Radsport News-Teamcheck - Teil 19

Colombia: Kletter-Show beim Giro?

Von Christoph Adamietz

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John Darwin Atapuma nach seinem Etappensieg beim Giro del Trentino 2012 | Foto: ROTH

21.01.2013  |  (rsn) – Mit dem Ziel, die heimischen Fahrer wieder an die Spitze des Radsports zu bringen, geht das vom kolumbianischen Sportministerium Coldeportes finanzierte Team Colombia in seine zweite Saison als Zweitdivisionär. Sein großes Ziel hat der einzige südamerikanische Professional Continental-Rennstall aber schon vor dem Saisonstart erreicht, wie Teamchef Claudio Corti gegenüber Radsport News erklärte.

„Unser großes Ziel war, 2013 an einer dreiwöchigen Landesrundfahrt teilnehmen zu können. Das hat mit der Giro-Zusage bereits geklappt“, freute sich der Italiener, früher Chef der damaligen Barloworld-Mannschaft. Corti, dessen Sohn Marco der einzige Nicht-Kolumbianer im Aufgebot ist, erhofft sich von seinen Fahrern vor allem bei der Italien-Rundfahrt herausragende Leistungen.

„Um von einer guten Saison sprechen zu können, müssen wir einen großartigen Giro fahren. Wir haben eine tolle Möglichkeit dazu geboten bekommen und wollen die in uns gesetzten Erwartungen noch übertreffen. Wir wollen eine Show abliefern und mit unseren Attacken das Rennen beleben. Ganz toll wäre natürlich der Sieg auf einer Bergetappe“, erklärte Corti, für den der Auftritt seiner Mannschaft bei der Italien-Rundfahrt etwas ganz besonderes sein wird.

„Wir sind sehr stolz, nach 21 Jahren wieder ein kolumbianisches Team bei einer großen Landesrundfahrt am Start zu haben. Es ist ein historischer Moment für Kolumbien“, so Corti, der sich durch den Start einen weiteren Schub für sein Team erhofft.

Der 18-köpfige Kader wird nach dem Karriereende des langjährigen US-Postal-Profis Victor Hugo Pena von Rückkehrer Leonarde Duque (von Cofidis) angeführt, mit 32 Jahren der mit Abstand älteste Fahrer des Teams. „Gerade mit seiner Verpflichtung, aber auch dank der anderen Neuzugänge, sind wir nun noch ausgeglichener besetzt“, sagte Corti über den endschnellen Allrounder, der im Vorjahr mit Platz vier beim E3 Prijs zudem seine Klassikerfähigkeiten untermauerte. Duque soll aber auch seine jungen Kolumbianer an die europäischen Rennen heranführen.

Hauptsächlich setzt die Teamleitung wieder auf die Bergfahrer. „Kolumbien ist das Land der Kletterer. Das ist unsere stärkste Waffe, aber durch die Neuzugänge sind wir nicht nur stärker als 2012, sondern haben auch für jedes andere Gelände gute Fahrer“ sagte Corti.

In den Rundfahrten werden sich der 23-jährige Esteban Chaves, 2011 Gesamtsieger der Tour de L`avenir und im Vorjahr Dritter der Burgos-Rundfahrt, und der zwei Jahre ältere Daniel Atapuma die Kapitänsrolle teilen. Besonders auf Atapuma, Etappensieger und Gesamtachter des Giro del Trentino 2012, hält der Teamchef große Stücke. „Er ist ein großes Klettertalent, das sicherlich bei den großen Rundfahrten seine Ergebnisse holen wird“, erklärte Corti, der zudem auf die Dienste des 27-jährigen Juan Pablo Suarez setzt, 2011 Sechster und Siebter in der Gesamtwertung der Castilla y Leon und der Asturien-Rundfahrt.

Für die schweren Eintagesrennen steht der 26-jährige Fabio Duarte parat. „Für diese Rennen verfügt er über Extra-Klasse“, lobte Corti den U23-Weltmeister von 2008, den er auch für die Rundfahrten auf der Rechnung ab. Unterstützt werden soll der Gewinner der letztjährige Coppa Sabatini (Kat. 1.1) vor allem von Chaves, Neuzugang Juan Pablo Valencia, im Vorjahr Zweiter beim Giro del Veneto (Kat. 1.1) und Eduardo Chalapud, 2011 Sechster beim GP Indurain (Kat. 1.HC).

