Oranje-Podium im WM-Zeitfahren der Frauen

Nach zweitem Gold ist van Vleuten heiß aufs Straßenrennen

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Annemiek van Vleuten gewann wie 2017 das WM-Zeitfahren der Frauen | Foto: Cor Vos

25.09.2018  |  (rsn) - Annemiek van Vleuten ist bei der Straßen-WM ihrer Rolle als Top-Favoritin gerecht geworden und hat sich nach 2017 in Bergen zum zweiten Mal in Folge die Goldmedaille im Zeitfahren der Frauen gesichert. Und wie in Norwegen vor Jahresfrist war es auch in Innsbruck ihre Landsfrau Anna van der Breggen, die sich mit Silber begnügen musste. Ellen van Dijk (+1:25) stellte das von vielen vor dem Rennen erwartete komplett niederländische Podium sicher.

Enttäuscht wurden dagegen die vagen Medaillenhoffnungen der Deutschen. Zeitfahrmeisterin Lisa Brennauer kam nicht über den 14. Platz hinaus - es war bei ihrer sechsten WM-Teilnahme seit 2013 das bisher schlechteste Ergebnis für die Zeitfahrweltmeisterin von 2014. Ähnlich schlecht lief es für Trixi Worrack, die eine Position hinter Brennauer auf Platz 15 landete.

Gegen die niederländische Übermacht war aber nicht nur das deutsche Duo chancenlos. Die 35-jährige van Vleuten raste mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 48,465 km/h über den 27,8 Kilometer langen Kurs von Wattens nach Innsbruck und war auf dem anspruchsvollen Terrain 29 Sekunden schneller als van der Breggen und sogar 1:25 Minuten als Europameisterin van Dijk. Hinter der Kanadierin Leah Kirchman (+1:26) und der US-Amerikanerin Leah Thomas (+1:32) rundete Lucinda Brand (+1:42) als Sechste die überragende Oranje-Vorstellung ab.

"Es gibt nicht viele Fahrerinnen, die zwei Mal Zeitfahrweltmeisterin geworden sind. Es gab schon etwas Druck, aber das war letztes Jahr nicht anders. Wenn du hier am Start stehst, dann willst du auch wieder das Trikot holen. Ich weiß ja auch, wie schön es ist, in diesem Trikot zu fahren und zu trainieren“, sagte eine strahlende van Vleuten, der als fünfte Fahrerin in der Geschichte des seit 1994 ausgetragenen Wettbewerbs die Titelverteidigung gelang - zuletzt schaffte das Judith Arndt im Jahr 2012.

Am Dienstag aber war schon früh klar, dass die Gewinnerin des diesjährigen Giro d’Italia der Frauen auf den Punkt in Bestform war. Beste Zwischenzeit und beste Zeit im Ziel - für van Vleuten lief bei strahlendem Sonnenschein alles nach Wunsch. Ein Selbstläufer war das Unternehmen Titelverteidigung auf dem hügeligen Parcours dennoch nicht.

“Am schwierigsten war, dass man sich in der Abfahrt nicht erholen konnte. Ich musste weiter treten, obwohl meine Beine schrien, dass ich aufhören sollte. Aber dann verlierst du Zeit. Ich habe schnell begonnen und hatte im letzten Teil ein paar Probleme. Aber ich denke, ich habe ein gutes Zeitfahren abgeliefert“, fasste sie zusammen.

Ähnliches konnte die erneut geschlagene van der Breggen von ihrem Auftritt behaupten. "Es ist schön, dass wir drei zusammen auf dem Podium sind. Aber von mir aus hätte die Reihenfolge anders sein können. Ich habe mich gut gefühlt, bin ein gutes Zeitfahren gefahren. Heute war nichts gegen Annemiek auszurichten", erklärte die 28-Jährige.

Lediglich van Dijk haderte mit sich. "Ich war enttäuscht, als ich ins Ziel kam, denn ich wusste, dass ich keine gute Fahrt hingelegt hatte. Am Ende muss ich mit Bronze zufrieden sein", meinte die 31-Jährige, die in Tirol zumindest ihren WM-Medaillensatz komplettierte.

Bei aller Freude über die Goldmedaille vergaß van Vleuten aber nicht zu erwähnen, dass auch im WM-Straßenrennen der Titel winkt - es wäre nicht nur der erste ihrer Karriere, sondern sogar die erste Medaille in dieser Disziplin überhaupt. "Ich werde das jetzt genießen, aber nicht zu lange. Denn am Samstag gibt es noch einen schönen Kurs, auf den ich mich freue“, fügte sie an.

So lief das das Rennen…

Lucinda Brand eröffnete als erste aus dem niederländischen Top-Quartett das Rennen und legte mit 36:07 Minuten eine frühe Bestzeit vor, die aber schon bald durch die starke Kanadierin Leah Kirchman um gleich 15 Sekunden unterboten wurde.

Überhaupt nicht lief es für die ebenfalls früh ins Rennen gegangene Brennauer, die bereits an der Zwischenzeit nach 18,1 Kilometern hoffnungslos zurücklag und im Ziel schließlich sogar die Top Ten verpasste.

Dagegen setzte van Dijk kurz darauf eine neue Zwischenbestmarke und unterbot im Ziel die Zeit von Kirchman um knapp zwei Sekunden. Dann setzte die US-Amerikanerin Leah Thomas als zwischenzeitliche Dritte hinter der Zeitfahrweltmeisterin von 2013 und Kirchman ein Ausrufezeichen. Doch auch van Dijks Zeit war nicht das Ende der Fahnenstange, denn Vizeweltmeisterin van der Breggen war am Messpunkt 28 Sekunden schneller unterwegs und baute im schweren Streckenteil ihren Vorsprung sogar noch bis auf 56 Sekunden aus.

Weder die als drittletzte ins Rennen gegangene fünfmalige Team-Zeitfahrweltmeisterin Trixi Worrack noch die nach ihr gestartete Amber Neben brachten in der Folge van der Breggens Platz auf dem Hot Seat in Gefahr.

Aber auch van der Breggens Zeit war noch nicht das Schlusswort. Denn die als letzte der 52 Fahrerinnen von der Rampe gerollte van Vleuten legte zu ihrem Saisonhöhepunkt einen Parforceritt hin und war bei der Zwischenzeit bereits 19 Sekunden schneller als die Olympiasiegerin, vergrößerte diesen Vorsprung bis ins Ziel sogar noch und überholte dazwischen nach bereits 20 Kilometern die 43-jährige Neben.

Die Zeitfahrweltmeisterin von 2016 konnte sich noch einige Kilometer im Windschatten der Titelverteidigerin halten und wurde schließlich Siebte. Van Vleuten aber jagte unbeirrt ihrem zweiten Gold-Triumph entgegen und zog auf der Zielgeraden sogar noch an Worrack vorbei.

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