RSN-Rangliste, Platz 13: Hermann Pernsteiner

Auf die letzte Giro-Woche besonders stolz

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Auf die letzte Giro-Woche besonders stolz"
Hermann Pernsteiner (Bahrain - McLaren) | Foto: Cor Vos

14.12.2020  |  (rsn) - Hermann Pernsteiner (Bahrain – McLaren) kann auf ein starkes drittes Jahr in der WorldTour zurückblicken. Der Niederösterreicher, der als Quereinsteiger vom Mountainbike-Marathon auf die Straße gewechselt war, beeindruckte vor allem beim Giro d’Italia, wo er bei der Bergankunft in Madonna di Campiglio Etappenzweiter wurde. In der Gesamtwertung der zweiten Grand Tour des Corona-Jahres reichte es zu Rang zehn.

Schon zum Saisonauftakt wurde der Kletterer aus der Buckeligen Welt Zehnter, und zwar in Australien bei der Tour Down Under. "Ich war als Co-Kapitän vorgesehen, falls irgendwas passiert, sollte ich in die Bresche springen. Am zweiten Tag haben wir dann Rafael Valls verloren und ich war der neue Leader", beschrieb der 30-Jährige die Ausgangslage nach den ersten Tagen in Süd-Australien. Doch Pernsteiner zeigte stark auf und landete am Ende in den Top Ten, obwohl die Etappen ihm grundsätzlich gar nicht so liegen.

"Ich mag eigentlich eher die längeren Anstiege, die fehlen bei der Tour Down Under ja komplett", so Pernsteiner, der auch danach noch beim Cadel Evans Great Ocean Race gemeinsam mit seinem neuen Teamkollegen Marco Haller eine gute Performance zeigte. Der Kärntner wurde Achter, Pernsteiner landete auf Rang elf im ersten Eintagesrennen der WorldTour-Saison 2020. "Ich war mit Australien extrem zufrieden, da ich auch beim Evans Race bis zum Ende vorne dabei war, auf einem Parcours, der mir nicht so sehr liegt", resümierte Pernsteiner, der ein etwas wehmütig zurückblickte, nachdem in der kommenden Saison keine Rennen in Australien stattfinden werden.

"Ich war die letzten beiden Jahre dort und deshalb schmerzt es ein wenig. Auch, weil es dort immer für mich gut gelaufen ist. Die Rennen zählen zu den coolsten des Jahres, vor allem, weil ich auch mehr der Sommermensch bin. Außerdem ist die Stimmung bei den Rennen super und sehr entspannt", erzählte er.

Nach drei Wochen auf der Südhalbkugel ging es zurück nach Europa, wo Pernsteiner sich in Teneriffa auf die Katalonien-Rundfahrt vorbereitete. Dann stand aber etwas überraschend Paris-Nizza im Programm. "Ich war dort gar nicht vorgesehen, aber nachdem die Fahrer, die bei der UAE Tour dabei waren, vorsorglich (wegen Corona, d. Red.) nicht vom Team genannt wurden, musste ich einspringen", erinnerte sich Pernsteiner. Nicht nur für ihn sollte das Rennen zur Sonne für längere Zeit das letzte werden.

Mit guter Form in die Corona-Pause

"Ich habe bei Paris-Nizza echt gelitten in den ersten Tagen. Wenn ich von der Höhe komme, dann brauche ich einige Renntage, um rein zu finden, und das kalte Wetter und das windige Terrain sind so gar nicht meins", erklärte Pernsteiner und fügte an: "Als es dann endlich in die Berge ging, ich mich besser fühlte und meine Etappen kamen, hat uns das Team dann frühzeitig aus dem Rennen genommen."

Als einzige Mannschaft zog Bahrain – McLaren noch vor den letzten beiden Etappen als Schutzmaßnahme nämlich sein Aufgebot zurück. Es folgte aufgrund der Corona-Pandemie eine viermonatige Pause für alle Rennfahrer. "Ich war nach Paris-Nizza echt gut drauf und da wir nicht wussten, wie es weitergeht, habe ich zwei bis drei Wochen intensiv weitertrainiert. Im Rückblick betrachtet war das nicht so optimal", erinnerte sich Pernsteiner.

