IFMA Cologne

Engagement für die kleinsten Radfahrer

05.08.2004  |  Der Kongress "Kinder in Bewegung" im Rahmen der Fahrradmesse IFMA Cologne (Freitag, 17. September 2004, 10.00 bis 14.30 Uhr, Teilnahme kostenfrei) soll ein neues Verständnis von Verkehrssicherheit für Kinder fördern. Eine ganzheitliche Sicht der kindlichen Entwicklung, das Konzept der Nahmobilität und bedarfsgerechte Kinderfahrzeuge sollen enger aufeinander abgestimmt werden. Fachleute aus den Bereichen Stadt- und Verkehrsplanung, Fahrradhandel und -industrie sowie Erziehung referieren zu Konzepten gegen Bewegungs- und Konzentrationsmangel sowie zur Verkehrssicherheit für Kinder.

Am IFMA-Publikumstag, Sonntag, 19. September 2004 (9.00 bis 18.00 Uhr, 6,- Euro Eintritt) kommen in der Messehalle 10.2 die kleinsten Besucher in Bewegung: Der Kindergeschicklichkeits-Parcours "Bewegte Kinderwelt" von Lilo Franzen will erobert und entdeckt werden: Spaß und Lernen inklusive!

Bewegung macht schlau, so lautet ein Fazit der viel zitierten Pisa-Studie. Denn Bewegungsmangel und Übergewicht korrelieren nachweislich mit einer geringeren (geistigen und motorischen) Leistungsfähigkeit des Kindes und sorgen damit unter anderem für ein erhöhtes Unfallrisiko im Straßenverkehr. Und Bewegung übt: Mehr Bewegung mehr Sicherheit, lautet die einfache Faustregel.

Zu dumm nur, wenn Kindern die Chance auf Bewegung verbaut wird. Und das Wort "verbaut" darf hier wörtlich genommen werden: Straßenverkehrssysteme und Verkehrswege werden ausschließlich von Erwachsenen für Erwachsene geplant und gebaut. Darunter leiden Kinder: Ein bewegungsreiches, aktives Aufwachsen mit entsprechenden Freiräumen in einem sicheren Städte- und Verkehrsraumumfeld ist in vielen Städten Fehlanzeige.

Die gesamte eigene Mobilität von Kindern spielt sich bis zum siebten Lebensjahr im Wohnnahbereich ab: Von den ersten eigenen Schritten über Rutscher, Roller und schließlich auch mit dem ersten eigenen Fahrrad. Kinder legen selten Strecken zurück, die länger als drei Kilometer sind. Diesen Aktionsradius nennen die Verkehrsplaner "Nahmobilität". Unter Nahmobilität versteht man die nichtmotorisierte, individuelle Mobilität im räumlichen Nahbereich, vorzugsweise mit dem Fahrrad, zu Fuß, aber auch mit Inlinern, Rollern oder Kickboards.
"Nahmobilität wird in der Verkehrsplanung und Verkehrspolitik absolut unterschätzt. Je nach Stadt macht Nahmobilität zwischen 40 und 60 Prozent aller Wege aus", sagt Dipl.-Ing. Franz Linder, Referent beim IFMA-Kongress und Inhaber des Planerbüro Südstadt und der P3 Agentur für Kommunikation und Mobilität in Köln.

Die Stadt- und Verkehrsplanung hat ein unglückliches Erbe übernommen. In den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik galt es als ideal, Wohn-, Arbeits- und Freizeit-Orte funktional und örtlich zu trennen. Diese Vorstellung wurde baulich umgesetzt und im doppelten Sinne betoniert. Nun kollidiert alte Bausubstanz mit moderner Lebensgestaltung: Die Flexibilisierung von Arbeit, die Pluralisierung der Lebensstile und die Koordination von Beruf, Familie und eigenen Freizeitaktivitäten sorgen im Alltag für komplexe Wegeketten und mehr Nahmobilität. Die städtebauliche Realität sieht aber anders aus und diskriminiert vor allem die kleinsten Verkehrsteilnehmer, die Kinder.