In den Massensprints ruhen die Hoffnungen auf den Neuzugängen Juan Esteban Arango (26) und Edwin Avila (23), die beide von der Bahn kommen und ihre erste Profisaison bestreiten. Arango gewann im Vorjahr eine Etappe der Mexiko-Rundfahrt (Kat. 2.2) - und zwar vor Avila. Der 26-Jährige hatte 2010 aber auch seine Zeitfahrqualitäten mit einem vierten Platz bei der Tour de San Luis (Kat. 2.1) angedeutet. Auch Duque kann ordentlich sprinten und aus kleinen Gruppen heraus erfolgreich sein. Von den vielen jungen Fahrern im Team, die 2012 noch keine Ergebnisse einfahren konnten, erwartet Corti einen weiteren Leistungssprung. „Man merkt ein Jahr an Erfahrung im Profi-Radsport ungemein", sagte der 57-Jährige.

Mit seinem Team hofft Corti auf weitere Einladungen zu WorldTour-Rennen, nachdem man auch zur Lombardei-Rundfahrt eine Wildcard erhalten hat. So wird sich das Team auch für den Start bei der Tour de France und die Vuelta a Espana bewerben. „Gute Chancen könnten wir für Wildcards von der Baskenland-Rundfahrt, der Clasica San Sebastian und der Polen-Rundfahrt haben“, so Corti, der auch Bewerbungen für weitere ASO Rennen wie Paris-Nizza und dem Critérium du Dauphiné versenden wird.

Corti hofft auf gute Leistungen seiner Fahrer, damit in Zukunft ein potenter Geldgeber auf sein Team aufmerksam wird. „Unser langfristiges Ziel ist es, einen privaten Sponsor zu finden, der uns gemeinsam mit der Regierung finanziell unterstützt, so dass wir dann auch die Chance haben, in die WorldTour aufzusteigen“, so Corti zu den Ambitionen des Teams.

Die Radsport News Prognose: Die Einladung zum Giro kam für Team Colombia zwar überraschend. Doch die Kletterspezialisten werden durch eine offensive Fahrweise in den Bergen die Wildcard wohl rechtfertigen können. Mit Duarte, Chaves und Atapuma hat das Team drei sehr starke Kletterer im Team, die zwar nicht in Kampf um den Giro-Gesamtsieg werden eingreifen können. Dafür stehen die Chancen auf einen Etappensieg ausgesprochen gut. Im zweiten Jahr des Bestehens wird das Team weiter reifen und seine Bilanz aus dem Vorjahr übertreffen können, als sechs Siege eingefahren werden konnten. Besonders wenn die Straßen bergauf führen, muss man die Kolumbianer immer auf der Rechnung haben.

In den Eintagesrennen, für die die Teamleitung einige talentierte Fahrer in der Hinterhand hat, wird der Routinier Duque den Rennstall weiter voran bringen. Was aber immer noch fehlt, ist ein passabler Sprinter. Zu einem Problem könnte zudem der mit 18 Profis recht dünn besetzte Kader werden. So werden die Fahrer bei einem zweigleisigen Rennprogramm nur wenig Erholungsmöglichkeiten bekommen, was letztlich auch zu Lasten guter Ergebnisse gehen könnte.

Team Colombia 2013:
Juan Esteban Arango, Darwin Atapuma, Edwin Avila, Julio Camacho, Eduardo Chalapud, Esteban Chaves, Fabio Duarte, Leonardo Duque, Wilson Marentes, Dalivier Ospina, Jarlinson Pantano, Duber Quintero, Michael Rodriguez, Jeffrey Romero, Juan Suarez, Juan Pablo Valencia (alle Kolumbien), Claudio Corti (Italien)

Zugänge: Leonardo Duque (Cofidis), Julio Camacho (Colombia-Claro), Marco Corti (Amateure),Juan Esteban Arango, Edwin Avila, Duber Quintero, Juan Pablo Valencia (alle Neo-Profis)

Abgänge: Victor Hugo Pena (Karriereende), Juan Forero, Luis Felipe Laverde (beide Colombia-Coldeportes Continental), Javier Gonzalez, Frank Osorio (beide Ziel unbekannt)

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