Interview mit Katushas Sportlichem Leiter

Schmidt: ,,Rodriguez kann um Giro- und Vuelta- Sieg mitfahren"

Foto zu dem Text "Schmidt: ,,Rodriguez kann um Giro- und Vuelta- Sieg mitfahren
Torsten Schmidt bei der Mallorca Challenge 2013 | Foto: ROTH

29.01.2014  |  (rsn) - Das russische WorldTour-Team Katusha stellt sein Aufgebot für 2014 am Mittwoch in Koblenz, dem Sitz das Radsponsors Canyon, der Öffentlichkeit vor. Vor der Präsentation sprach radsport-news.com mit dem Sportlichen Leiter Torsten Schmidt über die Ziele von Kapitän Joaquim Rodriguez, die Tour-Chancen von Rüdiger Selig und Marco Haller sowie über das russische Radsport-Projekt (Global Russian Cycling Project).

Personell nahezu unverändert geht das Team Katusha in die Saison 2014. Gleiches war schon im vergangenen Winter zu erkennen, als im Aufgebot auch nur punktuelle Veränderungen vorgenommen wurden. Warum hielt sich das Management auf dem Transfermarkt auch diesmal wieder zurück?

Schmidt: Wir waren einfach sehr erfolgreich. Wieso sollte man bei einer erfolgreichen Mannschaft etwas ändern? Wir haben für jedes Terrain unsere Kapitäne, die bei ihren jeweiligen Rennen um den Sieg mitfahren können. Außerdem herrscht ein toller Teamgeist. Für mich ist es jedenfalls ein großes Vergnügen, diese Mannschaft betreuen zu dürfen.

An der Spitze der Teamleitung gab es einen Tausch. Valerio Piva hat Katusha verlassen, José Azevedo übernimmt seinen Posten als erster Sportlicher Leiter. Hat es dadurch Veränderungen gegeben?

Schmidt: Also ich habe keine festgestellt. Wie auch im vergangenen Jahr beschließen wir Sportlichen Leiter solche Dinge wie das Rennprogramm gemeinsam. Ich werde nach wie vor Rennen wie die Frühjahrsklassiker, die Tour de Suisse und dann die Tour de France begleiten.

Joaquim Rodriguez wird in diesem Jahr auf die Tour verzichten und stattdessen Giro und Vuelta fahren. Was trauen Sie ihm zu?

Schmidt: Ich denke, dass er dort um den Sieg mitfahren kann. Die Top drei sollten auf jeden Fall möglich sein, doch eine große Rundfahrt zu gewinnen hängt von vielen Faktoren ab, wie zum Beispiel Sturzpech. Würde er eine große Landesrundfahrt gewinnen, würde uns dies sehr freuen. Wir wären aber auch nicht enttäuscht, wenn es nicht für den ersten Platz reichen würde.

Wie wichtig wäre es für Rodriguez persönlich, eine große Rundfahrt zu gewinnen, nachdem er schon mehrfach knapp davor war?

Schmidt: Ein Sieg wäre für ihn natürlich eine super Bestätigung. Von sich sagen zu können, dass man Giro oder Vuelta gewonnen hat, ist schon noch mal ein anderes Level.

Bei der Tour wird dafür Sprinter Alex Kristoff die Kapitänsrolle einnehmen. Trauen Sie ihm einen Etappensieg zu?

Schmidt:
Ein Etappensieg ist nicht unmöglich. Im letzten Jahr war er mit seinem zweiten Platz ja auch schon nahe dran. Natürlich ist die Sprintkonkurrenz mit Greipel, Kittel, Sagan und Cavendish sehr groß, aber Alex hat sich stetig weiterentwickelt und wenn die Umstände stimmen, dann kann er auch bei der Tour ganz vorne landen.

Das Team will eigens für Kristoff einen Zug formieren, der dann auch bei der Tour zum Einsatz kommt. Können sich Rüdiger Selig und der Österreicher Marco Haller dabei Chancen ausrechnen, ihre Tour-Premiere zu feiern?


Schmidt:
Dafür ist es noch zu früh. Ich kann auch nicht sagen, ob sie besonders gute oder gar keine Chancen haben. Letztlich haben sie die Entscheidung selbst auf dem Pedal. Beide müssen in den nächsten Wochen und Monaten zeigen, dass sie die gute Entwicklung, die sie genommen haben, weiter fortsetzen.

Wird bei der Tour dann alles auf Kristoff ausgerichtet sein, oder wird sich doch ein Klassementfahrer im Aufgebot befinden?

Schmidt: Wir werden niemanden dabei haben, der auf das Podium fahren kann. Aber wir werden sicher vielseitige Fahrer am Start haben, die auf den Überführungsetappen oder auf mittelschwerem Terrain als Ausreißer Erfolge einfahren können.

Wird sich Kristoff neben der Tour auch wieder auf die Klassiker konzentrieren?

Schmidt:
Ja, so ist das Ziel. Alex war im letzten Jahr Vierter bei der Flandern-Rundfahrt und bei Paris-Robuaix auch unter den ersten Zehn. Er soll versuchen, diese Ergebnisse zu wiederholen.