Dass Kinder durchaus in der Lage sind, die Gefahren im urbanen Verkehr zu beherrschen und sich sicher fortzubewegen, beweist Lilo Franzen im pädagogischen Alltag ihrer "Bonner Fahrradschule für Kinder". Franzen wählt einen ganzheitlichen Entwicklungs-, Bewegungs- und Lernförderungsansatz.
Hier werden Kinder flott gemacht, wie es sich die Pisa-Studie wünscht: Geistige und körperliche Bewegung werden gleichermaßen gefördert und bringen sich so wechselseitig voran. Kinder entwickeln sich ganzheitlich und meistern so bereits nach kurzer Zeit und im frühen Alter die komplexen Anforderungen des Straßenverkehrs.
Der Kongress "Kinder in Bewegung" bringt Verkehrsplaner, Verantwortliche aus Politik, Wirtschaft, Verbänden, der Mobilitäts- und Gesundheitserziehung zusammen. Ziel ist es ein neues Verständnis von verkehrssicherer Stadt und Mobilität auf Basis intelligenter und kindgerechter Nahmobilität zu schaffen.
Unter dem Motto "Neue Ideen für kinderfreundliche Städte und sichere Verkehrsräume" laden die Arbeitsgemeinschaft "Fahrradfreundliche Städte und Gemeinden in NRW", die Koelnmesse und die Stadt Köln vor allem Bürgermeister, Stadt- und Verkehrsplaner, aber auch Verbände, Erzieher, Familien- und Jugendämter sowie weitere Entscheidungsträger zur aktiven Teilnahme ein. Das Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen unterstützt den Fachkongress.

An Ende des Kongresses zeigt Lilo Franzen, was Kindern gefällt und zudem ihre Entwicklung fördert - auf dem Parcours "Bewegte Kinderwelt - Mobilitätsentwicklung von damals bis heute". In zeitgenössischer Dekoration der 60er Jahre - wie Kinder sie vor 40 Jahren erlebten - bewältigen die Kleinen verschiedene Prüfungen. Vielfältiges Alltagsmaterial schafft Bewegungsanreize und Assoziationen mit und ohne Fahrzeug. Altes Spielmaterial wie Eierlauf, Gummitwist, Büchsenstelzen und Hula-Hoop-Reifen erweitern den möglichen Bewegungskanon. Dabei sind Bretterbuden, Baumhäuser, Baustellen und unebene Strassen, z. B. Kopfsteinpflaster, Spielgerät und Lernansatz zugleich.
"Viele Kinder erlernen heute das Radfahren wie auch viele andere grundlegende grob- und feinmotorische Fähigkeiten nicht mehr so einfach nebenbei. Motorische und sensorische Defizite mehren sich von Jahr zu Jahr. Konzentrations- und Lernstörungen sind die Folge", fasst Franzen die Situation zusammen.

Praxis: "Bewegte Kinderwelt" steht (kleinsten) Besuchern offen Die Koelnmesse lässt es in Sachen "Kinder in Bewegung" nicht bei Theorie und Expertenratschlägen bewenden: Am Publikumstag der IFMA Cologne, Sonntag, 19. September 2004, können Kinder den Test Track "Bewegte Kinderwelt - Mobilitätsentwicklung von damals bis heute" entdecken. Hier wird für Kinder (und Eltern) erlebbar, dass Bewegung Spaß macht. Und schlau! Versprochen!

"Fahrradfahren ist eine Kulturtechnik der Moderne, die Kindern - wie kaum eine andere - den Zugang zur eigenen Mobilität und damit zur Entdeckung der Welt ermöglicht", erklärt Klaus Wellmann, Geschäftsbereichsleiter Haus, Garten & Freizeit der Koelnmesse. "Diese Kulturtechnik muss in der modernen Gesellschaft wach gehalten werden. Dafür gibt es sowohl individuelle Gründe wie Fitness und Gesundheit, aber auch gesellschaftliche. Schließlich braucht Verkehr als System Teilnehmer, die mit den Risiken umgehen und die Gefahren beherrschen können. Dies ist eine Grundvoraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg der Fahrradbranche", begründet Wellmann das Engagement der IFMA Cologne.

Damit Kinder sicher im Verkehr unterwegs sind, ist ein Dreiklang aus anwenderorientierter Verkehrsplanung, geschulten Verkehrsteilnehmern und richtiger Ausrüstung notwendig. Die IFMA Cologne ist von jeher ein Ort gewesen, an dem Hersteller optimale Fahrräder und das richtige Zubehör auch für die kleinsten Verkehrsteilnehmer präsentier(t)en. "Deshalb ist die IFMA in Köln ein ideales Forum für diesen Kongress, da hier alle entscheidenden Gruppen per se anwesend sind", sagt Klaus Wellmann von der Koelnmesse.

Weitere Informationen zur Messe IFMA Cologne finden Sie unter www.ifma-cologne.de.

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