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03.03.2016 | "Refugees on the move" nennen sie sich selbst - man könnte auch sagen: Migranten auf Fahrrädern. Denn Zerai Kiros Abraham hat Ideen, und setzt sie in die Tat um.
Im Jahr 1990 kam er als Flüchtling aus Eritrea
nach Deutschland, 2006 gründete er in Frankfurt am Main den Verein "Projekt Moses Jugend- und Sozialwerk" e.V.
Und vor zwei Jahren rief Zerai das "Team AfriQa" ins Leben, ein Radsport-Team, das heute aus zehn Sportlern besteht. „Radsport ist in Eritrea der Volkssport Nummer eins, beliebter als Fußball", weiß Zerai: "Es gibt zweihundert Profi-Radfahrer, und zweimal im Monat wird die Hauptstadt Asmara für Wettbewerbe gesperrt."
Um sechs gingen die Leute sonntags in die Kirche,
und um neun zum Radrennen, erzählt der Team-Gründer weiter: „Ich bin bei meiner Arbeit hier in Deutschland auf viele eritreische Flüchtlinge gestoßen, die den Radsport lieben. Da habe ich zu meinem Freund Efraim gesagt, lass uns ein Team gründen und einfach anfangen.“
Als ersten Wettbewerb wählte die Mannschaft das Jedermann-Rennen Eschborn-Frankfurt 2015 aus. "biketempel.de" aus Eschborn und verschiedene Vereine hatten Rennräder zur Verfügung gestellt. Die Vorfreude war groß, doch dann fiel das Rennen wegen Terrorgefahr aus - enttäuschend nicht nur für die Flüchtlinge.
Danach ging es nur langsam weiter -
Materialprobleme, Löcher im Budget, fehlende "manpower". Renntüchtige Räder spendierten dann zum Jahresende 2015 der "Biketempel" und Hansen Werbetechnik aus Dreieich.
Die meisten Team-Mitglieder wohnen in Frankfurt und Umgebung, nur der 18 Jahre alte Haben kommt aus Marburg, und Habtom aus Wuppertal. Vier Fahrer wohnen in Heimen, drei sind unbegleitete Minderjährige, drei leben in Wohnungen, drei haben Arbeit.
„Sie wollen sich alle unbedingt integrieren,
aber auch ihrer Leidenschaft nachgehen“, erklärt Kerai Kiros Abraham: „Ich glaube, dass wir das schaffen, und mit dieser Mannschaft Zeichen setzen können. Die Velotour am 1. Mai ist bei uns fest eingeplant.“
Efraim ist Mitbegründer und Team-Leiter. Habtom, der Wuppertaler, lebt erst seit einem halben Jahr in Deutschland, und ist in Eritrea in der ersten Division gefahren. Misgna, mit 19 Jahren der Jüngste, wird als „Goldstück“ betrachtet.
Alle Fahrer glauben, dass sie über das Radfahren
an der deutschen Gesellschaft, Kultur und Bildung teilhaben können. Über ihr Hobby wollen sie Freunde finden, vielleicht auch einen Beruf, und zufriedener mit sich selbst leben. Aber als ehemalige Profis und Halb-Profis möchten sie auch Vorbilder sein, die anderen signalisieren: Was die geschafft haben, kannst du auch.
Mit einer Tour von Frankfurt nach Berlin Ende März wollen sie nun für Aufmerksamkeit sorgen: fünf Etappen, die längste 200 Kilometer lang. Halt wird in Städten wie Fulda, Jena, Leipzig oder Dresden gemacht.
„Unterwegs treffen wir uns mit Leuten, die Gutes
für die Gesellschaft tun“, erläutert Zerai Kiros Abraham: „Mit der Fahrt wollen wir unsere Dankbarkeit ausdrücken, dass wir Aufnahme in der deutschen Gesellschaft gefunden haben, wollen uns bedanken bei Deutschen, Immigranten und Mitarbeitern der Städte, die Flüchtlingsarbeit machen.“
Das Team sucht den Dialog mit den Bürgern, und will auch ein Zeichen setzen. „Wir meinen aber auch, dass wir eine Bereicherung sein können“, sagt Zerai in bestem Deutsch.
Ziel in Berlin ist übrigens die Hans-Conrad-Schumann-Straße.
Zerai Kiros Abraham erzählt, warum: „Schumann war einer der ersten Grenzflüchtlinge nach dem Bau der Berliner Mauer - ein Deserteur, wie viele von uns.“
Angelika Müller
ist Pressesprecherin der Radrennens Eschborn - Frankfurt.
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