SQLab, Ergon, Selle Royal, GebioMized, Sattel-Kompetenz

So wird ein Sattel perfekt angepasst: Die Anbieter

Von Wolfgang Preß

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| Foto: SQLab

21.06.2018  |  radsport-news stellt Ihnen fünf Anbieter vor, bei denen Sie einen Fahrradsattel optimal auf Ihre Bedürfnisse einstellen lassen können. Hier finden Sie den Einführungs-Artikel dazu.


SQLab: der Pionier
Im vergangenen Jahr hat Ergonomie-Pionier SQLab nach Geschlecht unterschiedliche Sättel wieder aus dem Programm genommen. „Mann und Frau unterscheiden sich zwar enorm, jedoch benötigen wir alle vor allem einen Sattel, der entlastet, gerade diesen so wichtigen Bereich – egal ob Mann oder Frau“, sagt der Urologe Stefan Staudte, Leiter der Sattel-Entwicklung bei SQLab.

Zusammen mit Toby Hild hat Staudte SQLab 2002 in München gegründet. „Wichtig sind die richtige Breite und eine straffe Polsterung“, so Stefan Staudte weiter: „Zudem empfiehlt sich nach unseren Erkenntnissen eher eine als Plattform ausgeführte Form, anstatt ein stark gewölbter Sattel.“

Als erster Hersteller hat SQLab bereits vor 15 Jahren
ein System eingeführt, um den Abstand der Sitzknochen zu messen und so die optimale Sattelbreite zu ermitteln. Dieses Konzept hat sich seitdem durchgesetzt und wird bei SQLab-Fachhändlern auf einem speziellen Hocker gemessen (siehe Bild oben).

„Alle unsere Sattelmodelle gibt es in bis zu fünf unterschiedlichen Breiten“, erklärt Stefan Staudte: „Damit ist garantiert, dass die Sitzknochen vollflächig auf dem Sattel aufliegen. Nur so können der empfindliche Dammbereich beim Mann und der meist tieferliegende Schambeinbogen bei der Frau entlastet werden.“

Die „SQLab active“-Sättel erlauben zudem durch ihre Konstruktion eine Bewegung des Beckens in der horizontalen Ebene. Damit kann sich das Becken wie beim Gehen auch beim Treten mitbewegen. So wird ein „runder Tritt“ möglich, der für eine Entlastung des unteren Rückens sorgt und zusätzlich den Druck auf die Sitzknochen reduziert.

Ergon: Fitting in the Box
Wir haben gelernt (siehe Einführungs-Artikel): Die Sitzknochen sind die am tiefsten liegenden Bereiche des Beckens. Die Folge? „Der Bereich um die Sitzknochen ist weniger drucksensibel als der Damm- und Genital-Bereich, und kann deutlich besser die Belastung des Oberkörpergewichts auf die Sattelfläche verteilen“, weiß Fitting-Papst Kim Tofaute, der für Ergon unter anderem die „Fitting-Box“ entwickelt hat: „Radfahren ist nicht statisch. Der Körper versucht ganz natürlich, dem auftretenden Druck durch leichte Variationen der Sitzposition gegenzusteuern.“

Ergon-Sättel sind daher je nach Disziplin in drei verschiedenen Breiten erhältlich, um alle individuellen Sitzbereiche abzudecken. Auf der Netzseite des Ergonomie-Spezialisten aus Koblenz gibt es dazu einen „Saddle Selector Online“, mit dem Kunden je nach Rad-Typ, Nutzungshäufigkeit, Sitzknochenabstand, Alter, Geschlecht und besonderen Empfindlichkeiten beim Sitzen den für sie optimalen Sattel empfohlen bekommen.

Selle Royal: einfach und effektiv
Die Sattel-Serie „Scientia“ hat Selle Royal gemeinsam mit der Deutschen Sporthochschule Köln entwickelt. Dazu wurden Messreihen mit etwa 1000 Probanden durchgeführt, um die Druckverteilung am Sattel zu untersuchen. Wo Druckspitzen auftreten, so das Ergebnis, hängt dabei zum einen von der Sitzposition ab – also ob man relativ aufrecht oder eher sportlich nach vorn gebeugt fährt – zum anderen vom Abstand der Sitzknochen, der sowohl bei Männern wie auch bei Frauen sehr unterschiedlich ausfällt.

