30., 31. Oktober - Herne - das Jubiläums-Programm

Internationales Fahrrad-Film-Festival: Jubiläum mit Rad und Tat

Von Gernot Mühge

Foto zu dem Text "Internationales Fahrrad-Film-Festival: Jubiläum mit Rad und Tat"
Frans van der Meer ist der Fahrradmechaniker Amsterdams.Mit seiner inzwischen 90 Jahre alten Werkstatt hält er die Beine von Amsterdam am Laufen. | Foto: ICFF

26.10.2015  |  Am kommenden Wochenende begeht das Internationale Festival des Fahrrad- Films sein zehnjähriges Jubiläum. Und gefeiert wird - das Fahrrad.

Es gibt eine Leichtigkeit, eine gute Laune,

die ausschließlich auf dem Fahrrad erlebt werden kann. Albert Einstein wusste dass, David Byrne weiß es, viele Gedichte des großen Horst Tomayer zeugen davon.

Auf der Leinwand des zehnten "International Cycling Film Festival" (ICFF) erbringt Spiderman den Beweis, das Fahrradfahren das Leben in einen Urlaub verwandelt, auch wenn er sich im Film „Time for Vacation“ aus Estland blaue Flecken holt.

Seit inzwischen zehn Jahren zelebriert das ICFF

das Fahrrad als eine der besten Erfindungen der Menschheit. Und, quasi nebenbei, zeigt es das Fahrrad als Spiegel der Gesellschaft: Am kommenden Wochenende präsentiert das ICFF im Hauptprogramm 18 Fahrradfilme aus zehn Ländern.

Und am Vorabend des ICFF, am Freitag (30.) startet das "Rough Conditions Adventure Film Festival", in Kooperation mit der "Groningen Adventure Society". Der Abend geht mit sieben Filmen der Sehnsucht nach dem (Fahrrad-)Abenteuer auf den Grund.

Zwischen den Filmen berichtet Erwin Zatinga,

Macher der "Groningen Adventure Society", über seinen letzten Trip: auf dem Fahrrad ohne Landkarten und Orientierungshilfen zum Mont Blanc. Ohne Lebensgefahr, ohne Energydrink. Abenteuer voller Geschichten, mit vielen helfenden Leuten, und Lust an der Ungewissheit über die nähere Zukunft.

Das Samstags-Programm beginnt mit zwei kollektiven Fahrradfahrten zu den Flottmann-Hallen, eine von Dortmund aus (Treffpunkt 13:30 Uhr Friedensplatz), die andere aus Bochum (Treffpunkt 15:30 Uhr Glocke, Bochum Rathaus).

In den Flottmann-Hallen angekommen,

erwartet die kritische Masse an Radfahrer/innen ab 17 Uhr ein veganes Buffet aus den Suppentöpfen der Dortmunder "VeloKitchen".

Hometrainer, Plattenspieler und Videotechnik bilden die Basis für den "Vinylsprint"-Hometrainer-Wettkampf, mit dem der schnellste Teilnehmer des Festivals ermittelt wird.

Am Nachmmitag öffnet das ICFF außerdem seine dunkelste Truhe, und zeigt das große Halloween-Sonderfilm-Programm. Die Mutigen unter den Zuschauer/innen bekommen die besten Horror-Fahrradfilme der vergangenen zehn Jahre gezeigt: Fahrrad-Zombies aus Japan, Bike-Splatter aus Portugal, und allerlei radelnde Untote aus Luxembourg.

Am Abend, genauer um 20 Uhr, beginnt das Hauptprogramm
des ICFF: Es entführt sein Publikum in reale und phantastische Fahrradwelten, beginnend mit Einblicken in die Klapprad-Forschung bis hin zum kältesten Film der Festival-Geschichte, eine Fahrradtour auf dem Baikal See im sibirischen Winter bei minus 30 Grad.

Das Hauptprogramm im Jubiläumsjahr enthält 18 Filme aus zehn Ländern. Ein echt phantastischer Streifen ist der spanische Animationsfilm „Bendito Machine – fuel the machines“ von Jossie Malis, der die zerstörerischen Kräfte der kapitalistischen Produktionsweise zum Thema hat.

