vor Lokal-Matadorin Jolien D'Hoore (Wiggle-High5) durch.

Dritte wurde die US-Amerikanerin Coryn Rivera (Sunweb), die eine Woche zuvor das dritte WorldTour-Rennen im italienischen Cittiglio, die Trofeo Binda, gewonnen hatte. Lisa Brennauer (Canyon-SRAM) fuhr nach Rang zwei im Vorjahr diesmal als Fünfte über den Zielstrich.

"Ich dachte mir nach dem Ziel eigentlich gleich, dass ich gewonnen habe", erklärte Lepistö radsport-news.com nach der Siegerehrung. Deshalb hatte sie auch sofort gejubelt. "Aber als Jolien mich dann fragte, wer vorne war, war ich mir nicht mehr ganz so sicher." Bevor sie richtig mit ihren Teamkolleginnen um Anfahrerin Lisa Klein und Stephanie Pohl feierte, wartete die 27-Jährige daher die offizielle Bestätigung der Jury ab.

"Die Mädels haben fast geheult vor Freude. Sie haben einen tollen Job gemacht und sich den Arsch abgearbeitet für mich. Deshalb waren sie dann auch sehr emotional. Sie haben alles gegeben", so Lepistö. Für Cérvelo-Bigla war es bereits der vierte Saisonsieg. Außerdem hält das Team von Thomas Campana auch das hellblaue Trikot der besten Nachwuchsfahrerin in der Women's WorldTour, Cecilie Uttrup Ludwig aus Dänemark. "Wir haben eine tolle Atmosphäre im Team. Jeder hilft jedem, stärkt den Anderen den Rücken und auch im Rennen ist die Kommunikation wirklich gut", erklärte Lepistö nun in Wevelgem.

Während 2016 Chantal Blaak (Boels-Dolmans) als Solistin in Wevelgem siegte, kam diesmal eine große Gruppe von rund 40 Fahrerinnen an - mit fast allen Sprinterinnen. "Letztes Jahr wurde ich im letzten Anstieg abgehängt. Das wollte ich auf keinen Fall wieder erleben - und auch Jolien ist das letztes Jahr passiert. Ich denke, wir waren alle besser vorbereitet", sagte Lepistö. Insgesamt scheint das Peloton der Women's WorldTour in diesem Jahr einen deutlichen Schritt näher zusammengerückt zu sein. Das zeigte sich auch vergangene Woche bei der Trofeo Binda in Italien bereits.

Ausschlaggebend war aber auch, dass der am Vortag noch starke Wind in Westflandern am Sonntag nachließ. Das erwartete Windstaffelrennen blieb daher aus und das Rennen konzentrierte sich zunächst auf die fünf Hellinge des Tages: je zwei Passagen des Kemmelbergs und des Montebergs sowie eine des Banebergs. Dort zerkleinerte sich das Feld jeweils, bis nach dem letzten Helling rund 40 Kilometer vor dem Ziel nur noch eine 40 Fahrerinnen starke Gruppe übrig war.

Auf dem zunächst noch leicht welligen und auf den letzten 20 Kilometern völlig flachen Weg zum Ziel in Wevelgem versuchten dann einzelne Fahrerinnen, sich abzusetzen. Cervelo-Bigla schickte die Dänin Marie Vilmann in die Offensive, Boels-Dolmans versuchte es mehrmals mit der Luxemburgerin Christine Majerus. Sie war es auch, die 18 Kilometer vor dem Ziel gemeinsam mit WorldTour-Spitzenreiterin Elisa Longo Borghini (Wiggle-High5), Ellen van Dijk (Sunweb) und Katrin Garfoot (Orica-Scott) ein erfolgversprechendes Quartett bildete, das sich schnell auf zehn Sekunden absetzte und kurze Zeit später noch Verstärkung durch die starken Sprinterinnen Arlenis Sierra (Astana) aus Kuba und Marta Bastianelli (Alé Cipollini) aus Italien bekam.

"Wir hatten immer jemand dabei, außer dann am Ende. Das war etwas gefährlich, aber die Mädels haben alles gegeben und Tempo gemacht, so dass es gut ausgegangen ist", so Lepistö. Die 40er-Gruppe kam, nicht nur durch aber auch dank der Arbeit ihrer Teamkolleginnen, wieder heran.

Es dauerte nun bis vier Kilometer vor dem Ziel, bis sich mit Janneke Ensing (Alé Cipollini) noch einmal jemand absetzte. Sie bekam drei Kilometer vor dem Ziel Begleitung von der Britischen Meisterin Hannah Barnes (Canyon-SRAM), doch das Duo wurde an der 2.000-Meter-Marke ebenfalls wieder gestellt, so dass es zum Sprint kommen konnte. Zwar waren Lepistös Teamkolleginnen nach all der Tempoarbeit nun müde, doch Klein pilotierte die Finnin im Feld nach vorne, wo sie sich dann an den Hinterrädern der Konkurrenz selbst durchschlug und schließlich zum zweiten Sieg innerhalb von vier Tagen spurtete.

Siegerin Lotta Lepistö (Cervelo-Bigla) im Interview (Englisch):

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