Exklusiv-Interview mit "The Program"-Regisseur Stephen Frears und Hauptdarsteller Ben Foster

Foster: "Ich glaube an Armstrongs Herz..."

Von Wolfgang Preß

Foto zu dem Text "Foster:
Ben Foster als Lance Armstrong | Foto: S&L MediaNetworx

29.09.2015  |  (Ra) - "Ich glaube an Armstrongs Herz"... sagt Ben Foster, der Hauptdarsteller in Stephen Frears neuem Film über Lance Armstrong, auf meine Frage, ob sich seine Einstellung zu dem früheren amerikanischen Radsport-Helden im Verlauf der acht Monate der Enstehung des Streifens geändert habe: "Er hat dem Tod ins Auge gesehen. Das verändert dich. Er hat mit seiner Krebs-Stiftung viel Gutes getan. Für mich ist er nicht nur ein Lügner."

Frears: "Armstrong war mehr als ein Betrüger..."
Fosters Regisseur Stephen Frears ist da anderer Meinung, wie er Radsport-aktiv im Doppel-Interview mit seinem Hauptdarsteller Foster verriet: "Armstrong hat nicht nur betrogen und gelogen. Er hat vor allem viele Leute massiv unter Druck gesetzt, sogar bedroht, die nicht seiner Meinung waren. Das haben andere nicht getan."

Im Rahmen des "Zurich Film Festival" in der Schweizer Metropole stellten Frears und Foster gestern und heute "The Program" (Deutschland-Start am 8. Oktober) mit einem Interview-Marathon vor. radsport-aktiv.de hatte Gelegenheit, mit den beiden zu sprechen.

Der Brite Stephen Frears, mittlerweile 74 Jahre alt, hat über 30 Filme gedreht, darunter "Gefährliche Liebschaften" (mit Glenn Close, John Malkovich und Michelle Pfeiffer), "High Fidelity" und "The Queen". Was hat ihn auf Lance Armstrong gebracht?

Tyler Hamiltons Buch brachte Frears auf Armstrong
"Eine Besprechung von Tyler Hamiltons Buch über die Radsport-Mafia. Ich las das Buch, und wollte den Stoff sofort kaufen." Aber Tyler Hamilton wollte nicht verkaufen, so Frears weiter: "Er war offensichtlich schon in anderweitigen Verhandlungen."

So habe ihn ein Freund, der Rennrad-Fan und Designer Paul Smith, auf David Walshs damals eben erschienenes Buch "Seven Deadly Sins" über Armstrong aufmerksam gemacht: "Walsh und ich haben uns getroffen, und ich war von der Geschichte fasziniert - obwohl ich wenig richtig verstanden habe", erinnert sich der Regisseur.

Innerhalb weniger Wochen hatte dann John Hodge das Drehbuch verfasst, und die Entscheidung über den Hauptdarsteller stand an, erzählt Frears: "Ich wollte es nur machen, wenn wir den richtigen Mann finden. Und Ben Foster war perfekt. Das war mir klar, als ich ihn das erste Mal in New York traf."

Ben Foster, Chris Froome und die Klick-Pedale
Der 35jährige Amerikaner Foster (The Mechanic) warf sich sofort in die Vorbereitungen: "Ich ging in ein Trainings-Camp in Boulder/ Colorado, musste über zehn Pfund abnehmen, und bin praktisch den ganzen Tag auf dem Rad gesessen."

Sein Hauptproblem: die Klick-Pedale. "Ich weiß nicht, wie oft ich deswegen geflogen bin. Als ich zum Training mit dem Team Garmin-Sharp die Colorado-Tour mitgefahren bin, kam eines Tages Chris Froome vorbei, und quatschte mich an: Bist Du nicht der Typ, der Lance spielen soll? Das hat mich sprichwörtlich umgehauen. Ich kam ins Schlingern, aber nicht aus den Pedalen, und flog gleich noch einen Hang hinunter. Die Heiterkeit im Team war natürlich groß - außer bei mir."

Als gründlicher "Method Actor" hat Ben Foster seiner Filmfigur auch in die Abgründe nachgespürt. Wie er bei der Welt-Premiere des Streifens auf dem Filmfestival Toronto in einem Interview zugab, hat er "unspezifizierte Doping-Substanzen" genommen.

Doping zu Recherche-Zwecken
Was genau, wollte er auch Radsport-aktiv nicht verraten: "Das hat mir mein Anwalt geraten", so Foster. Nur soviel: Lance Armstrong hatte vor allem Epo und Testosteron genommen, und war später zum (Eigen-) Blut-Doping übergegangen.

