Interview mit der zweifachen nationalen Straßenmeisterin

Lamborelle: "In Luxemburg herrscht Radsport-Euphorie"

Foto zu dem Text "Lamborelle:
Nathalie Lamborelle (ABUS NUTRIXXION) Foto: ROTH

21.02.2011  |  (rsn) – Die 23 Jahre alte Nathalie Lamborelle ist eine von insgesamt acht Fahrerinnen des neuen deutschen Frauenprofiteams ABUS NUTRIXXION. Die zweifache Luxemburgische Straßenmeisterin fuhr zuletzt für das norwegische Team HITEC Products UCK und will sich durch gute Leistungen für die Olympischen Spiele 2012 in London qualifizieren. Im Interview mit Radsport News erklärt Lamborelle, wie der Wechsel nach Dortmund zustande kam, welchen Eindruck sie von ihrem neuen Team hat und wie sie die derzeitige Radsporteuphorie in Luxemburg erlebt.

Wie kam der Kontakt zum Team ABUS NUTRIXXION zustande?

Lamborelle: Nach der schwierigen Saison 2010, in der ich aufgrund einer tiefen Venenthrombose eine zweimonatige Rennpause einlegen musste, hat mein damaliges Team leider keinen Vertrag mehr angeboten. Über eine Bekannte habe ich dann erfahren, dass ABUS NUTRXXION ein bisschen größer werden will. Dann habe ich direkt dort bei Tanja Hennes (Sportliche Leiterin, d. Red.) nachgefragt.

Hat es bei Ihrer Entscheidung eine Rolle gespielt, dass Nutrixxion ein deutsches Team ist?

Lamborelle: Ein wenig schon, denn meinen Lebensunterhalt kann ich nicht mit dem Radsport verdienen, darum ist es mir umso wichtiger, dass ich mich in einem Team wohl fühle und auch Spaß habe. Somit passt das deutsche Team ganz gut.

Welchen Eindruck haben Sie von Ihrem neuen Team?

Lamborelle: Bisher haben die Organisation und die Kommunikation bestens funktioniert und ich bin mir sicher, dass das auch über die komplette Saison so weiter gehen wird. Daneben begrüße ich es auch sehr, dass Nutrixxion ein Männer- und Frauenteam hat. In den Medien ist der Rennstall dadurch sicherlich um einiges bekannter als es ein reines Frauenteam wäre. Zudem kann das gesamte Grundgerüst von beiden Teams genutzt werden. Vor allem im gemeinsamen Trainingslager auf Mallorca hatten wir vergangene Woche viel Spaß zusammen. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf meine ersten Einsätze!

Was haben Sie sich für die Saison vorgenommen?

Lamborelle: In dieser und der kommenden Saison will ich die Qualifikation für die Olympischen Spiele in London schaffen. Konkreter gesagt will ich bei dem einen oder anderen UCI-Rennen eine Podiumsplatzierung erreichen. Daneben erhoffe ich mir auch durch gute Ergebnisse die WM-Teilnahme Ende September in Kopenhagen.

ABUS Nutrixxion ist ein eher kleines Team - wird es da nicht schwer werden gegen Kaliber wie HTC-Highroad, Garmin oder das Team von Marianne Vos?

Lamborelle: Sicherlich wird es schwer, gegen die großen Teams zu bestehen, aber das kann man auch als Herausforderung sehen. Ich denke, dass wir recht gut aufgestellt sind und dass wir uns nicht verstecken müssen.

Ist es Ihr langfristiges Ziel, auch mal in einem dieser großen Teams zu fahren?

Lamborelle: Es wäre sicherlich schön, einmal in einem ganz großen Team zu fahren, aber für meine derzeitigen Ziele und nach meinem derzeitigen Stand kommt mir das eher kleinere Team ganz entgegen. Schließlich unterstützt ABUS NUTRIXXION meine Ziele und ich habe Freiheiten, die ich woanders vielleicht nicht hätte.

Was sind Ihre sportlichen Stärken und Schwächen?

Lamborelle: Meine Stärke ist der Sprint und die Berge sind eher meine Schwäche.

In Luxemburg herrscht wegen Leopard-Trek derzeit große Radsporteuphorie. Was kriegen Sie davon mit?

