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12.06.2015 | Jubiläum im Doppelpack: Die "Vätternrundan" jährt sich am kommenden Wochenende zum 50. Mal, und die "Vattenfall Cyclassics" werden am 23. August zum 20. Mal stattfinden.
Die Organisatoren der beiden größten europäischen Breiten-Radsport-Veranstaltungen statten sich aus diesem Anlass gegenseitig Besuche ab, und feiern gemeinsam die Schönheit ihrer Sportart...
Den Anfang machen die "3 Ps" der "Cyclassics",
der Projektleiter, der Pressesprecher und der Prokurist, sprich Reinald (42), Michael ("Hasi", 38) und Kai (49). Ihre Mission: Übergabe des offiziellen Gastgeschenks - und die Bewältigung der 300km-Distanz.
Hier nun der zweite Eintrag ins Tagebuch.
Als ich heute erwachte, schoss mir sofort der Gedanke ans Tagebuch in den Kopf - und dass ich noch eine Auflösung bzgl. des leckenden Tanks schuldig bin. Sagen wir's mal so: Die beiden Spezialisten, Hasi und Reinald, haben - wie zu erwarten - das Problem nicht mal ansatzweise ausfindig machen, geschweige denn lösen können. Ich hatte aber irgendwie das Gefühl, dass sie ein leckendes Bierfass mehr beunruhigt hätte. Wie auch immer...
Womit wir zum wichtigsten Teil des heutigen Tages kommen:
das Leben auf dem Camping-Platz. Die Veranstalter der "Vätternrundan" haben u.a. ein großes Gebiet direkt am See für das Rennen angemietet. Es ist großzügig, und wirklich schön in die Natur eingepasst. Beim ersten Auskundschaften fiel uns auf, dass 90% der Camper aus Deutschland sind: Leipzig, Berlin, Verden, Stade, Münster, Böblingen, Bremen, Wiesbaden, Unna befinden sich hier in einem Umkreis von 30 Metern von uns.
Das Schöne ist, dass man mit allen sofort ins Gespräch kommt, denn wir alle teilen ein und die selbe Leidenschaft. Camping ist es übrigens nicht... Und scheinbar sieht man uns auch an, dass wir Camping-Neulinge sind. Oder sollte ich es anders ausdrücken: Man sieht es dem Chaos an unserem Platz an.
Und wenn man es nicht sehen würde, dann würden man es hören.
Soeben hallte Reinalds Schrei über den ganzen Vätternsee, als Hasi versehentlich den 30 kg schweren Klapptisch im Wohnmobil über Reinalds Knie einfuhr. Wozu auch die Sicherheits-Arretierung berücksichtigen? Es scheint doch ein ganz klein bisschen weh getan zu haben.
Ich möchte uns hier nicht als Fremdkörper bezeichnen, aber schon als Exoten. Das beginnt bei dem stets lauten und vor allen Dingen unflätigen Pöbeln über die schlechte Internet-Verbindung, führt sich bei der roten Farbe des leckenden "Günni-Mobils" fort, und endet bei dem überdimensionierten Veranstaltungszelt, das wir als Schattenplatz nutzen.
Möglicherweise aufkeimende Kritik an unserer sehr
dezibel-intensiven Hilflosigkeit versuchen wir mit dem Verschenken von "Cyclassics"-Mützen zu begegnen. Wir profitieren hier schon sehr von dem guten Ruf der "Vattenfall Cyclassics". Und unser Outfit mit den neuen, und wirklich schön designten Jubiläums-Kapuzen-Pullovern (für die jüngeren Leser: „unsere derben Hoodies!“) fällt allen extrem positiv auf.
Was allerdings wieder etwas getrübt wird durch unseren Badenser Hasi, dessen durchgehendes Gesabbel die von allen genossenen Ruhe der schwedischen Natur zerstört. Es ist für einen Norddeutschen ein Wahnsinn, was dieser Mensch „schwätzen“ kann. Auf dem Fahrrad, beim Essen, im Bett, im Klohäusschen und selbst im 12 Grad kalten Wasser des Vätternsees...
Letzteres haben wir nach unser gestrigen Ausfahrt
genossen. Selbstverständlich schön überhitzt, vom Sprungturm direkt ins eiskalte Wasser. Reinald erlitt sofort einen Kälteschock. So ist es auf einer Männer-Reise: Irgendjemand schlägt sinnlose, unvernünftige Dinge vor, und die anderen folgen mit Begeisterung.
Treu nach dem Motto: Die Vernunft ist doch zu Hause. Und genau diese Tatsache beunruhigt mich extrem, was den morgigen Tag angeht. Die Jungs haben auch schon bemerkt, dass ich ruhiger werde. Denn ich tüftele insgeheim an meiner Strategie. Sie ist eigentlich recht einfach: Ich muss die beiden früh los werden...
Ihr werdet an die Flucht noch vorne denken,
so wie man es als Ausreißversuch im Radsport kennt. Ich hingegen werde einen Abreißversuch unternehmen, um dem kranken Ehrgeiz der beiden Heißsporne gleich zu Beginn zu entrinnen. Hase und Igel, versteht ihr?!
Meine Vision ist, dass ich Reinald dann bei km 270 krampfgeschüttelt am Straßenrand vorfinde. Er rasiert sich übrigens gerade das erste mal in seinem Leben die Beine. Bevor wir jetzt unsere Startunterlagen abholen, möchte ich die beiden anderen doch auch noch einmal kurz loben.
Hasi hat alle Schätzungen gewonnen:
Länge des Nord-Ostsee-Kanals, Geschwindigkeit der Stena-Fähre etc. Und Reinald ist ein echter Profi-Griller! Da wurde gestern Abend gezaubert, wie ich es noch nie erlebt habe: Gefüllte Champignons, gegrillter Feta-Käse mit Zwiebelringen, und und und. Wäre Reinald das Fleisch nicht zweimal ins Gras gefallen, hätte auch dies appetitlich ausgesehen...
Bis morgen!
Euer Kai
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