Vorschau 103. Flandern-Rundfahrt

Der heilige Sonntag

Foto zu dem Text "Der heilige Sonntag"
Peter Sagan bei der Flandern-Rundfahrt 2018 | Foto: Cor Vos

07.04.2019  |  (rsn) - Auf flämischen Feldern steht das Bier kalt, es ist soweit: Die Flandern-Rundfahrt steht vor der Tür. Am Sonntag ist in Belgien der Sport-Feiertag schlechthin, und die Fans feiern ein Radsport-Fest auf 270 Kilometern. Fünf Kilometer länger als im Vorjahr wird die Ronde van Vlaanderen 2019 sein, insgesamt aber wurden am Parcours 'Flanderns Schönster' nur Details auf den ersten 200 Kilometern verändert. Ab dem Kanarieberg bleiben die letzten 72 Kilometer unangetastet schön, mit dem entscheidenden Doppel aus Oude Kwaremont und Paterberg als Herzstück.

Tiefschürfender sind da im Vergleich zum Vorjahr schon die Veränderungen auf der Favoritenliste. Denn Titelverteidiger Niki Terpstra bekommt es nach seinem Wechsel zu Direct Energie nicht nur mit seinen Ex-Teamkollegen von Deceuninck - Quick-Step sowie den üblichen Verdächtigen um Peter Sagan (Bora - hansgrohe) und Greg Van Avermaet (CCC) zu tun, sondern auch mit einigen Neu-Entdeckungen dieser Klassikersaison.

Das Rennen wird am Sonntag in voller Länge vom Start um 10:30 Uhr in Antwerpen bis zur Zielankunft um etwa 17:00 Uhr in Oudenaarde live auf Eurosport zu sehen sein - perfekt, um belgisches Bier nicht nur auf flämischen Feldern, sondern auch in deutschen Wohnzimmern kalt zu stellen. Schade nur, dass man dort vom wundervollen belgischen Frühjahrswetter - bewölkt, etwas Regen und knapp 15 Grad - nichts spüren kann.

Die Strecke:
Im nunmehr dritten Jahr beginnt die Ronde in Antwerpen anstatt wie früher auf dem Marktplatz von Brügge. Am Charakter des Rennens ändert das in den ersten Rennstunden jedoch wenig: Auf noch recht gemäßigtem, flachen Terrain geht es gen Südwesten und über zwei erste Kopfsteinpflastersektoren nach knapp 90 Kilometern zur ersten Passage durch den Zielort Oudenaarde nach 102 Kilometern.

Von da an spielt sich alles, was auf den verbleibenden 168 Rennkilometern passiert, auf engstem Raum ab. Bei Kilometer 119 geht es erstmals den berüchtigten Oude Kwaremont hinauf, der als erster, zehnter und 16. der insgesamt 17 Hellinge dient. Anschließend folgen in enger Abfolge die asphaltierten Hellinge Kortekeer, Ladeuze, Wolvenberg, Leberg, Berendries und Tenbosse.

Dieses erste Set an Hellingen ist nach 160 Kilometern abgeschlossen, und nun erreicht das Rennen seinen ersten Höhepunkt: die Muur-Kapelmuur, auch Mauer von Geraardsbergen genannt. Nach 171 Kilometern stellt sich dieses 475 Meter lange und im Schnitt 9,3 Prozent steile (maximal 19,8%) Kopfsteinpflaster-Monster in den Weg und wird sicherlich für eine erste Selektion sorgen.

Anschließend ist noch einmal für 25 Kilometer Zeit, sich neu zu sortieren. Doch dann beginnt bei Kilometer 198 mit dem Kanarieberg oder spätestens 16 Kilometer später bei der zweiten Passage des Oude Kwaremont (2,2 km, 4%, max. 11,6%) und direkt im Anschluss der ersten Paterberg-Überfahrt (360m, 12,9%, max. 20,3%) der Kampf um den Ronde-Sieg.

Von da an geht es Schlag auf Schlag: der brutal steile Koppenberg (600 m, 11,6%, max. 22%) bei Kilometer 224, der Steenbeekdries (KM 230), Taaienberg (KM 232), Kruisberg (KM 243) und noch einmal Kwaremont (KM 253) und Paterberg (KM 256), bevor die letzten 14 Kilometer flach zum Ziel am Ortseingang von Oudenaarde führen.

