Bericht des Radsport-News-Renn-Reporters - 112 Km, 1870 Hm

Dolomiten-Radrundfahrt: Bobbycar und Kaiserschmarrn

Von Johannes Heumann

Foto zu dem Text "Dolomiten-Radrundfahrt: Bobbycar und Kaiserschmarrn"
Am Start in Lienz | Foto: Johannes Heumann

13.06.2017  |  In dieser Saison berichtet unser Leser Johannes Heumann für radsport-news.com über diverse Hobby-Radrenn-Veranstaltungen - unter anderem die Dolomiten-Radrundfahrt in und um Lienz in Osttirol. Hier sein Renn-Bericht von vorgestern:

Der Kalender steht auf Sommer, und auch die Saison der Radmarathons strebt ihren Höhepunkten zu. Am Freitag ging's für mich ins schöne Osttirol, genauer in die Hauptstadt Lienz. Ich war schon oft in Osttirol, da ich als Kind viele schöne Sommerurlaube mit meinen Eltern hier verbrachte.

Die Stadt Lienz hat schon ein richtig mediterranes Flair -

ob beim Eisbecher oder Kuchen in einem Straßencafé am Hauptplatz, oder beim Schlendern durch die kleinen Gassen: Die "Sonnenstadt" bietet so einiges. Auch Osttirol ist wunderschön: Es gibt viele kleine Täler, mit kulinarischen und landschaftlichen Höhepunkten. So ist etwa der Großglockner von Lienz aus in 45 Minuten mit dem Auto zu erreichen.

Genug Gründe also, sich die Dolomiten-Radrundfahrt, die heuer ihr 30-jähriges Jubiläum feiert, nicht entgehen zu lassen. Zur Wahl standen die Rundfahrt mit 112 km und 1870 hm, oder die Extrem-Variante "SuperGiro Dolomiti" mit 232 Km und 5234 Hm.

Ich reiste schon am Freitag an, um mich am Samstag in Ruhe

vorzubereiten; die Anreise für die 380 km von Nürnberg aus beträgt fünf Stunden, da noch 100 km ab Kufstein auf der Landstraße zu fahren sind - aber landschaftlich toll.

Den Samstag ließ ich ruhig angehen, und genoss den Tag bei einer kleinen Radrunde mit abschließendem Eisbecher. Ab Nachmittag übernahmen dann die Radfahrer das Bild der Stadt. Den Auftakt bildeten die Kinderrennen auf dem Hauptplatz: Von Zweijährigen mit ihren Bobbycars, bis hoch zu den Elfjährigen, bei denen es dann schon gut zur Sache ging.

Am Abend stand dann das erste Highlight
des Rennwochenendes an: die Kaiserschmarrn-Party - immer eine schöne Sache, nicht nur Nudeln zu servieren (die gibt es nach dem Rennen), sondern etwas Einheimisches. Darauf freue ich mich immer ganz besonders. Dazu wird Tiroler Milch gereicht - einfach eine schöne Einstimmung auf den nächsten Tag.

Der Renntag begann mit hellblauem Himmel, strahlenden Sonnenschein und besten Temperaturen. Um 9:30 Uhr wurde die 30. Dolomitenradrundfahrt dann gestartet, zunächst 20 km flach Richtung Osten ins Nachbarbundesland Kärnten nach Oberdrauburg. Auf diesen 20 km passiert nicht sehr viel, das Feld ist geschlossen, das Tempo immer zwischen 40 und 45 km/h.

Man rollt dahin, jeder wartet auf den ersten Anstieg.
Während dieser knapp 30minütigen Anfahrt kann man noch das wunderschöne Drautal genießen. Nach 20 km ist dann aber Schluss mit der Gemütlichkeit: Der Strecke biegt rechts ab, die türkise Drau wird überfahren, der Gailberg-Sattel wartet, 6 Km mit 400 Hm. Das Tempo wird sofort erhöht; bis zur Hälfte des Anstiegs kann ich im Hauptfeld bleiben, doch die Werte sind mit 27 km/h Schnitt und über 300 zu tretenden Watt schon sehr hoch.

Das Feld trennt sich langsamauf, ich bleibe in der dritten Gruppe. In der Abfahrt nach Kötschach-Mauthen konnte ich die Gruppe halten, und so geht es nun in den 40 km langen Kartitscher Sattel. Dieser hält dann die restlichen Höhenmeter bereit.

Dann wird das schöne Lesachtal durchquert,

mit tollen Ausblicken auf die Bergwelt. Die Leute stehen an den Straßen und feuern an, Blaskapellen spielen auf, es herrscht Volksfeststimmung. Dann geht's zu James Bond ins Lesach-Tal: In Obertilliach fanden Dreharbeiten zur letzten Folge statt.

Der Einstieg ins Tal ist recht schwer und steil. Die Straßen sind noch vom Winter gezeichnet, und teilweise sehr holprig. Es geht rauf und runter, Kurve links, Kurve rechts, wieder bergauf, Gruppe halten, antreten und wieder in die Abfahrt. Es kommt kein Rhythmus auf, man muss die ganze Zeit komplett konzentriert sein.

Die Strecke geht auf die Physis, aber ich kann meine Gruppe

gut halten, und es tut mir nicht ganz so weh, wie in den letzten Jahren. Jedoch spüre ich ein Zwicken im unteren Rücken, etwa zehn Kilometer für der Passhöhe. Es wird immer stärker, ich muss meine Gruppe ziehen lassen. Es passiert mir leider immer auf solchen Bergstrecken, dass mein Rücken streikt...

Mit gedrosseltem Tempo geht es in Richtung Obertilliach. An der Labestation nehme ich eine Trinkflasche mit; sie werden gereicht, und machen so anhalten überflüssig. Im Anschluss kämpfe ich in der Abfahrt wieder mit meinem Rücken, ich versuche ihn zu strecken, aber jedes Schlagloch tut wieder weh.

Unten angekommen, sind es noch 40 km bis in Ziel,
die leicht bergab verlaufen. Hier braucht man unbedingt eine Gruppe. Ich habe nur zwei Mitstreiter dabei, die auch schon angeschlagen sind. Bis auf meinen Rücken fühlt sich alles noch gut an, und ich mache das Tempo, nur durch kurze Phasen abgelöst zum Erholen.

Es herrscht Gegenwind, und ich versuche alles zu geben. So geht es gut voran, mit etwa 44 km/h. Kurz vor Lienz drehe ich mich um, und sehe eine große Gruppe hinter uns. Die bloß nicht mehr rankommen lassen, sonst wär die ganze Arbeit umsonst gewesen.

Es gelingt, und wir fahren ins Ziel im Herzen von Lienz ein.

Nach einer Zeit von 3h 16 min werde ich als 109. gewertet, von über 1000 Startern. Damit bin ich nicht sehr glücklich, aber auch nicht unzufrieden.

Damit verabschiede ich mich aus Osttirol - bis bald,
beim Dreiländer-Giro in Nauders.
Euer Johannes

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