Heikos Tour

T-Mobile gibt nicht auf!

Von Heiko Salzwedel

14.07.2005  |  Aufatmen bei T-Mobile: Das Team lässt sich nicht unterkriegen. Winokurows Gipfelsturm gestern war ein ganz besonderes Husarenstück. Auch im Sprint hat Wino seine Form bestätigt und Botero keine Chance gelassen. Schon bei Lüttich-Bastogne-Lüttich hat er gegen Jens Voigt beweisen, dass er einen Sprint bis ins Ziel durchziehen kann. In der Gesamtwertung kämpfte sich Winokurow sogar ein wenig an Armstrong heran. Es ist immer noch einiges drin für Magenta. Armstrong steht der Troika allein gegenüber, auch wenn Discovery Channel wieder eine starke Mannschaftsvorstellung abgegeben hat. Aber Armstrong ist der unumschränkte Herrscher in seinem Team, nur auf ihn muss man sich konzentrieren. T-Mobile ist schwerer auszurechnen, und diesen Vorteil sollten die Jungs ausnutzen. Sicher: Ullrich, Winokurow und Klöden liegen alle zwischen vier und fünf Minuten hinter Armstrong zurück, aber der Abstand ist nicht so groß, dass man jede Hoffnung aufgeben müsste. Und vielleicht hat ja auch Lance Armstrong einmal einen schwächeren Tag.

Bis jetzt läuft aber alles perfekt für den sechsfachen Tour-Sieger. Armstrong weiß ganz genau, wann er sein Team zu fordern hat. Er setzt es nur ein, wenn es wirklich notwendig ist. Am Anstieg zur Col de la Schlucht vergangenen Samstag schien er nicht dieser Meinung zu sein – also hat er seinen Helfern einen „freien Nachmittag“ beschert.

Wino hatte auf der Etappe nach Courchevel einen rabenschwarzen Tag. Hatte er am Ruhetag nicht angemessen trainiert? Ich empfehle meinen Sportlern auch an einem Ruhetag ein etwa zweistündiges Training, davon mindestens eine halbe Stunde straffes Fahren.

Nicht nur Wino zeigte sich in Bestform, auch Jan Ullrichs Tritt sah besser aus als am Vortag. An den Anstiegen hatte er keine Probleme, Armstrong zu folgen. Olaf Ludwig sagte mir gestern, dass sein Kapitän guter Dinge sei – und dass Courchevel ihm richtig weh getan habe. Diese Ehrlichkeit bei T-Mobile gefällt mir. Man sucht keine Ausreden, sondern benennt die Dinge beim Namen. Das ist der Stil von Ludwig. Ullrich selber neigt sogar dazu, ein Problem herunterzuspielen anstatt es als Entschuldigung für schwächere Leistungen anzuführen.

Ebenfalls gut gefallen hat mir wieder Andreas Klöden. Dass er kurz vor dem Gipfel des Galibier hat abreißen lassen müssen, hat mich nicht beunruhigt.

Jörg Jaksche hatte ich gestern schon lobend erwähnt. Auch heute hat er mich in meiner Meinung über ihn bestärkt. Jörg mag nicht der geborene Kapitän sein – dazu fehlt ihm wahrscheinlich der berühmte „Killerinstinkt“. Jaksche ist ein untadeliger Sportsmann, freundlich und umgänglich, überhaupt nicht egoistisch. Als Kapitän muss man aber genau das auch sein können. Aber Manolo Saiz hat offenbar erkannt, dass er jetzt auf seinen Deutschen im Team setzen muss, weil die Kapitäne Heras und Beloki enttäuschen. Jaksche spielt jetzt endlich sein Talent aus und wenn er genügend Teamunterstützung erfährt, kann er in seiner neuen Rolle über sich hinaus wachsen.

Für das zweite deutsche Team Gerolsteiner holt weiterhin Levi Leipheimer die Kastanien aus dem Feuer. Georg Totschnig, der zweite Teil der ursprünglichen Doppelspitze, fuhr gestern zwar ein starkes Rennen, hatte aber auch schon seinen schwarzen Tag und scheint nicht ganz in der Form des vergangenen Jahres zu sein. Aber der US-Amerikaner macht die eher wechselhafte Vorstellung des Österreichers mehr als wett.

Dann das Drama um Jens Voigt: Er kam gestern völlig entkräftet ins Ziel. Nur um einige Sekunden fiel er aus dem Zeitlimit. Aber das Reglement ist eindeutig und in diesem Fall unerbittlich: Für Voigt ist die Tour beendet. Das ist eine ganz bittere Pille für Jens, weil er sich mit einer schweren Bronchitis noch über die Berge gequält hatte. Ich habe ihn am Fuße des Madeleine gesehen und da schon hatte er furchtbar kämpfen müssen. Das sind die Grenzbelastungen, in die sich ein Profiradsportler beim Höhepunkt seiner Karriere begibt. Man mag das kritisieren, aber so liegen die Dinge. Einen Jens Voigt muss man bei einer Tour de France schon vom Rad prügeln.

Zum Fall Dario Frigo möchte ich mich der Meinung von Jean-Marie Leblanc anschließen. Der Italiener gehört zu den wenigen Unverbesserlichen, die es einfach nicht wahrhaben wollen, dass seit einigen Jahren ein anderer Wind im Profiradsport weht. Als Indiz für die neue Epoche im Profiradsport werte ich auch die Tatsache, dass es Frigos Team Fassa Bortolo selbst war, das der Polizei den entscheidenden Hinweis lieferte. Die Teamleitungen haben längst die Zeichen der Zeit erkannt und die neue Linie in der Dopingbekämpfung schon verinnerlicht. Die Fahrer, die sich immer noch dopen, gehören meiner Meinung nach einer aussterbenden Spezies an. Was wir jetzt erleben, sind nicht mehr als deren letzten Zuckungen.

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