Interview mit Martin Müller

„Arbeiten, bis man mausetot ist“

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Martin Müller (Milram) Foto: Christoph Adamietz

04.07.2008  |  (rsn) – Martin Müller gehört zu den Stillen im Lande. Der 34-jährige Milram-Fahrer geht perfekt in seiner Rolle als Helfer auf und wurde für seine effektive Arbeit in diesem Jahr erstmals mit der Tour-Nominierung belohnt. Im Interview mit Radsport News erklärt Müller, warum er mit seiner Rolle als „Wasserträger“ zufrieden ist, was einen guten Helfer ausmacht und welche Aufgaben er für Milram bei seinem Tour-Debüt zu erfüllen hat.

Martin, mit 34 gibst Du Dein Tour-Debüt. Bist du überrascht von der Nominierung?

Müller: Naja, ich war ja schon im vorläufigen Aufgebot. Es freut mich, dass ich nominiert worden bin, es zeigt mir, dass ich einen guten Job in der Saison gemacht habe. Aber überrascht – nein, das bin ich nicht. Überrascht ist man, wenn man im Lotto gewinnt. Ich habe ja darauf hingearbeitet, bei einer großen Rundfahrt wieder dabei zu sein. Ich bin natürlich mit Entscheidung der Teamleitung zufrieden.

Dein Job wird wieder der des klassischen Helfers sein?

Müller: So wird es wohl sein. Wir haben mit Erik Zabel und Christian Knees zwei Kapitäne, die ich unterstützen werde. Ich habe letztes Jahr beim Giro und der Vuelta ja schon gezeigt, dass ich das gut kann, auch über drei Wochen. Dazu werde ich auch auf bestimmten Etappen versuchen, in Spitzengruppen dabei zu sein, damit sich unsere Jungs schonen können.

Helfer werden gewöhnlich als Wasserträger bezeichnet – dabei sind sie für jedes funktionierende Team unersetzlich. Was macht Fahrer wie Dich so unersetzlich?

Müller: Unersetzlich ist so ein großes Wort. Wichtig ist, dass man immer „Gewehr bei Fuß steht“ und jeden Tag seine Leistung abrufen kann und dass man in bestimmten Situationen handelt, bevor die Anweisung über Funk kommt. Man ist da und macht seinen Job: Flaschen holen, Regenjacke holen, Löcher zufahren, bei Defekt dem Kapitän sein Laufrad anbieten. Man ist einfach da, wenn der Kapitän einen braucht. Man denkt nicht an sich selbst, sondern an die Aufgabe, die man zu erfüllen hat.

Fühlst du dich wohl in dieser Rolle?

Müller: Ja. Ich glaube, ich fülle diese Rolle sehr gut aus. Was ist Dir wichtiger: Der Sieg bei einem kleineren Rennen oder als Helfer bei der Tour dabei zu sein? Meinen letzten richtigen Erfolg habe ich im Jahr 2004 noch zu Wiesenhof-Zeiten gefeiert, als ich bei der Bayern-Rundfahrt auf einer Etappe Dritter hinter Zabel und Voigt wurde. Ich habe jetzt Leute im Team, die Rennen gewinnen können. Es braucht aber auch Leute, die sich im Hintergrund aufhalten. Es bringt mir nichts, wenn ich bei kleineren Rennen die Kapitänsrolle einfordere. Mir fehlt da einfach was dazu. Im Sprint bin ich zu langsam und am Berg nicht stark genug. Werde ich Vierter oder Fünfter, ist weder dem Team noch mir geholfen.

Wie ist das Verhältnis der Helfer untereinander?

Müller: Uns verbindet das gemeinsame Ziel, die Ausreißergruppe wieder zu holen. Man trifft dabei immer wieder dieselben Leute, die das Loch zufahren. Es ist diese gemeinsame Aufgabe, die verbindet. Man respektiert die Leistung, die man miteinander vollbringt. Wenn man sich vorne trifft, hält man aber nicht erst ein Pläuschchen, sondern es steht einzig und allein die Aufgabe im Vordergrund.

Wird Deiner Meinung nach die Leistung der Helfer von den Medien genügend gewürdigt?

Müller: Ich würde es ehrlich gesagt nicht so toll finden, wenn ich bei Radrennen wie ein Erik Zabel belagert werden würde. Oder wie Christian Knees jetzt,der nach seinen Erfolgen bei der Bayern-Rundfahrt und der Tour de Suisse zig Interviews geben muss. Ich genieße lieber die Ruhe. Im letzten Jahr sind wir Helfer aber auch im im Fernsehen gewürdigt worden. Da hieß es etwa bei Eurosport während der Vuelta: Der Müller fährt seit zwei Wochen von vorne. Das ist schon gut fürs Ego.

Auf welchen Etappen, in welchem Stadium des Rennens wirst Du am meisten arbeiten müssen?

Müller: Wohl zu dem Zeitpunkt, an dem das Fernsehen noch nicht überträgt. Deswegen werde ich eher weniger zu sehen sein. Wenn eine Ausreißergruppe mit einem Milram-Fahrer vorne ist, werde ich erst im Finale gebraucht, um Zabel in Position zu bringen. Wenn ich ein Loch zufahren muss, beginnt meine Arbeit gut 100km vor dem Ziel. Und sie endet, wenn die Gruppe eingeholt ist oder wenn ich mausetot bin.

Mit 34 befindest Du Dich im Herbst Deiner Karriere. Wie lange willst Du noch fahren?

Müller: Ich bin bisher so gut gefahren, dass mir das Team einen Zweijahresvertrag bis Ende 2009 angeboten hat. Den habe ich dankend unterschrieben.

Und was kommt danach?

Müller: Noch ist nichts Konkretes geplant. Ich habe mir als Amateur schon gesagt, dass ich eine Berufsausbildung brauche. Die habe ich gemacht: Abitur und danach eine Lehre als Industriekaufmann, die ich 1995 erfolgreich abgeschlossen habe. Danach habe ich mich dann dem Radsport verschrieben. Ich bin 1997 Profi geworden und es wäre natürlich schön, wenn ich weiter dem Radsport verbunden bleiben könnte, egal, ob in einem Profiteam oder in der Nahwuchsarbeit. Aber das lasse ich auf mich zukommen. Ich habe da schon einige Ideen, aber noch ist nichts spruchreif. Ich habe das Glück, mindestens noch ein weiteres Jahr Rad fahren zu dürfen.

 Mit Martin Müller sprach Matthias Seng.

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