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02.10.2008 | (rsn) - Bert Grabsch (Columbia) hat mit seinem Sieg im WM-Zeitfahren von Varese den bisher größten Erfolg seiner Karriere gefeiert. Im Interview mit Radsport News berichtet der 33-jährige Wittenberger mit Wohnsitz in der Schweiz, wie er die Minuten vor seinem Triumph erlebte, weshalb er auf dem „heißen Stuhl“ auf Informationen des deutschen Teamarztes angewiesen war und warum er in dieser Saison nur schwer in Tritt kam.
Nach ihrem WM-Sieg las man, er sei eine Überraschung. Sehen Sie das auch so?
Bert Grabsch: Ein bisschen überrascht hat mich tatsächlich, dass ich im Vergleich zu Tony Martin weniger als Favorit gehandelt wurde. Aber dadurch hatte ich mehr Ruhe in der Vorbereitung – vielleicht ein Vorteil. Möglicherweise hat mein schlechtes Abschneiden bei Olympia dafür gesorgt, dass mich viele nicht auf der Rechnung hatten. Aber spätestens seit dem Zeitfahren der Deutschland Tour, wo ich Zweiter wurde, war mir klar, dass meine Form stimmte.
An welcher Stelle im Rennen haben sie gewusst, dass es zum ganz großen Coup reichen könnte?
Grabsch: Das wusste ich gar nicht. Ich habe nur am Berg nach 30km gemerkt, dass es gut läuft, dass ich den Gang noch gut drücken konnte. Da wusste ich, dass es zumindest ein gutes Ergebnis werden würde. Aber nach mir kamen ja noch 12 andere Fahrer. Ich fand es etwas merkwürdig, dass ich so früh auf die Strecke musste. Schließlich bin ich als Deutscher Zeitfahrmeister und Vorjahresvierter nach Italien gekommen.
Sie mussten noch lange warten, bis alle Fahrer im Ziel waren und endgültig feststand, dass Sie Gold gewonnen haben. Wie fühlt man sich da auf dem „heißen Stuhl“?
Grabsch: Es ist eigentlich ganz schön, als Erstplatzierter auf dem „heißen Stuhl“ zu sitzen. Schlecht war nur, das ich gar nichts vom Rennen mitbekam, weil ich von meiner Position aus keinen Bildschirm sehen konnte und schon ein bisschen planlos da rumsaß. Ich habe dann immer bei unserem Teamarzt nachgefragt, der freien Blick auf die Anzeigentafel hatte. Der hat mir die Zeiten der Konkurrenz durchgegeben. Danach haben mich viele Bekannte gefragt: Mit wem hast du denn da die ganze Zeit geredet….?
Hätten Sie auch Cancellara geschlagen?
Grabsch: An dem Tag wäre alles möglich gewesen. Aber natürlich ist das schwer zu sagen. Es kommt natürlich drauf an, in welcher Form Cancellara in Varese angetreten wäre. In der Form der Polen-Rundfahrt hätte ich ihn schlagen können. Aber genau deswegen hat Cancellara ja seine Teilnahme abgesagt. Ich hoffe, dass es noch mal zum Duell kommt – vielleicht nächstes Jahr in Mendrisio – und dass ich ihn dann schlagen kann. Die Strecke ist noch mehr eine Rollerstrecke als die von Varese. Das kommt mir natürlich entgegen.
Das deutsche Team war sehr erfolgreich, hat fünf Medaillen geholt und damit erfolgreiche Revanche für Olympia genommen. Wie groß war der Druck, unter dem die Mannschaft nach der Pleite von Peking stand?
Grabsch: Die Leitung hat uns keinen Druck gemacht, weder Sportdirektor Bremer noch BDR-Vize Spernger. Den Druck habe ich mir eigentlich selber gemacht. Ich war mit meiner Vorstellung bei Olympia nicht zufrieden und wollte deshalb den BDR nicht enttäuschen und eine gute Leistung zeigen.
Im letzten Jahr in Stuttgart waren sie Vierter. War die Form diesmal viel besser als 2007?
