2. Juli - La Villa/ Alta Badia - Rennbericht

Maratona dles Dolomites: Muskelkater an der Katzenmauer

Von Oliver Knott

Foto zu dem Text "Maratona dles Dolomites: Muskelkater an der Katzenmauer"
| Foto: Rik Guasco/ maratona.it

06.07.2017  |  Im Mai hatte ich von meiner Teilnahme am Nove Colli berichtet. Seiher sind einige Wochen vergangen, in denen ein paar RTFs anstanden. Gelegenheit an der Form zu arbeiten, bot auch die jährlich von mir organisierte viertägige Alpen-Tour unseres Vereins RSV Moosburg.

Also eigentlich beste Voraussetzungen, um das nächste Rennen
in Angriff zu nehmen: die Maratona dles Dolomites stand am vergangenen Sonntag auf dem Programm. Jahr für Jahr hoffnungslos überbucht, ist deswegen im Vorfeld ein klein wenig Losglück von Nöten...

Wie schon beim Nove Colli waren wieder Andreas und Berti mit von der Partie. Die Wettervorhersage für das Renn-Wochenende ließ mich die große Tasche packen: Sommer, Winter, nass, trocken, alles war möglich. Prognostizierte vier Grad am Start, Höchstwerte von 13 Grad im Tal, dazu ein Wechsel aus Wolken und Sonne, gespickt mit Schauern - Spannung in der Klamottenfrage.

Am Freitag Nachmittag ging es für Andi und mich
im Campingbus in die Dolomiten. In Badia machten wir einen Zwischenstop, um unsere Startunterlagen in Empfang zu nehmen, bevor wir unseren Parkplatz in La Villa bezogen. Von dort aus sind es nur ein paar hundert Meter bis zum Start. Berti war wieder mit seiner Frau unterwegs, eine Woche Urlaub im Hotel inkl Startplatz im zweiten Block.

Für uns Camping-Touristen wartete am Sonntag der dritte Startblock, da wir vom letzten Jahr einen Qualifikationszeit von 6 Stunden und 22 Minuten im Buch hatten. Das erklärte Ziel für diese Ausgabe war damit klar: Sechs Stunden glatt sollten es werden, und somit die Qualifikations-Zeit für den zweiten Block.

Am Samstag war erst einmal einrollen
und die schöne Landschaft genießen angesagt - und natürlich ein Klamotten-Test. Also rauf aufs Radl, nochmal runter nach Badia auf die Expo, wieder zurück, und das Grödner Joch erklimmen. Regentropfen – Super! Der Wetterbericht behielt recht. Also noch deutlich vor dem Gipfel wieder zurück, nur nicht nass werden. Aber die Zeit auf dem Bike reichte zumindest, um die Klamottenfrage zu klären.

Nicht das Handy, nein, Krähen übernahmen am Sonntag früh das Wecken. Aber wie wenn sie es gewusst hätten, trafen Sie die ausgemachte Weckzeit fast auf die Minute. Etwa 40 Minuten vor dem Startschuss rollten wir auf den Parkplatz einer Liftstation - und mussten feststellen, dass wir nicht wie angepeilt im ersten Drittel unserer Gruppe standen, sondern mittendrin.

Da es vom Start weg gleich bergauf geht,
ist ein Platz im vorderen Teil des Felds von nicht unerheblicher Bedeutung: Jeder Meter weiter hinten birgt ein größeres Stau-Risiko. So kam es dann auch: Bevor wir Corvara erreichten, also auf den ersten fünf Kilometern, musste mehrmals bis zum Stillstand abgebremst werden.

Im weiteren Verlauf, den Campolongo hinauf, lief es einigermaßen flüssig, zumindest ohne komplett zum Stehen zu kommen - wenngleich nicht im anvisierten Tempo. Schwierig gestaltete es sich zudem, zusammen zu bleiben. So verlor ich Andi bereits im ersten Anstieg, er konnte allerdings im oberen Teil wieder aufschließen, da ich ein klein wenig kräfteschonend fuhr.

In der Abfahrt dasselbe Bild, unten in Arabba
stand ich wieder ohne Andi da. Also am Pordoi erst einmal langsam machen, und ihm die Chance geben, wieder aufzuschließen. Noch im ersten Drittel der gleichmäßig verlaufenden Kletterpartie stellte Andi den Anschluss wieder her, so dass es bis zum Gipfel wieder gemeinsam weiter ging.

Aber schon in der nächsten Abfahrt ging mein Kumpel wieder verloren. Ab hier trennten sich dann unsere Wege, bis wir uns im Ziel wieder trafen. Über Sella- und Grödner-Joch versuchte ich recht gleichmäßig drüber zu kommen, in den Abfahrten möglichst viel Zeit herauszuholen, und gleichzeitig, so gut es eben ging, zu erholen.

