Der “Maratona“-Veranstalter und Südtiroler Hotelier Michil Costa zur Lage

“Dieses Kapitel leicht und sanft leben...“

Von Michil Costa

Foto zu dem Text "“Dieses Kapitel leicht und sanft leben...“"
| Foto: privat

05.04.2020  |  Michil Costa ist seit langen Jahren Präsident des Organisations-Komittees des legendären Rad-Marathons "Maratona dles Dolomites" (kürzlich um ein Jahr verschoben), und befährt gerne die Pässe des Ladin - mit einem Hochrad. Seine Eltern gehörten zu den Pionieren des Tourismus in Südtirol, die Familie Costa besitzt mehrere Häuser im Alta Badia und Norditalien (mit dem Stammhaus "La Perla" in Corvara), wo sie seit vielen Jahren versucht, eine nachhaltige Form des Gastgewerbes umzusetzen.

Es sind schwierige Tage, das wissen wir alle. Ernst Bloch hat einmal gesagt, dass "der Reichtum einer Epoche im Todeskampf gewaltig" sei. In einer Notfall-Situation ist reflektiertes Handeln gefragt. Worum wir alle bitten und uns alle dazu auffordern, ist dieses Kapitel der Geschichte leicht und sanft zu leben.

„Langsamer, tiefer, zarter“ hat sich vor 20 Jahren Alexander Langer
(der erste grüne Abgeordnete in Südtirol; Anm. d.Red.) gewünscht. Jetzt ist der Moment gekommen. Wir können nicht zu Stein erstarren, wir müssen handeln. Ziehen wir uns also jeder in sein Zuhause zurück, aber vereinen wir uns im Denken und im Handeln.

Im Grunde unseres Herzens suchen wir immer ein Zuhause für Körper und Seele. Und hier ist es, das Zuhause. Das Haus. Hier sind wir eine große Familie, bestehend aus allen, die dieses Haus mit ihrem Einsatz jeden Tag mit Leben füllen. Hier gibt es Werte und Wissen. Die wir teilen möchten, von Mensch zu Mensch.

Aber was müssen wir alles hören:
„eine von den Amerikanern angezettelte Verschwörung“. „im Labor erzeugt“. „Wir hätten einfach weitermachen sollen“. „Wir Italiener waren viel zu ehrlich“. „Die Opfer waren alt und schwach, jetzt sind sie bei Gott, aber sie waren ohnehin dem Tode geweiht“. „Schuld sind die Medien, Facebook und die Politik“. „Alarmismus und Panikmache sind viel gefährlicher als das Virus selbst“. „Hätten wir ein Europäisches Gesundheitsministerium...“

Vermutungen, Beschuldigungen, Egoismus, Protagonismus und anderes mehr: Jeder rettet sich in seine Weisheit. Der Punkt ist, dass wir in unserer reichen westlichen Welt eine derartige Krise seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges nicht mehr erlebt haben.

Nicht einmal die 18 000 Menschen,
die in den letzten fünf Jahren im Meer ertrunken sind, haben die Alarmglocken weltweit zum Läuten gebracht. In dem ein oder anderen Herzen zwar schon, doch nicht auf globaler Ebene. Nein, es brauchte ein Problem, das uns direkt betrifft, damit wir aus unserer Erstarrung aufwachen. An dergleichen sind wir nicht mehr gewohnt.

Unser Interesse ist stets auf das gerichtet, was unmittelbar in unserer Nähe geschieht, während wir die Probleme rund um den Klima-Wandel nie so richtig ernst genommen haben, weil die in der Zukunft liegen, weshalb wir sie nie als dringend wahrgenommen haben oder wahrnehmen wollten.

Mit dieser Infizierung dagegen hatten wir nie
gerechnet. Schwierige Zeiten stehen uns bevor, aber erst in der Krise kann der Mensch zeigen, was alles in ihm steckt. In dieser extrem harten Situation kann – muss – die Chance für einen Neubeginn stecken, in dem wir ungerechte Paradigmen beseitigen, etwas weniger unmenschlich werden und von neuem begreifen können, dass wir als Menschen die Wahl haben.

Und das wird uns auch gelingen. Wir müssen das Positive an dieser Geschichte erkennen, die große Chance, die sich gerade vor uns auftut: In den nächsten Monaten müssen wir nicht nur eine Lösung gegen das sich ausbreitende Virus finden, sondern auch für Migration und Klima-Wandel. Jetzt haben wir die Gelegenheit, zu lernen, dass wir als Individuen mit weniger auskommen können, um in der Allgemeinheit mehr zu haben.

Covid-19 ist weder die schwarze noch
die politische Pest, die vor siebzig Jahren um sich griff und die für Albert Camus der Nazismus war. Covid-19 ist weder Tschernobyl noch der Dritte Weltkrieg. Es ist eine Phase, die ich – auch wenn dieser Standpunkt unangemessen erscheint und auch gar nichts zählt – faszinierend finde.

Eine Not-Situation, die nicht so schnell vergehen wird, nicht in einem Monat und auch nicht in wenigen Saisons. Covid-19 wird unser Denken verändern, und wir werden – hoffentlich wenigstens ein bisschen – künftig etwas mehr mit dem Kopf denken und weniger mit dem Bauch.

Angesichts des dramatischen Notstands,
der das Corona-Virus in ganz Italien und weltweit hervorruft, haben wir uns gefragt, welchen Beitrag wir zur Unterstützung von Ärzten, Pflegekräften und anderen spezialisierten Hilfskräften leisten können, die an vorderster Front dieser immensen Tragödie kämpfen.

Als kleinen Beitrag und auch, um der hart von der Krise betroffenen Touristik-Branche einen Impuls zu geben, möchten wir mit denjenigen Mitteln helfen, die uns zur Verfügung stehen. Und das sind Gastfreundschaft, Solidarität, Menschlichkeit. Wir starten daher für und in Italien die Aktion "Wir glauben an die Menschen", um denjenigen, die an vorderster Stelle kämpfen, nicht nur Verständnis und Bewunderung entgegenzubringen.

Wer an vorderster Front alles gibt,
wer riskiert, wer sich als Individuum, als  soll konkret auch die Möglichkeit zur Erholung, Entspannung, zum Durchatmen erhalten. Diesen Menschen, und das ist alles andere als eine Floskel, gilt unsere ganze, uneingeschränkte Bewunderung.

Was wir allen diesen Menschen anbieten, die sich zu hundert Prozent und mehr in ihren Berufen engagieren, ist ein Urlaubstag in unserem Hotel Albergo Posta Marcucci in Bagno Vignoni, einem historischen Thermal-Städtchen im Val d’Orcia in der Toskana.

Zum Schluss in ganz großes Dankeschön
- Giulan auf Ladinisch - an unsere Mitarbeiter, die sich in den Hotels weiter um alles gekümmert haben, an unsere Gäste, für ihr Verständnis. Danke dafür, dass sie alle an eine Gastfreundschaft glauben, die italienisch ist, südtirolerisch, dolomitisch, ladinisch, familiär.

Bald schon werden wir noch gastfreundlicher sein als zuvor. Das ist zum gegenwärtigen Stand der Dinge das einzige Versprechen, das wir sicher geben können. Wir sehen uns im Sommer wieder – so oder so!

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