mit dem Rad sicher durch die kalte Jahreszeit

Winter: Radfahren auf Schnee und Eis

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| Foto: Rapha

22.11.2012  |  [pd-f/ gm] Sicheres Winter-Radeln beginnt mit einer besonnenen Fahrweise: „Abrupte Lenkmanöver vermeidet man im Winter, damit das Fahrrad auf glatter Fahrbahn nicht ausbricht,“ rät Anke Namendorf vom Fahrrad-Hersteller Koga: „Die Bedingungen können sich auch innerhalb eines Tages deutlich ändern. Angetaute Schneeflächen, die am Abend überfrieren, können plötzlich sehr glatt werden.“ Zudem können Brücken, Überführungen und Pfützen schnell vereisen, so Namendorf weiter.

Was für Lenkmanöver gilt, trifft auch aufs Bremsen zu. „Besonders sportliche und geübte Fahrer benutzen meist die Vorderrad-Bremse, da sie physikalisch bedingt effektiver verzögert,“ weiß Tobias Erhard vom Komponenten-Hersteller Sram, der unter anderem die Bremsen der Marke Avid im Programm hat.

„Im Winter setzt man die Vorderrad-Bremse jedoch immer mit Bedacht ein", so Erhard: "Die Haftreibung ist auf Schnee und Eis bedeutend geringer als etwa auf trockenem Asphalt." Somit könne das Vorderrad in der kalten Jahreszeit viel weniger Bremskraft auf die Straße bringen. "Zudem rutscht es schneller weg. Daher ist hauptsächlich der Gebrauch der Hinterradbremse anzuraten", sagt der Bremsen-Experte. 

Weiße Pracht mit Überraschungseffekt
So schön die Winterlandschaft im Schnee auch aussehen mag - es ist Vorsicht geboten: „Eine ebene Schneefläche ist kein Garant für freie Fahrt", weiß Tobias Spindler vom Darmstädter Hersteller Riese und Müller (www.r-m.de): "Darunter können Bordsteinkanten und andere Hindernisse liegen. Wer den Untergrund nicht einschätzen kann, sollte gemächlich fahren und reaktionsbereit sein", so Spindler, der ausschließlich voll gefederte Räder im Programm hat: „Wir raten immer zur Federung. Auch im Schnee kann sie unerwartete Schläge abfedern und damit die Kontrolle über das Rad verbessern." Vollfederung bedeutet, dass mittels einer Federgabel und einem den Hinterbau dämpfenden Federelement, Stöße auf Fahrer und Fahrwerk abgefangen werden.

"Gespickte Roller" für alle Untergründe
Der gefährlichste Feind des Radlers im Winter ist das Eis. Sind Straßen und Wege am Morgen überfroren, sorgt eine spezielle Winterbereifung dafür, dass man auch als Alltagsradler nicht ins Rutschen kommt. „Bei solchen Winterreifen besorgen Metallstifte in der Lauffläche die Haftung bei Eis, Reflexstreifen die Sichtbarkeit, und ein guter Pannenschutz verhindert Plattfüße, die in der Kälte ein besonderes Ärgernis sind,“ erklärt Doris Klytta vom Reifen-Hersteller Schwalbe.

Übrigens: Anders als beim Auto ist Spike-Bereifung am Fahrrad sehr wohl erlaubt. Zusätzlich rät Doris Klytta: „Um die Aufstandsfläche des Reifens zu vergrößern, kann man im Winter mit etwas weniger Reifendruck fahren. Denn das verbessert nochmals den Grip.“

Sicher im Sattel: runter damit...

Außerdem bietet es sich im Winter an, den Sattel um ein bis zwei Zentimeter abzusenken. Diese Maßnahme stärkt das Sicherheitsgefühl auf Schnee und Eis, denn im Falle eines Falles ist man schneller mit den Füßen auf dem Boden, und kann Fahrfehler noch ausgleichen.

Dazu Thomas Wilkens vom Importeur Grofa: „Um Kontakt-Korrosion zu verhindern, sollte man die Sattelstütze ohnehin mindestens einmal im Jahr lösen und schmieren." Am besten macht man das bei Anbruch der kalten Jahreszeit: Korrosion durch Salz und Feuchtigkeit wird so vorgebeugt, und man kann gleich die Winter-Sitzposition einstellen.

Hell trotz Kälte - mit Naben-Dynamo 
Rechtlich ist es ein klarer Fall: Jedes Fahrrad, das in Deutschland auf der Straße bewegt wird, braucht eine Dynamo-Lichtanlage – ausgenommen leichte Rennräder im Trainingseinsatz. Die Praxis zeigt jedoch: Radler fahren oft mit Batterie-Beleuchtung durch die Dunkelheit. Doch gerade bei Kälte ist zu bedenken, dass die Batterien an Kapazität verlieren. Besonders kälteempfindlich sind Lithium-Ionen-Akkus.

So kann man unerwartet im Dunkeln stehen. „Viele Fachhändler bieten zum Winterbeginn günstige Paketpreise für ein Nabendynamo-Vorderrad, das ohne Kraftverlust und Laufgeräusche arbeitet, LED-Scheinwerfer und Rücklicht mit Standlicht an,“ erklärt Sebastian Göttling vom Zubehör-Hersteller Busch & Müller (www.bumm.de): „Damit ist man bei jedem Wetter sicher und legal unterwegs. Und man muss keinen Gedanken mehr an die Ladung der Batterien verschwenden.“

Warmer Keller oder kühle Garage?
Wer nach einem langen Arbeitstag bei Frost nach Hause kommt, sucht die Wärme des Wohnzimmers. Doch ist auch das Velo im Warmen immer gut aufgehoben? „Ein gut gewartetes Fahrrad verträgt Kälte, da muss man sich keine Sorgen machen", weiß Andreas Hombach vom Stadtmöblierungs-Spezialisten WSM. Starke Temperaturschwankungen und Feuchtigkeit führen jedoch zu Kondensation und Oxidation. "Insofern ist eine kühle Fahrradgarage der bessere Lagerort als ein warmer Heizungskeller,“ so Hombach.

Den Nachwuchs vor Kälte schützen
Sind bei winterlichen Fahrten Kinder im Anhänger mit dabei, brauchen diese eine extra Kleidungsschicht: Schließlich bewegen sie sich nicht,  im Gegensatz zur Fahrer. Sabine Witte von der Händler-Kette "Zweipluszwei" (www.zweipluszwei.de) ergänzt: „Auch bei Sonnenschein im Winter sollte man nur mit geschlossenem Verdeck fahren. Denn der Fahrtwind ist immer kalt. Außerdem spritzen Schnee, Matsch und Salz vom Hinterrad in Richtung Anhänger.“ Die Expertin empfiehlt zudem einen Spritzlappen am Schutzblech.

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