"Schlafmittel verbreiteter als Doping"

Katusha-Teamarzt beklagt Medikamentenmissbrauch im Feld

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Luca Paolini wurde nach einem positiven Kokaintest vons einem Katusha-Team bei der Tour aus dem Rennen genommen. | Foto: Cor Vos

28.12.2015  |  (rsn) – Laut Katusha-Teamarzt Massimo Besnati kommt der Missbrauch von Schlafmitteln mittlerweile im Profiradsport öfter vor als Doping. Der Italiener behauptete zudem, dass Fahrer oftmals solche Medikamente mit Alkohol kombinieren würden, um einen “explosiven Effekt“ zu erzielen.

"Ich wäre Pinocchio, wenn ich sagen würde, dass Doping besiegt worden wäre, aber derzeit ist die Verwendung von Schlafmittel schlimmer und weiter verbreitet“, sagte Besnati der Gazzetta dello Sport. Verschlimmert werde die Wirkung noch durch die Kombination mit Alkohol. “Das ist schrecklich“, fügte Besnati an. Dazu käme der Einsatz des mit Ausnahme von Schweden in der Europäischen Union verbotenen Oraltabaks „Snus“, der eine stimulierende Wirkung hat, aber auch von legalen Medikamenten, die zunehmend die verbotenen Substanzen ersetzen würden.

Fahrer griffen zu diesen Mitteln „wegen des Stresses, der fortschreitenden Ermüdung bei Etappenrennen“, so Besnati. Mittlerweile seien pharmazeutische Regenerationsprodukte verboten, und Fahrer, die keine pflanzlichen Produkte einnehmen würden, hätten große Probleme, sich von den Strapazen zu erholen. “Wenn man zu müde ist, dann kämpft man darum einzuschlafen. Schauen Sie sich (die Fahrer) in der letzten Woche einer Grand Tour an, sie sind alle nur noch Haut und Knochen.“

Das Interview gab Besnati vor dem Hintergrund von Luca Paolinis Eingeständnis, von Schlafmitteln abhängig gewesen zu sein und auch regelmäßig Kokain konsumiert zu haben. Er bestätigte, von der Sucht seines Landsmanns gewusst zu haben. Er habe sich jedoch geweigert, Paolini entsprechende Medikamente wegen deren Suchtpotenzials zu verschreiben. Paolini habe sich aber von anderen Stellen die Medikamente und Drogen besorgt.

Besnati äußerte sich auch über die Wirkung von Lormetazepam, ein Wirkstoff, der in den von Paolini täglich konsumierten Schlafmitteln enthalten ist. “Von allen Benzodiazepinen erzeugt Lormetazepam die schlimmste Sucht. Sie beginnen mit zehn Tropfen und gehen dann zu 15,20, 30... und bis 100. Es ist eine endlose Eskalation", sagte er. Versuche man das Medikament abzusetzen, träten Entzugserscheinungen auf.

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