Foster: "Ich wollte verstehen, wie man sich dabei fühlt. Es war unter ärztlicher Aufsicht, drei Monate lang. Und ich muss sagen, es hat funktioniert. Ich hatte mehr Kraft, erholte mich deutlich schneller. Trotzdem würde ich es niemand empfehlen. Es war schon nach so kurzer Zeit nicht leicht, da wieder rauszukommen."

Sein Regisseur Stephen Frears ist entsetzt: "Das habe ich nicht gewusst, und finde es auch nicht o.k. Method Acting ist gut und schön, aber das ist doch deutlich übers Ziel hinausgeschossen."

Auf die letzte Frage, ob sie jemals persönlichen Kontakt mit Lance Armstrong hatten, verneinen beide. Stephen Frears: "Das hat mich nicht wirklich interessiert. Ich glaube, Armstrong ist unglaublich kompliziert - und ich hoffe für ihn, dass er einen guten Analytiker hat." Ben Foster ließ dagegen mehrmals ein Treffen anfragen. "Aber Lance war nicht interessiert. Ich wäre es immer noch..."

Weitere Radsport-Markt-Nachrichten

21.08.2025Zweite Zündstufe des MIPS-Systems

Ein Sicherheits-Feature, das sich aus modernen Radhelmen nicht mehr wegdenken lässt, ist MIPS – kurz für Multi-Directional Impact Protection System. Die Funktionsweise ist schnell erklärt: Um z

14.08.2025Profi-Schuh mit festem Sitz

Ende der 1980er war die Schnürung am Radschuh gerade vom Klettriemen ersetzt worden, da kam Sidi mit einer einzigartigen Innovation heraus: dem „Tecno“-Drehverschluss mit einem extrem reißfest

14.08.2025Deltaform für viel Komfort

„Kurz und breit“ lautet das Rezept des italienischen Herstellers für einen Sattel, der für den Offroad-Einsatz optimiert ist – und zwar ebenso mit dem Gravelbike wie dem MTB. Mit 245 mm Län

14.08.2025Mit Highspeed über Schotterstraßen

Der US-Hersteller präsentierte sein erstes Race-Gravelbike vor ziemlich genau einem Jahr und stellte damit dem bekannten Checkpoint eine aerodynamisch optimierte, schnellere Variante zur Seite. Das

08.08.2025Neues Gravel-Racebike aus Italien

Wer die Seele des Gravelns im Rennsport verortet – oder jedenfalls darin, schnell und ausdauernd über unbefestigte Pfade zu flitzen –, wird sich dem Reiz des neuen Wilier Rave SLR nicht entzieh

07.08.2025Geschnürter Radschuh in modernster Ausführung

Ein extremes Leichtgewicht stellt Giro mit dem neuen Empire SLX vor, der in mittlerer Größe nur 195 Gramm pro Stück wiegen soll. Das Geheimrezept für ein solch geringes Gewicht ist die klassisch

07.08.2025Neuer Top-Radschuh mit geringem Gewicht

Sechs Jahre nach dem ersten Imperial stellt Giro sein sommerliches Topmodell in einer neuen Version vor. Der Giro Imperial 2 besteht nach wie vor aus luftigem TPU-Gewebematerial mit großflächigen

31.07.2025Schaltaugen richten mit maximaler Präzision

Abbey Bike Tools in Bend, Oregon ist die Adresse für all jene, die sich in den USA gefertigtes Werkzeug der Spitzenklasse wünschen. Die Tools der Marke sind in Sachen Funktion und Verarbeitungsquali

31.07.2025Tubeless-Zubehör für Pannenschutz und Pannenfall

Optimale Dichtwirkung verspricht sich der Schweizer Hersteller milKit von seiner innovativen Pannenflüssigkeit, zu deren Inhaltsstoffen Microfasern gehören – und die können laut milKit Löcher vo

15.07.2025Leistung und Nachhaltigkeit auch im Spitzensport

Immer leistungsstärkere und nachhaltigere Fahrradreifen: Pirelli ist weltweit der erste Hersteller von Fahrradreifen mit FSC®-zertifiziertem Naturkautschuk, deren Leistungen die bereits erstklassige

10.07.2025Leistungsstarker Radsatz mit Nähe zum Profi-Material

Unterhalb der Baureihe Vision Metron, die Top-Material für höchste Ansprüche und den Berufssport bereithält, hat der Zubehörhersteller seinen SC SL Disc Clincher TLR positioniert. In zwei Variant

10.07.2025Schneller mit goldenem UFO

Mit dem Air Atlas schließt Limar die Lücke zwischen Allround- und Aero-Road-Helm: Der mit insgesamt 17 Öffnungen gut belüftete Kopfschutz kann durch ein cleveres Feature seinen Charakter ändern u

JEDERMANN-RENNEN DIESE WOCHE
  • Keine Termine