RSNplusSteinhauser saust mit “Leichtigkeit“ zum Erfolg

Vom Sohn und Neffen zum Sieger einer Giro-Etappe

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Vom Sohn und Neffen zum Sieger einer Giro-Etappe"
Georg Steinhauser (EF Education - EasyPost) feiert seinen ersten Profisieg auf dem Giro-Podium. | Foto: Cor Vos

22.05.2024  |  (rsn) – Nach zwei Jahren in der U23 wechselte Georg Steinhauser am 1. Januar 2022 vom österreichischen Kontinental Team Tirol KTM in die WorldTour zu EF Education – EasyPost. Bekannt war er vor allem als "der Sohn von Ex-Profi Tobias Steinhauser" und "der Neffe von Jan Ullrich". Spätestens am 22. Mai 2024 ändert sich das, denn seit dem 17. Tagesabschnitt der 107. Italien-Rundfahrt ist der Deutsche Georg Steinhauser “der Sieger einer Giro-Etappe“.

Schon auf der Königsetappe zum Mottolino am Sonntag war Steinhauser als Dritter nah dran am ersten Profisieg. Zwei "Grand-Tour-Könige" vermiesten ihm da noch die Show, als er als Solo-Ausreißer dem Ziel entgegenstürmte. Drei Tage später war er erneut allein unterwegs – und dieses Mal kam ihm niemand in die Quere! “Ich bin einfach superglücklich. Das Team war den ganzen Giro super, es war ein fantastisches Erlebnis. Wir haben zusammen viel Spaß und das ist einfach das höchste der Gefühle“, freute sich der Etappensieger im Eurosport-Interview.

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Den Tagessieg holte er auf selten da gewesene Art und Weise. Denn Steinhauser war Teil der Gruppe des Tages, die relativ früh eingeholt wurde. “Ich ärgerte mich, weil ich so gute Beine hatte“, so der Grand-Tour-Debütant, der sich aber nicht unterkriegen ließ. “Ich dachte mir, dass es noch nicht vorbei sein kann. Ich musste es einfach noch mal probieren und all-in gehen“, erklärte er seine nächste Attacke, bei der er Amanuel Ghebreigzabhier (Lidl – Trek) folgte. Den Eritreer schüttelte der Deutsche aber rund 34 Kilometer vor dem Ziel bergauf ab.

Mit “Leichtigkeit“ zum Etappensieg

Anschließend musste er vor allem die Favoriten fürchten – und er ließ nichts unversucht, um Pogacar und Co. in die Schranken zu weisen. Anfangs des Schlussanstieges zog er sogar die Handschuhe aus. Doch das war nicht die einzige Gewichtsersparnis, wie Steinhauser auf der Pressekonferenz verriet: "Das erste Mal, dass ich auf den Powermeter verzichtete, war auf der Königsetappe. Mein Sportlicher Leiter überzeugte mich, dass es so halt 200 Gramm leichter ist."

Im Alleingang zum ersten ganz großen Erfolg der Karriere | Foto: Cor Vos

Ob die insgesamt knapp 300 Gramm letztlich über Sieg oder Niederlage entschieden haben, lässt sich schwer beweisen, geschadet auf dem Weg zum ersten Triumph als Profi haben sie aber sicherlich nicht. Und oft fuhr Steinhauser in seiner Karriere nicht als Erster über den Zielstrich. "Mein letzter Sieg könnte in Italien gewesen sein, aber ich weiß es nicht“, versuchte er sich im Pressesaal zu erinnern. Und mit seiner Vermutung hatte er Recht, denn im Juli 2021 war er - ebenfalls als Ausreißer - bei der Bergankunft in Cogne beim Giro Ciclistico della Valle d’Aosta (2.2U) letztmalig erfolgreich.

Und obwohl er damals bergauf der Beste war und er auch anschließend die meisten seiner guten Resultate in schweren Rennen erzielte, zweifelte der Allgäuer zwischenzeitlich an seinen Fähigkeiten. “Ich hatte Momente in meiner Karriere, in denen ich mir nicht sicher war, ob ich ein guter Kletterer bin. Aber dieses Rennen hat mir doch gezeigt, dass ich das trotz meiner Größe ganz gut machen kann", zeigte sich der 1,89 Meter lange Profi zufrieden.

Steinhauser bahnt sich seinen Weg durch die frenetischen Fans am Passo Brocon | Foto: Cor Vos

Sieger einer Giro-Etappe – und doch noch Sohn und Neffe

Einen Zentimeter kleiner als Georg ist sein Vater. Der Fünfte der WM in Plouay 2000 und Gewinner einer Tour-de-Suisse-Zeitfahretappe zwei Jahre später war zu Gast im Eurosport-Studio und wischte sich auf den letzten Metern seines Sohnes die eine oder andere Träne aus den Augen. Und auch wenn sein Filius jetzt Georg Steinhauser, der der Sieger einer Giro-Etappe ist, wurde der von den Journalisten doch nach seiner Familie befragt.

“Mein Vater versuchte immer am Boden zu bleiben, hat mich immer meine Entscheidungen treffen und mich den Sport genießen lassen. Unsere Karrieren liegen so weit auseinander, in ganz eigenen Zeitzonen“, befand der EF-Education-Profi. Nicht nur seinen eigenen Vater, auch andere Athleten wollte er nicht als Vorbild nennen. “Ich hatte nie wirklich ein Idol, mache mein Ding“, erzählt er. “Natürlich habe ich zugeschaut, erinnere mich, als Kwiatkowski so knapp Mailand-Sanremo gewann oder Froome den Ventoux hochgelaufen ist. Natürlich will man selbst auch etwas Besonderes schaffen und das ist mir heute gelungen“, fügte er an.

Der 22-Jährige kann seinen Coup im Ziel fast nicht fassen | Foto: Cor Vos

Das Idol vieler deutscher Radsportler der Generation vor Georg Steinhauser ist dessen Onkel, der vier Jahre vor der Geburt des 22-Jährigen die Tour de France gewann. Ein solcher Name im Stammbaum kann sowohl Vorteil als auch Last sein. Vom Ex-Ehemann seiner Tante Sara bekam der Youngster einen wichtigen Lebensrat mit, den er spätestens auf der 17. Etappe des Giro d’Italia umgesetzt hat, wie kaum ein anderer vor ihm: “Gib niemals auf. Versuche es immer und irgendwann wirst du es schaffen!“

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