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28.08.2022 | Der Breitensport beim Bund Deutscher Radfahrer (BDR) ist im Umbruch, vor allem bei Radtourenfahren und Country-Tourenfahren steht uns einiges neue bevor. Diese kleine Revolution ist von einigen lang erwartet, von anderen verteufelt worden. Aber wenn man sich die nackten Zahlen anschaut, dann muss gehandelt werden. Gemeinsam mit unserem neuen Koordinator Wolfgang Rinn bin ich im letzten Jahr angetreten, um der RTF-Szene neuen Schwung zu verleihen und unser Regelwerk zu entschlacken.
Radfahren soll in erster Linie Spaß
machen. Dazu haben wir eine Vereinsbefragung durchgeführt, ein Online-Forum veranstaltet, mit den Landesverbänden diskutiert, eine Arbeitsgruppe „Rad fahren 24“ gegründet, die sich sehr viele Gedanken über Sinn und Unsinn einer RTF/ CTF gemacht hat, und wir haben mit einer weiteren Arbeitsgruppe an neuen Reglements für RTF und CTF gearbeitet, in die alle Ergebnisse eingeflossen sind.
Was ändert sich? Vor allem: Die BDR-App kommt! Mit Sewobe haben wir einen erfahrenen Partner gewonnen, mit dem wir gemeinsam an der Entwicklung der App arbeiten. Der Start der neuen BDR-App erfolgt am 1. Januar 2023 - und ja, wir machen selbstverständlich Workshops für unsere Vereine/ Verbände und ein Tutorial für die User. Die BDR-App ist kostenlos und enthält in erster Linie die Daten des Nutzers und den Terminkalender mit den Daten der Vereine und Veranstaltungen.
Die BDR-App hat mehrere Ausbaustufen
und nicht alles wird zum Start bis ins Detail vorliegen, zumal die Datenbank mit Unterstützung der Vereine und Verbände ja noch gefüttert werden muss. In der ersten Ausbaustufe sind die elektronische Anmeldung und die elektronische Erfassung der gefahrenen Kilometer vorgesehen. Auch muss jeder Verein seine Veranstaltung zur Buchung freischalten, nachdem er die Daten dafür festgelegt hat. Ziel ist, dass sich jeder App-User per Handy bei jeder Veranstaltung anmelden kann, die Anmeldung erfolgt direkt in der BDR-App.
Aufmerksame Leser/innen haben sofort erkennt: Da fehlt doch was! Genau, unsere rote BDR-Wertungskarte entfällt. Ich habe sie zwar auch lieb und alle Karten seit 1982 noch vorliegen, aber es ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Mit der BDR-Wertungskarte entfallen auch einige andere Sachen, wie etwa die Rückennummer, die wir jedes Jahr neu ausgegeben haben. Es gibt keine rechtliche Verpflichtung, dass die Teilnehmer bei einer Veranstaltung gekennzeichnet sein müssen, und für uns war die Rückennummer immer viel Kosten und Arbeit. Wenn man in Erinnerung hat, wie das meist umgesetzt wurde, dann weiß man, dass auch das überflüssig ist.
Es entfallen zudem die Jahres-Auszeichnungen,
deren Akzeptanz in den vergangenen Jahren deutlich gesunken ist . Auch sie haben uns allen - BDR, Verbände, Vereine - sehr viel Arbeit bereitet. Zum Schluss ein Gruß an alle Punktejäger: Die Punkte fallen weg, alle Touren werden jetzt über Kilometer abgerechnet! Und zwar nach RTF-Kilometern, CTF-Kilometern, Radwander-Kilometern und virtuellen Kilometern.
Als Ersatz für die BDR-Wertungskarte gibt es in Verbindung mit der BDR-App eine "Breitensport-Lizenz", die zum vergünstigten Startgeld berechtigt. Und nach Absolvieren der Strecke werden die gefahrenen Kilometer im Ziel elektronisch dem Konto des Teilnehmers gutgeschrieben. Am Ende der Saison können die Vereine und Verbände die Daten ihrer Sportler/innen über die App abrufen, das aufwändige manuelle Rechnen der gefahrenen Kilometer und Punkte entfällt also - eine große Arbeitserleichterung für unsere Vereine und Verbände. Apropos Saison, die läuft künftig wie das Kalenderjahr, vom 1. 1 bis zum 31. 12.
