Die Organisatoren besuchen sich - Tagebuch, Teil 3 - die Runde

Cyclassics meets Vätternrundan: "der Tag der Abrechnung"

Von Kai Rapp

Foto zu dem Text "Cyclassics meets Vätternrundan:
Rainald, Hasi, Kai und "Roadbike"-Chef Jens Vögele (v. l.) im Ziel | Foto: Kai Rapp

13.06.2015  |  Jubiläum im Doppelpack: Die "Vätternrundan" jährt sich am kommenden Wochenende zum 50. Mal, und die "Vattenfall Cyclassics" werden am 23. August zum 20. Mal stattfinden. Die Organisatoren der beiden größten europäischen Breiten-Radsport-Veranstaltungen statten sich aus diesem Anlass gegenseitig Besuche ab, und feiern gemeinsam die Schönheit ihrer Sportart...

Den Anfang machen die "3 Ps" der "Cyclassics", der Projektleiter, der Pressesprecher und der Prokurist, sprich Reinald (42), Michael ("Hasi", 38) und Kai (49). Ihre Mission: Übergabe des offiziellen Gastgeschenks - und die Bewältigung der 300km-Distanz.

Hier nun der dritte Eintrag ins Tagebuch - die 300-km-Runde um den Vättern-See.

Eines vorweg: Meinen Wortwitz habe ich heute

auf dem Asphalt gelassen. Heute war der Tag der Abrechnung. All das psychologische Geplänkel, mit dem wir seit Tagen versucht haben, uns gegenseitig zu verunsichern, endete abrupt, als um 4:30 Uhr unsere Startgruppe auf den Weg geschickt wurde.

Man muss wissen: Bei der "Vätternrundan" erstreckt sich das Start-Prozedere über fast 18 Stunden. Es starten ja auch immerhin über 30 000 Fahrer, und so wird in Gruppen zu 70 Personen im Abstand von jeweils zwei Minuten gestartet. So unterscheidet sich das Veranstaltungs-Konzept doch sehr von unseren "Vattenfall Cyclassics".

Das Stichwort ist „gesperrte Straßen“.

Da haben wir in Hamburg dank unserer Behörden und der Polizei definitiv einen Riesen-Luxus. Die Veranstalter der "Vätternrundan" bemühen sich sehr, doch sind die Straßen nur teilweise gesperrt.

Es kommt vor, dass man sich Straßen mit Fahrzeugen teilen muss, und Gegenverkehr ist größtenteils zugelassen. Da gibt es dann manchmal brenzlige Situation, und das erklärt, warum die Teilnehmer zeitlich "auseinandergezogen" werden

Den Schachzug "Abreiß-Taktik" musste ich übrigens

bereits nach 10 km einsetzen. Wenn auch unfreiwillig, das gebe ich offen zu. Der Gummiband-Effekt am Ende des Feldes, sprich: bremsen, beschleunigen, bremsen, beschleunigen usw. setzte mir extrem zu.

Als ich Reinald fragte, ob er sich nicht mit mir gemeinsam eine langsamere Gruppe suchen möchte, lächelte er nur. Vermutlich habe ich in den letzten beiden Tagebuch-Einträgen meine Reisebegleitung doch etwas zu bösartig abgehandelt, denn Reinalds Lächeln bedeutete nichts anderes als „Stirb alleine!“.

Um diesem Schicksal zu entgehen,

und die plötzliche Einsamkeit zu verarbeiten, finge ich an mit mir selbst zu sprechen: „Körner sparen, einfach nur Körner sparen. See you am Straßenrand. Km 270 ! Remember ?!“ Insgeheim hatte ich gehofft, Reinald schon vorher bei einer der zahlreichen Verpflegungstellen hinter mir zu lassen, denn ich hatte mir die Zwei-Boxen-Stop-Strategie zurechtgelegt. Dazu später mehr...

Zunächst komme ich noch einmal auf die "Vätternrundan" selbst. Das ist schließlich der Grund dieser Reise. Der Start-/ Ziel-Bereich, das Akkreditierungs-Zentrum und die übrigen Veranstaltungsbereiche liegen wunderschön in Motala, direkt am See. Die Stimmung ist toll. Beim Abholen der Startunterlagen wird man durch eine riesiges Verkaufszelt geführt, wo man noch Schnäpchen schiessen kann.

Das kann man bei den "Cyclassics" auch,
aber die Wegführung ist bei uns nicht darauf ausgelegt. Es ist das moderne Flughafen-Prinzip. Wir fanden es aber nicht schlecht, weil wir grundsätzlich für alles zu begeistern sind, was in irgendeiner Form mit mit Radsport oder Fahrrädern zu tun hat.

Beim Ausgang aus dem Akkreditierungs-Zelten trafen wir auf einen unübersehbaren Velothon-Stand. Unser schwedischer Kollege Calle stand dort mit seinen Kollegen, und promotete den diesjährigen "Velothon Stockholm", der am 13. September mit einer atemberaubenden Streckenführung stattfinden wird. Und mit UCI-Kategorie-1.1-Elite-Rennen - und natürlich mit dem Jedermann-Rennen.

Ein bisschen Eigenwerbung wird das Tagebuch
schon vertragen... Calle ist ein typsicher Schwede: Extrem sympathisch, und grundsätzlich ist alles kein Problem bei ihm. Manchmal sind wir uns da nicht ganz sicher. Wir werden es heute abend erfahren, wenn wir auf der Dinner-Party mit Jacket-Zwang unser Gastgeschenk an die Vätternrundan-Veranstalter in ungebügelten T-Shirts übergeben werden.

Den Rennbericht kann ich, bzw. möchte ich abkürzen: Die Zwei-Boxen-Strategie wurde von meinem Körper nicht akzeptiert. Zu meiner Verzweiflung war Reinald dann mit einer ausgezeichneten Zeit von 9 Stunden und 25 Minuten im Ziel, und trank bereits sein zweites Bier, bis ich ankam.

Hasi hätte rein rechnerisch schon zehn Bier
trinken können, denn er hat die 300 km in sage und schreibe 7:47 Std. hinter sich gebracht. Er ist scheinbar richtig Rennen gefahren. Ich habe versucht, mich herauszureden, und habe den Jungs von den vielen tollen Fotos erzählt, die ich unterwegs gemacht habe, und dass ich so viele (und lange) Gespräche mit Radfahrern an den Verpflegungsstellen geführt hätte.

Ausser einem Alibi-Foto ist leider nichts davon wahr. Bei km 270 hat`s mir kurz den Stecker gezogen, und ich habe mich gerade noch zur nächsten Verpflegungsstelle retten können. Aber jetzt sind wir friedlich vereint, denn die Finisher-Medaillen werden uns immer an ein großartiges gemeinsames Erlebnis erinnern...

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