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02.12.2025 | (rsn) – Schon zum zweiten Mal in Folge spielt im Jahresrückblick von Ricarda Bauernfeind (Canyon – SRAM – zondacrypto) ihr Knie eine unerfreuliche Rolle. Dabei war sie 2023 im Alter von gerade mal 23 Jahren Gesamtfünfte der Vuelta a Espana geworden; zwei Monate später hatte sie eine Etappe der Tour de France gewonnen und im Schlussklassement Rang neun belegt.
Bauernfeind war in der Weltspitze angekommen. Die darauffolgende Saison begann verheißungsvoll, wie Platz sechs bei der Vuelta zeigte – doch dann kamen die Kniebeschwerden, so dass nach der Baskenland-Rundfahrt (2.WWT) im Mai ihr Radsportjahr schon beendet war.
“Alles war im Plan – aber dann kam eben die Verletzung. Ich habe zu lange gewartet und mit den Schmerzen trainiert, so dass ich mir zu viel Schonhaltung angewöhnt habe. Muskulär habe ich auch wirklich viel abgebaut“, erinnerte sich Bauernfeind im Gespräch mit RSN.
Beim Rückblick auf die Saison 2025 spielte das vorherige Jahr dann auch eine große Rolle. “Das Ganze hat mich dann einfach 2025 ziemlich lange begleitet. Der Saisonanfang lief nicht so wie erhofft. Im Oktober (2024) war die zweite OP und ich dachte, dass ich ab da gut würde trainieren können“, sagte sie. ___STEADY_PAYWALL___
Die Hoffnung erfüllte sich aber nicht. “Ich hatte zum einen viel zu viel Fitness eingebüßt und zum anderen hatte ich immer wieder Probleme, wodurch ich in Trainingseinheiten aussetzen musste“, erzählte Bauernfeind, die dennoch nach zehn Monaten Pause im März wieder in den Rennbetrieb einstieg.
Bei der U23-WM in Wollongong sicherte sich Ricarda Bauernfeind die Bronzemedaille. | Foto: Cor Vos
Bei der Trofeo Oro in Euro (1.1) erreichte sie das Ziel auf Rang 37, eine Woche danach stand bei der Trofeo Alfredo Binda (1.WWT) dann aber ein 'DNF' in der Statistik. Es folgten ein Monat Pause, Rang 83 beim Brabantse Pijl (1.Pro) und zwei Tage später ein 'DNS' beim französischen Eintagesrennen GP Féminin de Chambéry. Drei Wochen später beendete sie in Spanien die Navarra Women’s Classic (1.Pro) auf einem guten 13. Platz, bei der Itzulia Women (2.WWT) sprang Platz 34 heraus heraus – und eine Woche später trat Bauernfeind zur Vuelta Burgos (2.WWT) nicht an.
“Knieabhängig“, fasste Bauernfeind diese Phase zusammen. “Es lief einfach noch nicht gut und schmerzfrei. Immer wenn ich zu viel gemacht habe, bekam ich wieder Probleme und konnte entweder nicht starten oder musste abbrechen“, fügte sie an. Doch dann kam die Wende: “Im Mai habe ich endlich einen guten Ausweg gefunden. Ich hatte noch viel zu viel Flüssigkeit im Knie und ab da konnten wir dagegen arbeiten, weil ich wusste, was es war. Und danach lief es auch und ich konnte endlich ohne Zwischenfälle trainieren.“
Ganz so einfach ging es mit dem Aufschwung allerdings nicht. “Ich hatte anfangs gehofft, dass ich nach ein bis zwei Monaten im Renngeschehen wieder die Alte sein kann. Aber dem war nicht so – mir hat viel zu viel an Training gefehlt“, blickte Bauernfeind zurück. Trotzdem stellten sich langsam auch auf dem Asphalt erste Erfolge ein. Bei den Deutschen Meisterschaften erzielte die 25-Jährige zum ersten Mal seit 14 Monaten wieder ein Top-10-Ergebnis: In Linden belegte Bauernfeind den achten Platz.
Bei der anschließenden Tour de France verpasste sie die besten Zehn zwar deutlich, mit Platz 14 auf der schweren Abschlussetappe nach Châtel Les Portes du Soleil zeigte Bauernfeind aber, dass es mit ihr bergauf ging.