Übrigens: Die BDR-App kann jede/r downloaden
und nutzen, Daten, Termine, Anmeldung, alles möglich. BDR-Mitglieder haben mit der neuen "Breitensport-Lizenz" den Startgeld-Vorteil, ihre Kilometer werden addiert und kommen in die Ranglisten der Verbände - und vielleicht gibt es ja auch noch als Ersatz für die wegfallende Jahres-Auszeichnung ein neues Goody.
Da es keine Punkte mehr gibt, entfällt auch das starre Kilometer-System bei den Veranstaltungen. Eine RTF-Strecke muss also nicht mehr 70 km lang sein, damit die Teilnehmer zwei Punkte erhalten, sie kann auch 63 oder 86 km lang sein, wenn sich das so ergibt. Hauptsache, die Strecken sind zwischen 20 und 199 km lang - daran hat sich nichts geändert. Ab 200 km ist es wie bisher ein Marathon.
Alle Änderungen gelten analog für die CTFs.
Das gibt unseren Vereinen die Möglichkeit, eingefahrene Pfade auch mal zu verlassen, neues auszuprobieren, innovative Ideen umzusetzen. Ich weiß, dass einigen die Leitplanken fehlen werden - aber das kann doch auch ein Startschuss für Kreativität sein, einfach mal die Strecken ändern, Mut für Veränderungen aufbringen. Und es gibt immer noch die Möglichkeit, sich am bestehenden System zu orientieren.
Zwei Thema, über die wir lange und oft diskutiert haben, sind Ausschilderung und Verpflegung. Wir stehen in einem Wettbewerb mit anderen Freizeit-Rad-Angeboten. Wenn wir nicht ein Minimum an Service bieten, wird es schwer, die Radfahrer/innen draußen für unsere Produkte zu begeistern. Stellt euch die Frage: Warum sollte jemand zu meiner Veranstaltung kommen? Deswegen haben wir in allen Gremien beschlossen: Eine RTF oder CTF und ein Radmarathon wird ausgeschildert/ gekennzeichnet, es gibt eine vernünftige Verpflegung, für die auch ein vernünftiger Preis aufgerufen werden kann. Punkt.
Dass es jetzt Vereine gibt, die sich
die Ausschilderung und/ oder die Verpflegung sparen wollen, sei ihnen zugebilligt – aber sie dürfen das dann nicht mehr RTF oder CTF nennen. Dafür haben wir neue Veranstaltungsformen definiert: GPS-RTF/ -CTF, Brevet, Mini-Brevet. Die Definitionen sind, wie das ganze neue Reglement auf rad-net.de/breitensport.htm zu finden.
Apropos Reglements: Mit den Änderungen sind unsere "Generalausschreibungen" verschwunden. Wir haben Wort gehalten, unser Regelwerk entrümpelt und neue, freundlich formulierte und übersichtlich gestaltete Reglements geschaffen, die mehr als Erklärung denn als Regeln zu verstehen sind. Erste Reaktionen sind übrigens durchweg positiv...
Wir sind uns bewusst, dass wir mit
der Umstrukturierung einige Sportfreunde wachgerüttelt haben - vor allem diejenigen, die am liebsten nichts verändern würden, weil es ja Arbeit macht. Aber die Welt ist Wandel, sonst würden wir heute noch mit Keulen durch die Gegend laufen. Und auch wir müssen uns wandeln, unser System besteht so seit Anfang der 80er, also gute 40 Jahre. Klar wurde mal hier und da etwas angepasst, aber noch nie gab es so massive Änderungen.
Ob das nun der richtige Weg ist, kann ich euch letzlich auch nicht sagen. Aber Änderungen sind immer noch besser, als dem Schiff beim Sinken zuzuschauen und anschließend ein Denkmal zu errichten. Und über diesen Umstand sind sich (bis jetzt) alle Gremien einig, Änderungen natürlich vorbehalten… Begegnet dem neuen System offen, es bietet neue Möglichkeiten. Es ist nicht wie das alte, und das alte kommt auch nicht mehr zurück. Lasst uns gemeinsam möglichst lange Spaß am Radfahren in einer tollen Gemeinschaft haben!
Bernd Schmidt ist Vizepräsident Breitensport im Bund deutscher Radfahrer (BDR) und Vorsitzender der BDR-Kommission Breitensport.
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