Die Favoriten:
Mit der Startnummer 1 auf dem Rücken geht Niki Terpstra (Direct Energie) ins Rennen. Der niederländische Titelverteidiger fuhr Anfang März bereits stark, hielt sich dann aber etwas zurück und ist eine der großen Unsicherheiten im riesigen Favoritenkreis.

Wie jedes Jahr gehören dazu natürlich Greg Van Avermaet (CCC) und Peter Sagan (Bora - hansgrohe) sowie die Mannen von Deceuninck - Quick-Step um Philippe Gilbert, Zdenek Stybar und Yves Lampaert sowie Oliver Naesen (Ag2r La Mondiale), Tiesj Benoot (Lotto Soudal), Jasper Stuyven (Trek - Segafredo) und Alexander Kristoff (UAE Team Emirates) - Gilbert und Naesen wurden am Donnerstag jedoch als kränkelnd gemeldet. Man muss abwarten, wie sie das im Rennen beeinträchtigt.

Doch in diesem Frühjahr haben sich noch einige weitere Fahrer für das Podium in Oudenaarde empfohlen. Da wäre beispielsweise Europameister Matteo Trentin (Mitchelton - Scott), der Omloop Het Nieuwsblad, Mailand-Sanremo, E3 Classic und Gent-Wevelgem jeweils in den Top 10 beendete. Oder Bob Jungels (Deceuninck - Quick-Step), der in seiner ersten Saison bei den flämischen Klassikern gleich zu einem der Top-Favoriten geworden. Aber eben auch die beiden Cross-Superstars Wout Van Aert (Jumbo - Visma) und Mathieu van der Poel (Corendon - Circus), denen der Sieg durchaus ebenfalls zuzutrauen ist. Gespannt sein darf man außerdem auf den Auftritt von Weltmeister Alejandro Valverde (Movistar) bei seinem Ronde-Debüt.

Die Deutschsprachigen:
Zehn Deutsche, vier Schweizer, drei Österreicher und zwei Luxemburger stehen am Sonntag in Antwerpen am Start. Zwar werden die meisten von ihnen hauptsächlich Helferrollen ausfüllen, doch neben Jungels sollte man vor allem den Wevelgem-Zweiten John Degenkolb (Trek - Segafredo) sowie den E3-Sechsten Nils Politt (Katusha - Alpecin) im Auge haben. Auch wenn Degenkolb sich eventuell in den Dienst von Stuyven und dem Vorjahreszweiten Mads Pedersen stellen will, ist sowohl ihm als auch Politt eine Top-Platzierung zuzutrauen.

Jasha Sütterlin (Movistar), Marco Haller (Katusha - Alpecin), Lukas Pöstlberger (Bora - hansgrohe) und Stefan Küng (Groupama - FDJ) wären als Bestandteil einer wichtigen Ausreißergruppe keine Überraschung.

Die Startliste

Die Teams:
Direct Energie, Movistar, Deceuninck - Quick-Step, Lotto Soudal, Bora - hansgrohe, Ag2r La Mondiale, CCC, EF Education First, Mitchelton - Scott, Astana, Bahrain - Merida, Groupama - FDJ, Dimension Data, Jumbo - Visma, Katusha - Alpecin, Sky, Sunweb, Trek - Segafredo, UAE Team Emirates, Cofidis, Corendon - Circus, Roompot - Charles, Sport Vlaanderen - Baloise, Vital Concept - B&B Hotels, Wanty - Gobert

Die flachen Kopfsteinpflastersektoren:
KM 87: Lippenhovestraat (1.300 m)
KM 89: Paddestraat (1.500 m)
KM 141: Holleweg (1.500 m)
KM 146: Haaghoek (2.000 m)
KM 228: Mariaborrestraat (2.000 m)

