Neue Denkanstöße zur Sicherheits-Debatte

Boonen: Mehr Begleitfahrzeuge würden es stressfreier machen

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Boonen: Mehr Begleitfahrzeuge würden es stressfreier machen"
Tom Boonen (Etixx-Quick-Step) | Foto: Cor Vos

01.06.2016  |  (rsn) - Während nach all den schwerwiegenden Unfällen im Zusammenhang mit Begleitfahrzeugen in den vergangenen Monaten Einigkeit zu herrschen schien, dass zu viele Autos und Motorräder rund ums Peloton unterwegs sind, hat Tom Boonen nun einen Denkanstoß in die andere Richtung gegeben: "Wenn es mehr Fahrzeuge gibt, müssen sie nicht so oft am Peloton vorbeifahren", sagte der 35-Jährige gegenüber "Het Nieuwsblad".

"Momentan ist das Problem, dass sie sehr aufgeregt sind, weil sie den Verkehr vor dem Peloton regeln müssen", so Boonen weiter. Er bezieht sich dabei hauptsächlich auf diejenigen Motorräder, die ständig durchs Feld nach vorne fahren müssen, um Straßenkreuzungen zu sichern. Diese Motorräder fahren nach der Passage des Pelotons wieder weiter, überholen das Feld und sichern die nächste Kreuzung - und immer so weiter. "Wenn sie das nicht schaffen, kann das Rennen nicht fortgesetzt werden", weiß Boonen.

"Wenn es mehr Fahrzeuge gäbe, würde ihnen das Zeitdruck nehmen. Das Überholen des Pelotons an sich ist nicht gefährlich, wenn es im richtigen Moment geschieht. Das Problem ist, dass es oft zu einem Zeitpunkt zwingend ist, wenn es für die Radfahrer nicht passend ist. Mehr Fahrzeuge zu haben würde das Rennen nur wenig verändern, es für die Motorradfahrer aber deutlich stressfreier machen."

Boonen ist in Belgien noch immer der bei weitem angesehenste Fahrer. Seine Stimme wiegt enorm, so dass seine Gedanken zur Begleitfahrzeug-Problematik sehr ernst genommen werden dürften. Die Anzahl der Fahrzeuge zur Absicherung der Strecke ist allerdings immer auch eine Frage des Geldes.

Eine andere Idee brachte UCI-Kommissär Jempi Jooren laut Het Nieuwsblad in die Debatte ein. Er schlug vor, dass die Motorräder die Strecke hinter dem Peloton verlassen, um dann über eine Alternativroute am Feld vorbei zu kommen. Das würde für Rennveranstalter allerdings einen erheblichen planerischen Mehraufwand bedeuten, zumal die Parallelstraßen oft durch Staus dicht sind. Das Einhalten des Zeitplans wäre so also ebenfalls nur schwer zu garantieren.

Die Debatte um von Begleitfahrzeugen ausgehende Gefahren für das Peloton wurde am Wochenende durch einen schweren Unfall auf der 3. Etappe der Belgien-Rundfahrt erneut angeheizt. Dort kollidierten zwei Begleitmotorräder beim Überholen des Pelotons und rissen daraufhin einen Teil des Feldes mit zu Boden. Insgesamt elf Rad-Profis mussten ins Krankenhaus gebracht werden, wobei es am schlimmsten Lotto-Soudals Stig Broeckx erwischte, der schwere Kopfverletzungen erlitt und weiterhin im Koma liegt.

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