Selle Royal hat dann die Parameter Höckerbreite und Last in einer Studie erstmals in eine Matrix zusammengeführt: drei Sitzhaltungen auf dem Rad und drei Sitzbeinhöcker-Breiten. Aus diesen daraus entwickelten neun verschiedenen Sätteln lässt sich recht einfach der für jeden ideale Sattel ermitteln, und zwar für alle Fahrer- und Fahrerinnen-Typen. Einen Geschlechter-Unterschied fanden die Kölner Wissenschaftler übrigens nur bei recht sportlicher Haltung, etwa auf dem Rennrad.

Die Sattel-Kompetenz: unabhängig
„Die Sattel-Kompetenz“ nennen sich die beiden Allgäuer Martin Schymura und Thomas Bayer, die in 20 Jahren ein Netz von fast hundert Ergonomie-Beratern in Fahrradgeschäften in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden aufgebaut haben.

In Sachen Sättel haben sie ein eigenes Programm entwickelt, genannt „ Comfort Line“, mit vielen verschiedenen, teils ungewöhnlich geformten Sätteln, das sich, wie der Name verrät, eher an komfortorientierte Fahrer richtet. Bei Bedarf werden in Zusammenarbeit mit einem Zahntechniker auch Maß-Sättel produziert, die auf einer Analyse der Sitzposition basieren.

Interessant ist dabei die Satteldruck-Messung mittels einer Messfolie auf dem (eigenen) Sattel, die die individuelle Druckbelastung via Funk und verschiedener Farben auf dem Bildschirm anzeigt. „So können wir Probleme mit Nerven, Knochen und/ oder Blutbahnen am Hinterteil meist sofort erkennen und im nächsten Schritt einen passenden Sattel auswählen“, sagt Geschäftsführer Thomas Bayer: „Oft sind es nur ein paar kleine Einstellungen, und jede Fahrrad-Tour wird wieder zu einem schmerzfreien, schönen Erlebnis.“

GebioMized: auch nach Maß
Seit 2009 gibt es in der Fahrrad-Stadt Münster das „Bikefitting Lab“ von gebioMized, der Firma des Sportwissenschaftlers Daniel Schade. Hier wird Bike-Fitting von A bis Z angeboten, basierend auf ausführlichen Druck- und Bewegungs-Analysen. „Dafür verwenden wir verschiedene Kamera-Systeme, die die Bewegungen auf dem Rad aus mehreren Perspektiven aufnehmen und eine genaue Analyse von Bewegungsmustern, Fehlhaltungen oder anderen Auffälligkeiten zulassen“, erklärt Schade.

Bei der Sattel-Anpassung findet auch hier zunächst eine Druckmessung statt. Die Druckbelastung am Sattel wird mit einer dünnen, flexiblen Matte mit 64 Sensoren ermittelt. Die Datenübertragung per Funk ermöglicht die Analyse sowohl auf einem Indoor-Bike als auch auf der Straße. „So können wir die Position verbessern, den Druck auf dem Sattel verringern und Sitzprobleme reduzieren“, sagt GeobioMized-Physiotherapeutin Lotte Kraus: „Die richtige Einstellung der Kontaktstelle Sattel verbessert zudem die Kraftübertragung.“

Wenn nötig (oder gewünscht), fertigt gebioMized auch einen Maßsattel. Für die Fertigung wird der Fahrer auf seinem eigenen Rad dynamisch auf dem Rollentrainer vermessen, und die gesamte Sitzposition unter ergonomischen Gesichtspunkten analysiert und verbessert. Nach diesen Daten wird der Sattel konstruiert, dann die individuelle Oberflächen-Struktur in den Sattel gefräst, und schließlich per Hand mit hochwertigem, weichem Echtleder bespannt.

„Mit Hilfe unseres am Markt einzigartigen Verfahrens können die maximalen Druck stellen um bis zu 40 Prozent entlastet und Asymmetrien oder Fehlhaltungen korrigiert werden“, ist Geschäftsführer Daniel Schade überzeugt: „Der Erfolg ist bei der nächsten Ausfahrt nicht nur deutlich spürbar - und er wird schon durch eine Kontrollmessung bei der Auslieferung sichtbar.“ Dann steht dem Radler-Glück zumindest ergonomisch nichts mehr im Weg...

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