Lamborelle: Das stimmt, vor allem hat sie sich ziemlich schnell entwickelt. Es wird viel mehr in den Medien berichtet, es gibt Live-Übertragungen der Rennen usw. Und auf den Straßen ist auch eine Menge los. Beim Trainieren begegnet man eigentlich immer jemandem.

Fällt da für die luxemburgischen Frauen auch etwas an Aufmerksamkeit ab?

Lamborelle: Über uns Frauen wird natürlich weniger berichtet, aber vor allem wird immer wieder der Vergleich zum Männerradsport gezogen. Dann ist die große Euphorie meistens schon wieder gebremst, denn der Frauenradsport bewegt sich doch auf einer ganz anderen Ebene. Es ist eben auch bei uns nur so eine Randnotiz neben dem großen Profisport der Männer.

Kennen Sie die Schleck Brüder – und was trauen Sie Andy bei der Tour 2011 zu?

Lamborelle: Ja, in Luxemburg kennt man sich unter den Radsportlern. Ich denke, dass es wieder ziemlich spannend wird und ich hoffe natürlich, dass der Kampf um Gelb diesmal zu Gunsten von Andy aus gehen wird.


Die Fragen an Nathalie Lamborelle stellte Matthias Seng.

Weitere Radsportnachrichten

25.12.2024Kräftezehrendes Jahr mit zwei Grand Tours

(rsn) – Die Ambitionen von Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) waren vor dem Jahr 2024 berechtigter Weise groß. Denn der Österreicher konnte auf eine erfolgreichste Saison zurückblicken,

25.12.2024Alles offen nach einer erfolgreichen Saison

(rsn) - Das Resümee ihrer ersten vollständigen Profi-Saison dürfte durchweg positiv für die Schweizerin Elena Hartmann vom Team Roland ausgefallen sein. Erst vor zwei Jahren gelang der inzwischen

25.12.2024Traum erfüllt und doch unzufrieden

(rsn) – Es gibt durchaus einfachere Aufgaben als die Saison 2024 von Pascal Ackermann zu bewerten. Auch er selbst ist da ein wenig zwiegespalten. Schließlich hat er es mit dreißigeinhalb Jahren en

25.12.2024Meistertitel das Highlight im insgesamt bislang besten Jahr

(rsn) - Die abgelaufene Saison wird Franziska Koch vom Team dsm-firmenich - PostNL wohl noch länger in Erinnerung bleiben - war es doch mit Abstand ihre erfolgreichste, seit sie im Jahr 2019 beim Tea

25.12.2024Auch Colombo und vier Kollegen verlassen Q36.5

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

25.12.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2024

(rsn) - Wie bei den Männern so blicken wir traditionell am Jahresende auch auf die Saison der Frauen zurück und stellen die besten 15 Fahrerinnen unserer Jahresrangliste vor. Wir haben alle UCI-Ren

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

24.12.2024Der größte Sieg war jener über Long-Covid

(rsn) – Es war eine Saison voller Höhen und Tiefen für Marlen Reusser (SD Worx – Protime), wobei vor allem in der zweiten Saisonhälfte die Tiefe übernahm – und zwar komplett. Denn die Schwe

24.12.2024Top-Sprinter mit starkem Sinn für Realismus

(rsn) - Mit zwei Siegen und insgesamt 21 Top-Ten-Resultaten bei UCI-Rennen zeigte Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) auch 2024, dass er zu den schnellsten Männern im Feld zählt. Mit seiner Saison w

24.12.2024Mit 36 Jahren noch immer einer der Besten

(rsn) – Seit vielen Jahren gehört Riccardo Zoidl (Felt – Felbermayr) zu den absolut besten Fahrern Österreichs. 2013 erlebte er seinen absoluten Durchbruch, wo er sich mit zahlreichen Rundfahrts

24.12.2024Hamilton bricht sich das Schlüsselbein bei Trainings-Crash

(rsn) – Chris Hamilton, Tim Naberman und Oscar Onley sind am letzten Tag des Dezember-Trainingslagers des Teams dsm-firmenich – PostNL, das ab Januar Picnic – PostNL heißen wird, gestürzt. Wä

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine