Pole überraschte Sagan mit einer Finte

Kwiatkowski mit "Sterbendem Schwan“ zum Mailand-Sanremo-Sieg

Foto zu dem Text "Kwiatkowski mit
Michal Kwiatkowski mit der Sieg-Trophäe von mailand-Sanremo 2017 | Foto: Cor Vos

19.03.2017  |  (rsn) - Sie kennen sich aus Juniorenzeiten! Vielleicht ist das der Grund, warum Michael Kwiatkowski (Sky) als erster Pole den Klassiker Mailand-Sanremo gewann! Mit einer Finte schlug der Ex-Weltmeister den haushohen Favoriten Peter Sagan (Bora-hansgrohe) auf der Via Roma.

"Ich wusste, dass ein Sieg aus einem Massensprint für mich unmöglich ist. Meine Chancen sah ich nur in einer Ausreißergruppe, vor allem an der Seite von Sagan. Aus dem letzten Jahr nahm ich die Lehre mit, dass der Endspurt vermieden werden kann, wenn ein paar Fahrer am Poggio davonfahren. Im Finale haben wir mit Sagan einen kleinen psychologischen Kampf geführt. Bewusst habe ich vorgetäuscht, zurückzufallen, damit er einen Meter gewinnt und somit früher zu sprinten beginnt. Es freut mich, dass alles funktionierte“, verriet Kwiatkowski , wie er den "Sterbenden Schwan“ gespielt hatte.

Schon mehrmals hatte der Allrounder vom Team Sky versucht, Mailand-Sanremo für sich zu entscheiden. Aber immer wieder kam ihm etwas in die Quere. Mal das Wetter, mal ein Sturz, mal die stärkeren Gegner. Doch diesmal klappte alles.

Auch wenn Kwiatkowski, der von seinen Mannschaftskollegen liebevoll "Kawasaki“ genannt wird, nicht zu den Top-Favoriten zählte, auf der Rechnung musste man den 26-Jährigen haben. Spätestens seit 2013, als er noch im Dienste der belgischen Equipe Quick-Step für Furore bei der Frankreich-Rundfahrt sorgte, ist sein Name für jeden Branchenkenner ein Begriff.

Ein Jahr späterf bewies Kwiatkowski, dass er nicht nur talentiert und ein Fahrer für die Zukunft ist, sondern auch, dass er schon in der Weltspitze mithalten kann. Zuerst gewann er Strade Bianche, nachdem er im Finale in Siena seinem guten Weggefährten aus der Junioren-Zeit, Peter Sagan, wegfuhr. Damals, noch vor 15 Jahren, lieferten sich die beiden bei jedem Rennen harte Kämpfe.

Im September 2014 landete Kwiatkowski dann im spanischen Ponferrada den großen Coup, als er sich nach einem Angriff im Finale des Straßenrennens bei den Weltmeisterschaften ins Regenbogentrikot stürzte. Kwiatkowski wurde somit erster Pole, der im Profi-Zirkus eine Goldmedaille ergattern konnte. 2015 hatte er auch beim Amstel Gold Race die Nase vorn – nach dem letzten Cauberg-Anstieg konnte Kwiatkowski seine Rivalen im Sprint aus einer überschaubaren Gruppe auf die Plätze verweisen.

Was folgte, war der Wechsel zu Sky. Die Anfänge im "himmlischen“ Team von Dave Brailsford waren nicht leicht, der Druck der polnischen Presse und der Fans stieg. Auch wenn einiges nicht gelang, verkorkst darf man die abgelaufene Saison nicht nennen, denn Kwiatkowski schlug beim Frühjahresklassiker E3 Harelbeke wieder zu - dreimal dürfen Sie raten, wer vor Jahresfrist Rang zwei belegte? Richtig, Sagan! Insgesamt war jedoch das Jahr 2016 eher durchwachsen. Kwiatkowski hat daraus Konsequenzen gezogen und sich noch stärker auf 2017 mit seinen ersten Frühlingszielen konzentriert. La Primavera gehörte dazu.

War Kwiatkowski gestern der stärkste Mann aus der dreiköpfigen Führungsgruppe, die sich nach der Tempobeschleunigung von Sagan bei der letzten Poggio-Überquerung herauskristallisierte? Dies ist zu bezweifeln. Sagan leistete ganze Arbeit, versuchte auf den letzten Kilometern stets, seine Konkurrenten abzuschütteln, indem er an jeder möglichen Stelle beschleunigte. Kwiatkowski und Julian Alaphilippe (Quick-Step Floors) jedoch blieben an seinem Hinterrad.

Auf der Zielgeraden musste dann der Slowake von vorne den Sprint anziehen, Kwiatkowski sprang aus seinem Schatten und konnte um einige Zentimeter Sagan bezwingen. Der Rest ist Geschichte, weil Kwiatkowski als erster polnischer Fahrer ein Radsport-Monument gewann.