Die Hellinge:
1. KM 119: Oude Kwaremont (2.200 m, 4%, max. 11,6% / Pflaster)
2. KM 130: Kortekeer (1.000 m, 6,4%, max. 17%)
3. KM 136: Ladeuze (1.100 m, 5,8%, max. 12,2%)
4. KM 140: Wolvenberg (645 m, 7,9%, max. 17,3%)
5. KM 149: Leberg (950 m, 4,2%, max. 13,8%)
6. KM 153: Berendries (940 m, 7%, max. 12,3%)
7. KM 160: Tenbosse (450 m, 6,9%, max. 8,7%)
8. KM 171: Muur - Kapelmuur (475 m, 9,3%, max. 19,8% / Pflaster)
9. KM 198: Kanarieberg (1.000 m, 7,7%, max. 14%)
10. KM 214: Oude Kwaremont (2.200 m, 4%, max. 11,6% / Pflaster)
11. KM 217: Paterberg (360 m, 12,9%, max. 20,3% / Pflaster)
12. KM 224: Koppenberg (600 m, 11,6%, max. 22% / Pflaster)
13. KM 230: Steenbeekdries (700 m, 5,3%, max. 6,7%)
14. KM 232: Taaienberg (530 m, 6,6%, max. 15,8% / Pflaster)
15. KM 243: Kruisberg/Hotond (2.500 m, 5%, max. 9% / 450m Pflaster)
16. KM 253: Oude Kwaremont (2.200 m, 4%, max. 11,6% / Pflaster)
17. KM 256: Paterberg (360 m, 12,9%, max. 20,3% / Pflaster)

Mehr Informationen zu diesem Thema

10.04.2019Terpstra kann sich nicht an seinen Sturz erinnern

(rsn) - Niki Terpstra hat sich erstmals seit seinem Sturz bei der Flandern-Rundfahrt zu Wort gemeldet. Auf Twitter bestätigte der Niederländer, dass er sich dabei eine schwere Gehirnerschütterung z

09.04.2019Sagan auf der Jagd nach Ergebnissen und dem guten Gefühl

(rsn) - Mit einem Etappensieg und zwei weiteren Podiumsplatzierungen bei der Tour Down Under gelang Peter Sagan (Bora - hansgrohe) ein perfekter Saisoneinstand. Doch seit Mitte Januar wartet der dreim

08.04.2019Schachmann demonstriert in Zumarraga seine Vielseitigkeit

(rsn) - Nicht Peter Sagan, sondern Maximilian Schachmann ist bei Bora - hansgrohe bisher der überragende Mann dieses Frühjahrs. Nachdem er im Februar in Italien das Eintagesrennen GP Industria und i

08.04.2019Valverde stimmt sein Ronde-Debüt zuversichtlich

(rsn) - Sein Debüt bei der Flandern-Rundfahrt hat der bald 39 Jahre alte Alejandro Valverde nicht nur ohne Sturz und Defekt überstanden, sondern auch bewiesen, dass er beim belgischen Radsport-Monum

08.04.2019Ronde: Houle spendet 5000 Euro an Stig Broeckx` Rehazentrum

(rsn) - Hugo Houle (AG2R) hat bei der Flandern-Rundfahrt den mit 5000 Euro datierten GP Stig Broeckx gewonnen. Der Kanadier war bei der ersten Überquerung des Oude Kwaremont der erste Fahrer auf der

08.04.2019Van der Poel: “Ich komme hierher zurück“

(rsn) – Nach seinem Sieg bei Dwaars doors Vlaanderen schien für Mathieu van der Poel alles angerichtet für einen großen Tag bei der Ronde van Vlaanderen. Der zweimalige Crossweltmeister sollte am

08.04.2019Asgreen stellt in Oudenaarde Deceuninck-Hierarchie auf den Kopf

(rsn) - Mit gleich drei Kapitänen war Deceuninck - Quick-Step in die 103. Flandern-Rundfahrt gestartet. Nach 270 Kilometern von Antwerpen nach Oudenaarde sorgte aber ein Ronde-Debütant für das Erge

08.04.2019Bettiol: Muttersöhnchen, Spinner und jetzt Ronde-Gewinner

(rsn) - Mit dem Sieg von Alberto Bettiol bei der 103. Ronde van Vlaanderen verdeutlichte das EF Education First Team, dass auch der April schon eine passende Zeit ist, um die rosa Farben prächtig zu

08.04.2019Degenkolb: “Ich bin klassisch in die Luft geflogen“

(rsn) - Am Kruisberg etwa 30 Kilometer vor dem Ziel der Flandern-Rundfahrt lief es für John Degenkolb (Trek – Segafredo) noch bestens. Der Oberurseler attackierte aus dem Verfolgerfeld heraus. Piet

07.04.2019Sagan: “Mir hat heute der letzte Punch gefehlt“

(rsn) - Als Elfter fuhr Peter Sagan (Bora - hansgrohe) am Sonntag in Oudenaarde über den Zielstrich. Als er später aus dem Teambus stieg, kam er sich aber vor, als ob er zum zweiten Mal nach 2016 di