Das Team Katusha trägt den Beinamen Global Russian Cycling Project. Rund die Hälfte der 30 Fahrer sind Russen, doch die Leistungsträger kommen aus anderen Ländern. Ist dies ein Problem?

Schmidt: Nein, auf keinen Fall. Natürlich sieht man es gern, wenn ein Russe einen Sieg erringt, sie sind wichtig für das Projekt. Da war etwa der Solo-Etappensieg von Belkov beim Giro d`Italia eine tolle Sache. Wichtig ist aber auch, dass sich die Fahrer entwickeln und nur mit einheimischen Fahrern kann man ein Team nicht aufstellen. Denn es geht ja auch darum Weltranglistenpunkte zu sammeln, um für die nächste Jahr wieder die WorldTour-Lizenz zu erhalten.

Fährt das Team bei Leistungsgleichstand zweiter Fahrer eher für den russischen Profi
?

Schmidt:
Zunächst mal gibt es nie zwei Fahrer, die exakt gleich stark sind. Es gibt immer Nuancen und Unterschiede, was den Fahrertypen betrifft. Eine Vorgabe, dass für russische Fahrer gefahren wird, gibt es nicht. Wir sagen den Jungs schon vor dem Rennen, dass sie schauen sollen, wie sie sich im Finale fühlen und dann mit ihren Teamkollegen offen über ihre Verfassung sprechen sollen. Dann entscheiden die Jungs selber, für wen gefahren wird.

Zu welchem Zeitpunkt der Saison könnten Sie über das Jahr 2014 sagen, dass es ein erfolgreiches für Katusha war?

Schmidt: Wir wollen einfach dort weitermachen, wo wir 2013 aufgehört haben. Natürlich wäre es toll, wenn wir einen großen Klassiker gewinnen und bei einer großen Landesrundfahrt das Führungstrikot zu tragen und am Ende auf dem Podium stehen könnten.

Weitere Radsportnachrichten

24.12.2025Saisonziel erster Profisieg schon früh im Jahr erreicht

(rsn) – Fabio Christen stammt aus einer radsportbegeisterten Familie. Der ältere Bruder von Jan Christen (UAE Emirates – XRG) hat bei Q36.5 Pro Cycling seine sportliche Heimat gefunden und ver

24.12.2025Thomas: “Oscar passt perfekt zu diesem Projekt“

(rsn) – Nach offensichtlich wochenlangen Verhandlungen haben sich Picnic - PostNL und Ineos Grenadiers über einen vorzeitigen Wechsel von Oscar Onley geeinigt. Wie beide Teams bestätigen, wird der

24.12.2025In einem Bilderbuchjahr “mich immer wieder selbst überrascht“

(rsn) – Wenn man dem Begriff ´Beständigkeit´ im deutschen Profiradsport in den letzten Jahren einen Namen geben sollte, dann sicherlich den von Franziska Koch (Picnic – PostNL). Mittlerweile g

24.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

24.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

24.12.2025Powless auch weiterhin mit EF auf Klassikerjagd

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

23.12.2025Del Grosso schlägt van Aert in Heusden-Zolder im Sprintduell

(rsn) – Tibor del Grosso (Alpecin – Deceuninck) hat in Heusden-Zolder seinen ersten internationalen Profisieg im Cross gefeiert. Bei der Superprestige war er im Sprintduell schneller als Wout van

23.12.202517.600 Fans beim Comeback: Hofstade reif für eine WM?

(rsn) – Erstmals seit 17 Jahren wurde in Hofstade wieder ein Crossrennen ausgetragen – und die Rückkehr in den Kalender war ein voller Erfolg. Nach Angaben der Veranstalter sahen 17.600 Zuschauer

23.12.2025Fouquenet feiert in Heusden-Zolder ihren bisher größten Sieg

(rsn) – Erstmals in ihrer Karriere hat Amandine Fouquenet (Arkéa – B&B Hotels) ein Rennen einer der drei großen Crosserien gewonnen. Bei der Superprestige in Heusden-Zolder kam die Französin a

23.12.2025HLN: Van Aert startet bei Strade Bianche in die Straßensaison 2026

(rsn) – Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) wird laut einer Meldung der belgischen Tageszeitung bei Strade Bianche und Mailand-Sanremo in seine Straßensaison 2026 starten. Der Belgier hatte die

23.12.2025Manche Dinge “stimmten voll zufrieden, manche halt gar nicht“

(rsn) – Seit Jahren gehört Christina Schweinberger (Fenix – Deceuninck) zu den Aushängeschildern des österreichischen Radsports. Sie sorgt für Topergebnisse in der WorldTour, aber auch im Trik

23.12.2025Italien: Autofahrer schießt auf Trainingsgruppe eines KT-Teams

(rsn) – Die Aggressionen gegen auf öffentlichen Straßen fahrende Radsportler haben offensichtlich eine neue, schockierende Stufe erreicht. Wie das italienische Kontinental-Team S.C. Padovani Polo

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)