Grabsch: Ich glaube schon, dass sie ein bisschen besser war. Letztes Jahr bin ich vor der WM die Vueltaa gefahren, diesmal die D-Tour und die Polen-Rundfahrt. Davor war noch Olympia, das allein hat mich drei Wochen „gekostet“- Anreise und Akklimatisierung, der Wettkampf und dann die Rückkehr. Bei der Deutschland Tour bin ich viel für Linus Gerdemann von vorne gefahren, habe aber gemerkt, dass ich noch in guter Form bin – ebenso bei der Polen-Rundfahrt. Das Wetter war da schlecht, aber mir macht das nicht so viel aus.
In der ersten Saisonhälfte war es recht still um Sie. Warum sind sie da nicht so recht in Tritt gekommen?
Grabsch: Ja, da war es ganz still um mich. Das hing vielleicht damit zusammen, dass wir nach dem Teamtrainingslager in Kalifornien direkt bei der Algarve-Rundfahrt gestartet sind, und die war dazu noch total verregnet. Bei dem Rennen lief es für mich überhaupt nicht. Eigentlich hätte man sich nach Kalifornien eine Woche zur Akklimatisierung Zeit nehmen müssen, aber das ging eben nicht. Nach Algarve habe ich fast zwei Monate gebraucht, um wieder in Form zu kommen. Bei der Dauphiné lief es dann ganz gut für mich, aber eben nicht gut genug für die Tour. Natürlich war ich enttäuscht, dass ich nicht im Tour-Aufgebot war, aber unser Team ist so stark, dass ich die Entscheidung der Teamleitung schon akzeptieren konnte.
Gerald Ciolek wechselt zu Milram, auch Linus Gerdemann will zurück nach Deutschland und Andreas Klier wird nächstes Jahr für das neue Cervelo-Team fahren. Sie hingegen haben ihren Vertrag bei Columbia verlängert. Was waren ihre Gründe?
Grabsch: Anfang Juni hat mein Manager bei Milram angefragt, aber dort wollte man mich nicht. Zu dem Zeitpunkt hatte ich auch noch kein Angebot von Columbia vorliegen, so dass ich mich natürlich umschaute. Dann kam das Angebot von Rolf Aldag, einen Einjahresvertrag zu unterschreiben. Natürlich wären mir zwei Jahre lieber gewesen, aber in der heutigen Situation überlegt man da nicht lange. Ich bin jetzt 33 und als älterer Fahrer hat man es schwerer, ein neues Team zu finden. Dazu kommt, dass bei Columbia alles passt. Die Zusammenarbeit mit meinem Trainer Sebastian Weber klappt hervorragend und Lars Teutenberg, der für das Material zuständig ist, hat wirklich Ahnung von der Materie. Er hat sogar mein Zeitfahrrad mit entwickelt. Und über Rolf Aldag und Jan Schaffrath gibt es halt auch noch den „deutschen Bezug“.
Ihr Team ist in diesem Jahr an Siegen gemessen das erfolgreichste im Peloton. Wie kommt das?
Grabsch: Zunächst mal hatte die Teamleitung ein gutes Händchen bei den Neuverpflichtungen. Der Norweger Edvald Boasson Hagen hat eingeschlagen, genauso Tony Martin. Unsere jungen Sprinter Mark Cavendish und André Greipel haben sich enorm weiter entwickelt. Im Team hat alles zu 100 Prozent gepasst. Und dadurch, dass wir alle Englisch lernen musste, war auch die Kommunikation gut. Früher bei T-Mobile wurde nur für Zabel und Ullrich gefahren, hier wird für jeden mal gefahren. Das sorgt natürlich für Harmonie im Team. Aber wir haben schon noch Reserven. Wir haben in diesem Jahr keine große Rundfahrt gewonnen, sondern nur kleinere oder Etappensiege gefeiert.
Sie sind jetzt 33. Denken sie schon an eine Zukunft nach dem Radsport?
Grabsch: Ich mache mir schon Gedanken. Aber bis jetzt weiß ich noch nicht genau, was kommen wird. Ich bleibe auf jeden Fall in der Schweiz. Es ist hier einfach leichter als in Deutschland, als Quereinsteiger irgendwo unterzukommen. Ich habe Bürokaufmann gelernt, möchte aber schon im Radsport bleiben. Mein Herz hängt am Radsport.
Welchen sportlichen Traum wollen sie sich noch erfüllen?
Grabsch: Meinen Lebenstraum habe ich mir ja in Varese schon erfüllt. Wenn ich jetzt noch eine Tour-Etappe gewinnen könnte, wäre das schön.
Mit Bert Grabsch sprach Matthias Seng.
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