"Nach der Cipressa war das Feld noch recht groß, ich dachte schon, dass zu 95 Prozent eine Massenankunft über den Sieg entscheiden wird. Am Poggio aber legte Sagan los, Elia Viviani hat durch den Radiofunk zu mir gesagt, ich soll auf jeden Fall hinter ihm fahren. Vermutlich ist meine Ausgangsposition im Kampf gegen Peter besser als die von anderen Rennfahrern, weil wir uns schon so lange kennen. Die Hälfte des Pelotons glaubt, er sei unantastbar, kaum zu schlagen. Ich meine jedoch etwas ganz anderes“, sagte Kwiatkowski im Ziel. Was er auch eindrucksvoll bewies…

Bis dahin war der größte polnische Erfolg beim Mailand-Sanremo Platz drei von Zbigniew Spruch im Jahre 1999. Spruch musste sich damals  Andrej Tschmil und Erik Zabel geschlagen geben.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

20.03.2017Jetzt will Kwiatkowski auch Lüttich-Bastogne-Lüttich gewinnen

(rsn) - Mailand-Sanremo-Gewinner Michal Kwiatkowski (Sky) ist am Samstag auf der Via Roma den "Sprint meines Lebens“ gefahren, wie der Pole nach dem Rennen twitterte. Kwiatkowski hatte nach 291 Kilo

20.03.2017Sanremo-Sieger Kwiatkowski brauchte für den Poggio 5:47 Minuten

(rsn) - Mailand-Sanremo-Gewinner Michal Kwiatkowski (Sky) benötigte am Samstag für den 3,6 Kilometer langen Poggio, den letzten Anstieg des Tages, 5:47 Minuten. Dabei erzielte der 26 Jahre alte Pole

20.03.2017Vierter in Sanremo: Kristoff setzt nun auf die belgischen Klassiker

(rsn) - Alexander Kristoff war am Samstag beim 108. Mailand-Sanremo zwar im Zielsprint der schnellste - allerdings nur aus der Verfolgergruppe heraus. So langte es für den Kapitän des Schweizer Kat

19.03.2017Sagan war am Poggio zu stark für Degenkolbs Beine

(rsn) – Seinen zweiten Sieg nach 2015 hat John Degenkolb (Trek-Segafredo) bei Mailand-Sanremo zwar verpasst. Dennoch zog der Oberurseler nach Rang sieben bei dem 291 Kilometer langen Klassiker ein p

19.03.2017Mailand-Sanremo: Gehört Quick-Step Floors die Zukunft?

(rsn) - Mit gemischten Gefühlen reiste das belgische Quick-Step Floors-Team aus San Remo ab. Julian Alaphilippes dritter Platz beim ersten der fünf Radsport-Monumente war nicht nur aller Ehren wert,

19.03.2017Degenkolb: "Ich kann das als guten Klassiker-Auftakt hinnehmen"

(rsn) - John Degenkolb hat zwei Jahre nach seinem Sieg bei seiner Rückkehr zu Mailand-Sanremo den siebten Platz belegt. Im Sprint um Rang vier war der Oberurseler zwar eingeklemmt, aber insgesamt ist

19.03.2017Sagan: "Kwiatkowski schuldet mir ein paar Bier"

(rsn) - Den sogenannten Fluch des Weltmeisters hatte Peter Sagan (Bora-hansgrohe) in dieser Saison schon dreimal mit seinen Siegen bei Kuurne-Brüssel-Kuurne und Tirreno-Adriatico (2)  widerlegt. Bei

18.03.2017Denk: "Wir fangen heute Abend nicht das große Heulen an"

(rsn) - Die Bilanz ist nicht schlecht! Vier Siege hat das deutsche Team Bora-hansgrohe seit dem Aufstieg zu Saisonbeginn in die WorldTour eingefahren. Der ganz große Erfolg, der erste "weltmeisterlic

18.03.2017Highlight-Video vom 108. Mailand-Sanremo

Nächster Außenseitersieg bei Mailand-Sanremo. Michal Kwiatkowski (Sky) entschied am Samstag die 108. Auflage des italienischen Frühjahrsklassikers im hart umkämpften Sprint einer dreiköpfigen Aus

18.03.2017Kwiatkowskis Cleverness triumphiert über Sagans Urkraft

(rsn) - Peter Sagan (Bora-hansgrohe) gab alles, warf sich im hart umkämpften Zielsprint gegen Michal Kwiatkowski (Sky) bei Mailand-Sanremo regelrecht über die Ziellinie und wäre um ein Haar noch hi

18.03.2017Denz: "Das war ein Selbstmordkommando"

(rsn) - Gleich bei seinem ersten Start beim Radsport-Monument Mailand-Sanremo hat es Nico Denz (Ag2r) in die Gruppe des Tages geschafft. Insgesamt zehn Fahrer setzten sich auf den ersten Kilometern ab

18.03.2017Kwiatkowski schlägt Sagan auf der Via Roma, Degenkolb Siebter

(rsn) - Nächster Außenseitersieg bei Mailand-Sanremo. Michal Kwiatkowski (Sky) entschied am Samstag die 108. Auflage des italienischen Frühjahrsklassikers im hart umkämpften Sprint einer dreiköpf

Weitere Radsportnachrichten

28.06.2025DM-Duell: Niedermaier legt vor, schlägt Lippert zurück?

