Nürburgring - 24-h-Rennen - Teilnehmer-Bericht Roto-Teams

Rad am Ring: einmal Hölle - und zurück

Von Tilmann Fabig

Foto zu dem Text "Rad am Ring: einmal Hölle - und zurück"
Nacht über dem "Roto"-Fahrerlager | Foto: Roto Dach- und Solar-Technologie

13.09.2012  |  2. September 2012, früher Nachmittag. Die Sonne strahlt aus dem blauem Himmel über der Eifel. 24 abgekämpfte, aber sichtlich zufriedene Radler mit dem "Roto"-Logo auf der Brust ihrer schwarz-rot-goldenen Trikots überqueren geschlossen die Ziellinie des Nürburgrings.

Hinter ihnen liegen 24 Stunden in der „grünen Hölle“, die allen wohl noch lange in Erinnerung bleiben werden. 28 Runden auf der Nordschleife, die den Rad-Amateuren alles abverlangten. Kilometer über Kilometer, auf denen sie die Faszination des Radsports, inklusive aller mentalen Höhen und Tiefen, buchstäblich „erfahren“ hatten.

Und an deren Ende das beste Ergebnis stand, das das Roto-„Werks-Team“ jemals erreicht hat – gleich in mehrfacher Hinsicht. Zum einen der rein sportliche Aspekt: Während das Mountainbike-Team einen respektablen 20. Platz (unter 43 Mannschaften) erreichte, feierten die beiden Rennrad-Mannschaften mit den Plätzen 19 und 4 (unter 76 Teams) großartige Platzierungen.

Zum anderen das unvergleichliche Gemeinschaftserlebnis der „grünen Hölle“, das alle Unterschiede zwischen Praktikanten, Führungskräften und Vorstandsmitgliedern für die Dauer des Rennens aufhob, und aus Kollegen eine verschworene Gemeinschaft von Sportlern machte, die - das gemeinsame Ziel vor Augen - alles für den Erfolg des Teams gaben, und den „inneren Schweinehund“ immer wieder besiegten.

Last but not least aber, und das war wohl der größte Erfolg, den das "Team Roto" bei "Rad am Ring" verzeichnen konnte: die fantastische Spendensumme von sage und schreibe 43 000 Euro, die das Unternehmen dank der großzügiger Unterstützung seiner Geschäftspartner mit der Teilnahme am 24-Stunden-Rennen in der Eifel erzielte.

Wie alles begann
Christoph Hugenberg, Vorstand "Dach- und Solar-Technologie" und Team-Chef der "Roto Radler", hat beim Überqueren der Ziellinie ein Bild vor Augen, das so gar nicht zu passen scheint: das traditionelle Weihnachtsessen des Unternehmens vor zwei Jahren. Die Führungskräfte lehnen sich nach einem reichen Mahl zurück - und das schlechte Gewissen meldet sich: „Man müsste eigentlich viel mehr Sport machen“ – heißt es allenthalben.

Im Gespräch zwischen Christoph Hugenberg und Hannes Katzschner, Geschäftsführer der "Roto Frank"-Bauelemente in Bad Mergentheim, wird eine Idee geboren. Hugenberg, ein begeisterter Hobby-Motorsportler, der mit seinem Lotus Elise schon unzählige Runden auf der legendären Nürburgring-Nordschleife gedreht hat, bringt "Rad am Ring" ins Spiel. Das stößt unter den Sport-affinen Roto-Führungskräften sofort auf offene Ohren.

Zumal eine andere Idee das Interesse zusätzlich anheizt: „Was wäre, wenn man das Rennen nicht nur als Herausforderung begreift, sondern auch als Chance, das soziale Engagement von Roto mit Teambuilding zu kombinieren?“, so Christoph Hugenberg. Das Engagement bei „Rad am Ring“ war geboren. Allerdings: In kaum einer anderen Sportart liegen solche Anstrengungen vor dem Glücksgefühl der Zielflagge wie beim Radfahren. Eine Erfahrung, die auch das Roto-Team in der Eifel machen musste.

Der Schweinehund und die Nacht
Frank Schatz, im Hauptberuf Marketing-Leiter und am Ring im Roto-Moutainbike-Team unterwegs, ringt in der langen Nacht zum Sonntag in seinem klammen Schlafsack um ein paar Minuten Ruhe. Er hat schon mehrere Runden auf der anspruchsvollen Strecke in den Beinen, als er gegen 2 Uhr 30 unsanft aus seinem noch nicht sehr tiefen Schlaf gerissen wird: „Auf geht’s, Du bist wieder dran“.

