Begleitmotorräder verursachten Horrorsturz

Belgien-Rundfahrt: Broeckx liegt mit Hirnblutungen im Koma

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Belgien-Rundfahrt: Broeckx liegt mit Hirnblutungen im Koma"
Tony Martin und Jasper De Buyst im Gespräch mit dem Renndirektor der Belgien-Rundfahrt | Foto: Cor Vos

28.05.2016  |  (rsn) - Stig Broeckx (Lotto Soudal) mit schweren Kopfverletzungen in "ernstem Zustand", zwei gebrochene Rückenwirbel bei Pieter Jacobs (Crelan) und ein Kahnbeinbruch bei Fredrik Ludvigsson (Giant-Alpecin) - das sind nur einige der schlimmen Folgen des Massensturzes auf der 3. Etappe der Belgien-Rundfahrt, der durch zwei Begleitmotorräder ausgelöst worden war.

Broeckx wurde mit dem Hubschrauber in eine neurologische Spezialklinik in Aachen geflogen. Am Abend gab sein Team nähere Informationen zum Zustand des Belgiers. Demnach hat der 26-Jährige zwei Hirnblutungen und liegt im nicht künstlich herbeigeführten Koma. "Eine Operation ist im Moment nicht notwendig, er hat auch keinen Schädelbruch, allerdings hat er sich die Augenhöhle gebrochen. Es ist sehr schwer, eine Prognose hinsichtlich einer vollständigen Genesung zu treffen. Die nächsten 24 Stunden wird Stig ganz genau ärztlich überwacht", sagte Teamarzt Servaas Bingé.

Für Broeckx war es der bereits dritte schwere Sturz binnen eines Jahres. Im Frühjahr war er bei Kuurne-Brüssel-Kuurne mit einem Begleitmotorrad kollidiert und hatte sich dabei einen Schlüsselbeinbruch zugezogen. Auch beim Giro d`Italia vor genau einem Jahr brach sich Broeckx das Schlüsselbein.

Der gestrige Unfall, bei dem laut diversen Angaben rund 20 Fahrer verletzt wurden, entfachte erneut die Diskussionen um Sicherheitsvorkehrungen und das Verhalten von Motorradfahrern in Rennen. Bei Gent-Wevelgem kam der Belgier Antoine Demoitie (Wanty-Groupe Gobert) bei einem Zusammenstoß mit einem Motorrad ums Leben.

"Schon wieder ein Unfall mit Begleitmotorrädern. Schon wieder Fahrer verletzt. So kann es nicht weitergehen. Es ist unverantwortlich, dass wir neben dem normalen Risiko, das unser Sport schon mit sich bringt, noch durch Fehler der Organisatoren in Gefahr gebracht werden", schrieb Tony Martin auf seiner Homepage.

Der dreimalige Zeitfahr-Weltmeister befand sich zum Zeitpunkt des Unfalls in einer Ausreißergruppe vor dem Feld und konnte nur aufgrund von Hörensagen berichten, wie es dazu gekommen war. "Es muss wohl ein Motorrad beim Überholen des Feldes auf dem Seitenstreifen zu Fall gekommen sein, als der Seitenstreifen endete. Dann hat es noch ein anderes mitgerissen und sie sind ins Feld gerutscht", so Martin, der mit Nachdruck einen "Runden Tisch mit Vertretern der UCI, der Rennveranstalter, Teams und der Fahrer" anmahnte. Dabei sollten "einheitliche Standards und Regeln für Zahl und Verhalten der Begleitfahrzeuge" festgelegt werden. "Es ist einfach schon zu viel passiert!", schloss Martin.

Auch Enrico Gasparotto, Teamkollege des tödlich verunglückten Demoitie, war besorgt. "Wir sind nicht nur Rennfahrer, sondern auch Väter und Ehemänner. Unser Leben sollte das Wichtigste sein", schrieb der Italiener, in diesem Jahr Gewinner des Amstel Gold Race.

In einem ersten Statement äußerte sich am Samstag auch der Radsport-Weltverband UCI. "Wir haben gerade erst neuere, strengere Regeln eingeführt, was das Verhalten von Motorradfahrern im Rennen betrifft. Wir werden ganz genau schauen, ob es heute Verstöße dagegen gab", hieß es

Der ebenfalls in Belgien am Start stehende Rüdiger Selig (Bora-Argon 18) machte auf seiner Twitter-Seite bereits einen ersten Vorschlag: "Alle Motorradfahrer sollten einen Eignungstest absolvieren, bevor sie das Rennen begleiten dürfen!!! Die eigenen Schutzengel gefährden uns!"

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