07.04.2019Naesen hatte nicht seinen besten Tag auf dem Rad

(rsn) - Oliver Naesen war der beste Belgier bei der 103. Auflage der Flandern-Rundfahrt. Aber Rang sieben war nicht dass, was sich der Kapitän der Equipe von AG2R La Mondiale für das zweite Monument

07.04.2019Politt weiß nicht, warum er so gut sprinten kann

(rsn) - Mit jedem Rennen stößt Nils Politt (Katusha Alpecin) ein Stückchen weiter in die Weltelite vor! Auf einem starken fünften Platz beendete der Kölner die Flandern-Rundfahrt, nachdem er am E

Weitere Radsportnachrichten

04.07.2025Wechselt Groenewegen zu Unibet - Tietema Rockets?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

04.07.2025Statt dem Duell gegen Vingegaard erneut eine Pogacar-Show?

(rsn) – Im Grunde ist die Geschichte schnell erzählt: Seit 2021, also seit Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) und Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) gemeinsam die Tour de France bestri

04.07.2025Bauhaus will im ´Freestyle´ an die richtigen Hinterräder

(rsn) – Fünf Top-5-Platzierungen hat Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) bei seinen zwei Tour-de-France-Teilnahmen bislang ersprintet – drei 2023, zwei 2024. Im dritten Anlauf sollen noch ein paar

04.07.2025Teams packen zur Tour wieder Sondertrikots aus

(rsn) – Es ist inzwischen ein jährlich wiederkehrendes Ritual: Kurz vor der Tour de France präsentieren einige Mannschaften Sondertrikots für die drei Wochen in Frankreich. Weil zum Saison-Highli

04.07.2025Brilliert Milan bei seiner Premiere?

(rsn) – Der diesjährige Grand Départ bietet erstmals seit 2020 wieder den Sprintern die Chance, das Gelbe Trikot zu erobern, denn gleich in Lille stehen die Zeichen am Ende der 1. Etappe auf Masse

04.07.2025Die Aufgebote für den 36. Giro d´Italia Women

(rsn) – Mit dem Giro d’Italia Women (6. – 13. Juli / 2.WWT) steht einen Tag nach dem Start der Tour de France der Männer die zweite Grand Tour der Frauen an. Die 36. Ausgabe der Italien-Rundfa

03.07.2025“Misserfolge schärfen dich“: Roglic lacht seine Dämonen an

(rsn) – Zum siebten Mal in seiner beeindruckenden Karriere geht Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) bei der Tour de France an den Start. Die einzige deutsche Équipe im Peloton will von

03.07.2025Van der Poel sieht Chancen für eine erfolgreiche Tour

(rsn) – Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) gehört einmal mehr zu den Top-Stars, die bei der Tour de France an den Start gehen. Wirklich in Erscheinung treten konnte er in den letzten dre

03.07.2025Arndt hofft nach Wirbelbruch auf Comeback noch 2025

(rsn) – Nikias Arndt (Bahrain Victorious) wird am Samstag in Lille zwar nicht am Start der Tour de France stehen, doch einige Tage vor der Frankreich-Rundfahrt gibt es dennoch gute Neuigkeiten vom 3

03.07.2025Auch bei der 112. Tour wird die 3-Kilometer-Regel ausgeweitet

(rsn) - Die ASO wird auch bei der kommenden Tour de France die 3-Kilometer-Regel auf weitere ausgewählte Etappen ausdehnen. Dann werden die Fahrer bereits vier oder sogar fünf Kilometer vor dem Ziel

03.07.2025Neue GPS-Technologie wird auch bei Rad-WM in Ruanda eingesetzt

(rsn) – Nachdem sich erst wieder kürzlich einige Radprofis zu mangelnden Sicherheitsvorkehrungen beim erstmals ausgetragenen Copenhagen Sprint (1.UWT/1.WWT) kritisch geäußert hatten, dürfte eine

03.07.2025Tudor erweitert Partner-Portfolio prominent

(rsn) - Mit der Kreuzfahrtreederei MSC Cruises, einem der weltweit größten Anbieter für Vergnügungsreisen auf dem Meer, steigt kurz vor dem Start der Tour de France ein weiterer potenter Geldgeber

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Course de Solidarnosc (2.2, POL)
  • Sibiu Tour (2.1, ROU)