Der Himmel über der Vulkaneifel ist sternenklar, als Frank Schatz in die von zahllosen Lichtern des Fahrerlagers erhellte, etwa sechs Grad kalte Nacht blinzelt. Der Duft von Gulaschsuppe wabert tröstend durch die Teambox, als sich der Hobby-Biker aus dem Schlafsack schält.

Aber zunächst gilt es noch auf Stephan Hettwer zu warten, der sich in diesen Sekunden in voller Fahrt den trüb beleuchteten Steilhang im angrenzenden Wald hinunterstürzt. Diese Downhill-Passage ist wohl das emotionale und technische Highlight der Mountainbike-Strecke: Hier gilt es voll konzentriert zu Werke zu gehen, so dass Hettwer dankbar für die Fackeln ist, die die Strecke an dieser Stelle zusätzlich zu seiner spärlichen Helmbeleuchtung in warmes Licht tauchen.

Fuchsröhre: "Wer bremst, verliert"
Etwa zur gleichen Zeit spürt Christoph Hugenberg unmittelbar vor der legendären „Fuchsröhre“ ein gewisses Unbehagen. Kein Wunder, bildet doch die steile Abfahrt mit ihren Kurven eine echte körperliche, aber auch mentale Herausforderung.

Vor allem nachts, wenn man sich mit etwa 90 km/h der Kompression entgegenstürzt. Der Verstand befiehlt "Tempo machen", während der Bauch "Bremsen" schreit. Aber wie heißt es doch: „Wer bremst, verliert“. Und das Roto-Rennrad-Team hat durch einen ärgerlichen technischen Defekt bereits wertvolle Zeit verloren und den lange sicher geglaubten dritten Platz eingebüßt.

Also tritt Christoph Hugenberg mit voller Kraft in die Pedale, wohl wissend, dass nach der rasenden Abfahrt in finsterer Nacht nach der Steilwandkurve des „Karussells“ eine Steigung mit 18 Prozent wartet, die den Einsatz des „Rettungsrings“ am Zahnkranz erfordern.

Obwohl Hugenberg schon zum zweiten Mal dabei ist, geht dem ehemaligen Triathleten immer wieder ein Gedanke durch den Kopf: Wie unterschiedlich sich der Kurs doch auf dem Fahrrad darstellt, wenn man ihn schon unzählige Male mit dem Auto umrundet hat.

Passagen, die sich am Steuer seines Sportwagens als leichter Leistungsverlust darstellen, erweisen sich auf dem Rad als brutale Anstiege, die sich wie eine Mauer vor dem Vorderrad aufbauen. Und was im Gedächtnis des Auto-Rennfahrers als Bremszone abgespeichert ist, präsentiert sich auf zwei Rädern als giftiger Anstieg, die die Beine zum „Glühen“ bringt.

Aber egal wie viel Milchsäure jetzt in die Muskeln schießt, das gemeinsame Ziel mobilisiert alle Reserven. Schließlich will man seine Team-Kollegen keinesfalls hängen lassen.

Aus Kollegen werden Freunde
Von diesem gemeinsamen Ziel angetrieben, werden die 24 Fahrer des Roto-Teams immer wieder auf ihrem Weg durch die Nacht motiviert. Die bald über den Gipfeln der Eifel heraufziehende Morgendämmerung taucht die Strecke in ein fast magisches Licht taucht.

Und spätestens, als dann die schwarz-weiß karierte Zielflagge das Ende der 24 Stunden am Nürburgring anzeigt, sind alle Strapazen vergessen, sind aus Führungskräften wie aus Praktikanten Sportkameraden geworden, die ein Ziel als Gruppe vereint hat.

So werden am Nürburgring ganz eigene Geschichten geschrieben, einzigartige Erfahrungen gewonnen, und aus Kollegen werden Freunde.

Die drei Roto-Teams des Jahres 2012 jedenfalls sind sich einig: Rad am Ring – das muss man einfach erlebt haben. Auch im nächsten Jahr werden sie wieder am Start sein, und gemeinsam für den guten Zweck die Herausforderungen der grünen Hölle angehen.

Und jeder nimmt die Faszination der 24 Stunden in der Eifel mit in den beruflichen Alltag: Als unvergessliches, sportliches Erlebnis - und Quelle eines unvergleichlichen Team-Spirits.

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