Der mit aufwendiger Zeichentechnik inszenierte Film
zeigt eine Reise durch eine exotische Maschinenwelt, die mit dem Fahrrad beginnt und in der Katastrophe endet, ausdrucksvoll von der Komponistin Julie Reier untermahlt. Das Fahrrad steht buchstäblich am Rand des Films, als Platzhalter für eine bessere Welt.

Zu den kurzen Spielfilmen des Programms zählt „Groen – Grün“, eine absurdes Kammerspiel von Lukas Camps aus den Niederlanden. Ein Student, auf dem Rad und in Eile, wird an einer roten Ampel von einer Gruppe Passanten aufgehalten. Ein Blinder hört den Verkehr schicksalsschwer heranrollen, und das Publikum hält den Atem an. „Hand vor den Mund!“ schimpft eine wartende Mutter. Alle harren auf das grüne Licht wie beim Warten auf Godot, in einem Film voll tickender Spannung wie in High Noon.

Eine Hommage an das dänische Kino ist „Ride“
von Coffus Hofmann, ein kurzes Remake des Spielfilms „Drive“ von Nicolas Winding Refn. Im neo-noiren Fahrradfilm spielt Julia Rölle eine Fluchtfahrerin, die präzise und eiskalt ihren Job erledigt – mitten in Berlin, mit Rad, Lolli und einem Froschmann als kongenialen Partner.

Neben den Spielfilmen enthält das Programm des ICFF etliche Dokumentationen, „De Benen van Amsterdam“ zum Beispiel. Der Film portraitiert Frans van der Meer, der als Fahrradmechaniker die Fahrräder Amsterdams am Laufen, und so einen guten Teil der Stadt in Bewegung hält. Seine inzwischen 90 Jahre alte Werkstatt ist eine soziale Institution, die eine außerordentlich charmante Ausstrahlung besitzt. Eine Dokumentation, gedreht von Wytse Koetse.

Am Ende des Filmprogramms singt M.A. Numminen
ein Lied, und stellt darin zweifelsfrei fest: Fahrradfahren ist notwendig. Das Programm des 10. ICFF beweist, weiß, wie Recht sie haben, die Finnen, die Klapprad-Forschung, Spiderman und all die anderen, die Filme übers Fahrrad gemacht haben.

Gegen 23 Uhr wird es schließlich glamourös, wenn der beste Film mit dem Preis „Goldene Kurbel“ prämiert wird, der als Oscar des Genres gilt, und der weltweit älteste Filmpreis für Fahrradfilme ist.

Die Laudatoren des 10. ICFF sind
Erwin Zantinga aus den Niederlanden, Vorsitzender der "Groningen Adventure Society" und Aleksander Kopia aus Kattowitz, Polen, Fahrrad-Beauftrager der Woiwodschaft Schlesien.

Das Filmprogramm wird umrahmt von der Foto-Installation „ein de rosa ist ein de rosa ist ein de rosa“ von Friedbert Rogge. Es gibt Fahrrad-Eigenbauten aus Haselnuss und Bambus und martialische Chopper-Bikes anzuschauen.

Zu hören ist DJ Mono, der ausschließlich Filmmusik
auf seinen Philips-Mono-Plattenspielern auflegt. Insgesamt beste Zutaten für einen schönen Abend der Film- und Fahrrad-Kultur in den Flottmann-Hallen in Herne.

die Daten:
10. International Cycling Film Festival
30. Oktober, 20 Uhr: Rough Conditions Adventure Film Festival
31. Oktober, 20 Uhr: 10. International Cycling Film Festival
ab 17 Uhr Rahmenprogramm mit Halloween-Fahrrad-Spezialfilmen u.v.m.
Veranstaltungsort: Flottmann-Hallen, Straße des Bohrhammers 5, 44625 Herne
Eintritt:
30./31.10., 20 Uhr: 5 Euro (Kinder und Erwachsene)
31.10. am Nachmittag: freier Eintritt

Gernot Mühge
ist Gründer und Leiter des "International Cycling Film Festival".
Das Festival ist eine Gemeinschaftsproduktion des Bochumer „Team Hollandse Frietjes – non-professional cycling“, dem Herner "Roomservice - Forum für Jugend-Kultur" und der "Śląska Inicjatywa Rowerowa", der schlesischen Fahrrad-Initiative in Polen.

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