Bei der Tour de France Femmes 2023 feierte Bauernfeind ihren größten Sieg. | Foto: Cor Vos
Auch wegen der Disqualifikation ihrer Mannschaft, noch bevor die Tour de Romandie (2.WWT) richtig losging, hatte Bauernfeind nach der Tour nur noch fünf Renntage auf dem Programm. Sie wurde für die EM nominiert, wo sie auf dem schweren Kurs 21. wurde. Zum zweiten Mal im Saisonverlauf in die Top Ten vorstoßen konnte sie dann bei ihrem letzten Rennen für Canyon - SRAM bei der Trofeo Tessile & Moda (1.1) in Italien..
“Das war kein riesiges Rennen und die Platzierung war nicht bombastisch. Wenn ich mir aber die Wattwerte anschaue, konnte ich bei TrainingPeaks eine Medaille sammeln für die 20 Minuten. Das war für mich im Kopf sehr wichtig: Ich bin noch nicht oben angekommen, aber es geht in die richtige Richtung“, freute sich Bauernfeind über ihren siebten Platz.
Ein Jahr voller Knieprobleme, zehn Monate ohne Rennen, auch nach dem Comeback immer wieder Rückschläge: Keine einfach Zeit für eine Profisportlerin. “Wenn man immer Schmerzen hat und man nicht weiß, woran es liegt, dann fragt man sich schon, ob das jemals ein Ende haben wird. Und da kommt man schon ein bisschen ans Verzweifeln. Die Zeit war natürlich unglaublich hart“, gestand Bauernfeind, die aber auf ihr Umfeld vertrauen konnte. “Der familiäre Rückhalt hat da viel gebracht. Genau wie mein Studium. Es war gut zu wissen, dass ich noch einen Plan B habe“, fügte sie an.
Bauernfeind bei der Tour de France Femmes 2025 | Foto: Cor Vos
Doch wie heißt es so schön: Was uns nicht umbringt, macht uns stärker. “Die Zeit hat mich aber auch positiv geprägt, weil ich viel mehr auf meinen Körper höre und mir ist bewusst, dass ich neben dem Radfahren mehr Stabilitätstraining und Verletzungsprophylaxe machen muss. Ich habe gelernt, dass man nicht immer nur gegen den Körper und nach dem Hau-drauf-Prinzip arbeiten kann“, bilanzierte die Bergspezialistin. “Das alles hat mir die Bestätigung gegeben, dass es sich lohnt, weiter zu machen. Mit dem Gefühl und der Hoffnung gehe ich in den Winter. Dort mache ich meine Hausaufgaben: Kilometer sammeln, gutes Training machen, ein gutes Trainingslager mit dem Team absolvieren und dann schauen wir, was 2026 bringt.“
Nach drei Jahren bei Canyon - SRAM - zondacrypto bringt jedenfalls einen neuen Arbeitgeber: Lidl – Trek. “Es ist ein Neustart. Ich freue mich darauf und hoffe, dass ich meine Teamkolleginnen wie Niamh Fisher-Black oder Gaia Realini so gut wie es geht unterstützen kann“, so Bauernfeind, die angab, sich sehr auf ihre Rolle als Helferin zu freuen, aber auch noch nicht zu wissen, wie die konkret aussehen werde: “Das hängt davon ab, wie ich drauf bin.“
Nach einem Jahr “mit Aufs und Abs – und Tendenz langsam nach oben“ hat Bauernfeind für 2026 ein klares Ziel: “Ich will - wenn es geht - wieder die alte Ricarda werden. Ich will wieder diese Leichtigkeit haben“, erzählte sie. “Wenn man eine Verletzung hat, fragt man sich im Hinterkopf immer, ob das Knie das aushält – Kopfsteinpflaster, zum Beispiel. Oder wenn es mal zwickt; Wetterumschwünge merke ich noch immer an den Narben“, schilderte sie. “Ich will das alles ausblenden können und sagen, dass ich alles machen kann. Das Wichtigste ist, Spaß zu haben und ich glaube, dass das alles von selbst kommt. Ich bin auf jeden Fall zuversichtlich“, fügte sie an.
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