Erst als klar war, dass die Rennpause länger dauern würde, nahm er an Intensität raus. Vor dem Re-Start bei der Okzitanien-Rundfahrt im August ging es noch zweimal in die Höhe: "Danach brauche ich immer ein paar Rennen, deshalb lief es in Frankreich noch nicht so richtig. Bei der Lombardei-Rundfahrt hatte ich schon ein besseres Gefühl, leider war aber nach drei Stunden der Ofen aus."

Bärenstarke dritte Woche beim Giro

Es folgte als finaler Schliff für den Giro d’Italia ein weiterer Höhentrainingsblock, diesmal in Livigno. "Wir haben vom Trainingsplan alles auf das Rennen gesetzt und das ist aufgegangen, auch wenn ich den Formpeak, den ich 2019 bei der Vuelta hatte, 2020 beim Giro nicht erreichen konnte. Aber es war eine konstante Leistung von Beginn an", freute sich Pernsteiner.

Vor allem in der dritten Woche zeigte er sich bärenstark. Auf der 17. Etappe verpasste er den Etappensieg als Zweiter nur knapp und auch am Tag danach, auf der Königsetappe über das Stilfser Joch, zählte er zu den Besten und katapultierte sich in die Top Ten der Gesamtwertung, aus denen er sich bis zum Ziel der Rundfahrt in Mailand nicht mehr verdrängen ließ.

"Die ersten Tage danach habe ich mich nicht so über den zweiten Platz gefreut. Ziel war es, in die Gruppe zu gehen und eventuell (den Teamkollegen, d. Red.) Pello Bilbao im späteren Verlauf der Etappe zu unterstützen. Doch der Vorsprung unserer Gruppe wurde größer und größer und so änderten sich die Aufgaben. Ich sollte Zeit gutmachen in der Gesamtwertung und um den Tagessieg kämpfen. Leider war einer an dem Tag stärker", blickte Pernsteiner auf die schwere Etappe am 21. Oktober zurück, auf der sich nur Ben O'Connor (NTT) geschlagen geben musste.

Zwei Grand-Tour-Starts 2021?

"Ich werde meine Chancen noch bekommen. Mit der letzten Woche bin ich sehr zufrieden gewesen", analysierte Pernsteiner, dessen Mannschaft 2021 als Bahrain – Victorious am Start stehen wird. "Wenn die Saison normal läuft, dann haben wir einen guten Kader und sind vor allem für die Grand Tours und die schweren einwöchigen Rundfahrten gut aufgestellt", blickte er voraus.

Schon in diesem Jahr gelangen der Mannschaft fünf Top-Ten-Platzierungen bei den drei großen Landesrundfahrten. "Wir werden immer internationaler und das Team achtet auf immer mehr Details. Speziell beim Giro sind wir richtig zusammengewachsen und waren dort eines der stärksten Teams. Gerne erinnere ich mich zurück, dass wir eingangs des Stilfersjoches als einziges Team noch mit allen Fahrern im Feld vertreten waren."

Blickt er auf 2021, so möchte sich der Kletterspezialist am liebsten bei den ganz großen Rennen erneut zeigen: "Ich würde gerne zwei Grand Tours in einer Saison probieren und den Fokus darauflegen, denn diese Art der Rennen kommen mir am besten entgegen und zählen zu meinen Stärken." Und noch ein zweites Saisonhighlight hat sich Pernsteiner dick im Kalender angestrichen. "Es ist kein Geheimnis, ich will das Olympische Straßenrennen bestreiten. Es ist wohl eine meiner letzten Chancen dafür auf einem Kurs, der mir super entgegenkommt", so Pernsteiner, für den das neue Jahr im Januar mit dem ersten Teamtrainingslager in Spanien losgeht.

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