Bei der ersten Zieldurchfahrt in Corvara ein Blick
auf die Uhr: 9/13. Mist! Gut fünf Minuten hinter dem selbst gesteckten Zeitplan. Sollte ich mein Vorhaben hier schon begraben - oder ging da noch was? Die zweite Passage des Campolongo gestaltete sich gleich viel angenehmer, kaum mehr Verkehr auf der Straße, und diejenigen die um einen herum fuhren, hatten auch einigermaßen das gleiche Tempo drauf.

Von Zeit zu Zeit huschte ein Teilnehmer mit einer Startnummer des letzten Startblocks vorbei. Kurz ans Hinterrad heften, aber nicht überpacen. Oben angekommen, Weste zu, runter mit Karacho. Endlich eine einigermaßen freie Straße. Zu frei, denn ab Arabba beginnt einer der wenigen Streckenabschnitte, bei denen eine Gruppe durchaus nützlich sein kann.

Aber alle, die ich auf den nächsten leicht abfallenden
Kilometern überholte, wollten oder konnten nicht folgen, so dass ich erst nach etwa sieben Kilometern auf eine größere Gruppe aufschloss. Gleich mal im vorderen Drittel eingereiht, und Kräfte schonen. Der anstrengendste Teil des heutigen Tages sollte schließlich noch folgen...

Ciao, Ciao, Passo Giao – etwa 9,5 Kilometer bei durchschnittlich neun Prozent Steigung, kalkulierte Zeit unter einer Stunde. Unten mussten aber erst mal die langen Handschuh runter, die stören bei einer solchen Anstrengung nur. Schön gleichmäßig, von schnelleren Fahrern nicht aus der Ruhe bringen lassen - das murmelte ich mir gebetsmühlenartig immer wieder vor.

Die zähe Nuss Giao war nach gut 54 Minuten bewältigt.
Jedoch deutet sich bald an, dass die bisherige Strecke Spuren in meiner Beinmuskulatur hinterlassen hatte: Leichte Krämpfe im oberen Bereich des Anstiegs verhießen nichts Gutes. Wenn es zwischen Campolongo und Giao einsam war, dann konnte ich bei der Abfahrt vom Giao den Eindruck gewinnen, dass entweder schon alle im Ziel sind - oder ich das Fahrerfeld meilenweit anführe.

Ok, ein irrwitziger Gedanke. Aber wenn man auf zehn Kilometern Abfahrt nicht überholt wird, und selbst nur viermal überholen muss, dann fühlt man sich schon ein wenig allein gelassen. Den letzten, von meinem Kumpel Andi als „Rollerberg“ bezeichneten Passo Falzerego, wollte ich gleich mal im Wiegetritt in Angriff nehmen – Autsch!

Krampf im rechten Oberschenkel, hinsetzen,
ruhig weitertreten, mit der Hand den Muskel bearbeiten und hoffen, dass sich die Situation wieder bessert. Das tat sie gottseidank, und mir blieb das Los anderer Wettbewerbers erspart, die am Straßenrand versuchten, durch Dehnübungen die Krämpfe in den Beinen wieder los zu werden.

Ich „rollte“ weiter hinauf Richtung Passhöhe. Nach fünf Stunden Fahrzeit hatte ich noch eine Entfernung von 25 Kilometern zum Ziel auf dem Garmin. Zusätzlich die letzten 300 Höhenmeter bis zum Gipfel, und die Schleife über die Mur di Giat, die Kttzenmauer, einem Anstieg in La Villa mit 18 % Steigung.

Ach ja - ein kurzer Stop auf dem Passo Giao,
wo ich eine Flasche auffüllte, war auch noch zu berücksichtigen. Mit allem, was noch möglich war, ging es hinauf zur Passhöhe, um mich dann mit Vollgas in die Abfahrt zu stürzen. Aber Problem: Die Krämpfe kamen just in dem Moment wieder, als ich unten an der Katzenmauer angekommen, und das energische Treten wieder aufnehmen wollte.

Kleiner Trost: Ich war nicht mehr allein. Berti klopfte mir von hinten auf die Schulter. Ich hatte ihn im unteren Teil der Abfahrt überholt, ohne es zu bemerken. Gemeinsam quälten wir uns den steilen Buckel hinauf, um dann auf den letzten fünf Kilometer zum Ziel noch einmal alles rauszuhauen.

Das erreichten wir nach einer Fahrzeit von 6:03 Stunden,
drei Minuten hinter meinem selbst gesteckten Ziel. Bin ich damit zufrieden? Ich weiß es noch nicht. Was ich weiß: Ich habe alles gegeben - das stimmt mich dann doch zufrieden...

Bis zum nächsten Rennen!
Euer Oliver

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