(rsn) – Das erste Duell der beiden größten Favoritinnen für das DM-Straßenrennen von Linden am Samstag ging am Vortag an Antonia Niedermaier (Canyon – SRAM – zondacrypto). Im Einzelzeitfahre

28.06.2025Durchgerüttelt und geschlagen: Politt Vierter bei Zeitfahr-DM

(rsn) – Der erste Blick aufs Ergebnis bei den Deutschen Zeitfahrmeisterschaften 2025 in Ramstein konnte überraschen: Nils Politt (UAE – Emirates – XRG) ist zum ersten Mal seit 2021 nicht auf de

27.06.2025Schachmann, Kämna, Politt, Niedermaier und Co. am RSN-Mikro

(rsn) – Bei den Deutschen Zeitfahrmeisterschaften 2025 in Ramstein ging es Schlag auf Schlag: Innerhalb von vier Stunden wurden auf einer sowohl topografisch als auch technisch anspruchsvollen Strec

27.06.2025Schachmann erstmals Deutscher Zeitfahrmeister

(rsn) – Nach Titeln im Straßenrennen in den Jahren 2019 und 2021 hat Maximilian Schachmann (Soudal – Quick-Step) erstmals im Zeitfahren zugeschlagen. Der 31-Jährige, der im Vorjahr Silber und 20

27.06.2025Evenepoel holt Triple, Premiere für Pedersen

(rsn) – Die vorletzte Juniwoche ist auch in diesem Jahr den Nationalen Meisterschaften vorbehalten. Zunächst stehen die Wettbewerbe im Zeitfahren an, ehe am Wochenende die Straßenrennen folgen. W

27.06.2025Keßler schlägt in Ramstein Leidert und Fietzke

(rsn) – Bruno Keßler (Rembe – rad-net) ist der neue Deutscher U23-Meister im Zeitfahren. Der 19-Jährige tritt die Nachfolge von Tim Torn Teutenberg (Lidl – Trek) an, der inzwischen in der Worl

27.06.2025Christina Schweinberger schlägt Kiesenhofer in Österreich

(rsn) – Die vorletzte Juniwoche ist auch in diesem Jahr den Nationalen Meisterschaften vorbehalten. Zunächst stehen die Wettbewerbe im Zeitfahren an, ehe am Wochenende die Straßenrennen folgen. W

27.06.2025Niedermaier holt sich ihren ersten Zeitfahrtitel in der Elite

(rsn) – Kurz nachdem zum Auftakt der Deutschen Straßenmeisterschaften in der Pfalz ihre Teamkollegin Justyna Czapla den Titel im U23-Zeitfahren der Frauen souverän verteidigt hatte, zog Antonia Ni

27.06.2025Czapla feiert Titelverteidigung im U23-Zeitfahren der Frauen

(rsn) – Zum Auftakt der Deutschen Straßenmeisterschaften in der Pfalz hat Justyna Czapla ihren Titel im U23-Zeitfahren der Frauen souverän verteidigt. Die 21-Jährige vom Team Canyon – SRAM –

27.06.2025UAE-Tour-Aufgebot: “Neue Mission, gleiches Ziel“

(rsn) – Nils Politt (UAE – Emirates – XRG) wird am 5. Juli wie erwartet bei der 112. Tour de France am Start stehen. Zum neunten Mal wird der 31-Jährige bei einer Grand Tour ins Rennen gehen, a

27.06.2025Die Strecken der Deutschen Straßen-Meisterschaft 2025

(rsn) – Die Deutschen Straßenmeisterschaften 2025 werden vom 27. bis 29. Juni 2025 in Ramstein-Miesenbach und Linden westlich und südwestlich von Kaiserslautern ausgetragen. Dabei warten auf Fahre

27.06.2025Hamburger Cyclassics auch diesmal wieder mit 23 Teams

(rsn) – Die Hamburger Cyclassics warten in diesem Jahr nicht nur mit dem ADAC als neuem Namenssponsor, sondern auch mit einem neuen Startort auf. Am 17. August wird die 28. Ausgabe des deutschen Wor

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Nationale (NC, INT)
  • Radrennen Frauen

  • Nationale (NC, INT)