Interview mit dem Riesentalent

Fothen: Tour-Sieg steht auf meinem Zettel oben

Von Matthias Seng

28.04.2005  |  Markus Fothen gehört zu den positiven Überraschungen in diesem Frühjahr. Beim Prolog der zurzeit stattfindenden Tour de Romandie belegte er als bester Deutscher den elften Platz mit sieben Sekunden Rückstand auf Tagessieger Oscar Pereiro (Spanien/Phonak).

"Er muss unbedingt mit zur Tour de France. Er ist schon gut genug", fordert Udo Bölts. Doch der erfahrene Ex-Profi konnte sich gegen seine Führungskollegen im Team Gerolsteiner nicht durchsetzen. Nach Ansicht von Hans-Michael Holczer und Christian Henn soll Fothen in diesem Jahr beim Giro erste Erfahrungen für dreiwöchige Rundfahrten sammeln.

Radsport aktiv sprach mit dem 23-jährigen Riesentalent aus Kaarst:

Zweiter bei der Sarthe-Rundfahrt, zugleich bester Jungprofi – Beobachter in Deutschland halten Sie für das größte Talent seit Jan Ullrich. Ist das für Sie Belastung oder Ansporn?

Fothen:Oh Mann, mit solchen Aussagen muss man immer vorsichtig sein. Was ist der Circuit de la Sarthe im Vergleich zur Tour de France? Im ersten Moment ist so eine Aussage natürlich sehr schmeichelhaft – aber ich bin Markus Fothen und ich muss und will als Markus Fothen meinen Weg gehen.

Ist der erste Rundfahrt-Sieg nur noch eine Frage der Zeit?

Fothen:Wenn es nach mir geht (lacht): Je schneller, je lieber. Das wäre natürlich eine schöne Bestätigung dafür, das der Weg meines Aufbaus der richtige ist. Aber ich habe ja meine Karriere noch vor mir.

Sie sagten selbst, dass sie noch nie so früh in der Saison so gut in Form waren. Woran liegt das?

Fothen:Als Amateur lagen meine Saisonziele halt später im Jahr, in diesem Jahr bereite ich mich gezielt auf den Giro d’Italia vor, bin weitestgehend von Verletzungen und Krankheiten verschont geblieben.

Was sind Ihre Stärken, was fehlt noch zum ganz großen Rennfahrer?

Fothen:Na ja, beim Zeitfahren bin ich nicht soooo schlecht (grinst), bergauf geht es auch ganz gut, ich erhole mich auch recht schnell nach Belastungen. Allgemein muss sich mein Körper noch an die langen Distanzen gewöhnen – wenn jenseits der 220 Kilometer Finale gefahren wird, ist es im Moment sicher noch sehr hart für mich.

Für jeden Radprofi ist die Tour de France das Größte. Wurmt es Sie, dass sie in diesem Jahr noch nicht dabei sein dürfen?

Fothen:Hey, ich werde erst 24 in diesem Jahr und habe mit dem Giro meine erste große Rundfahrt vor der Brust! Klar ist die Tour de France das Größte, aber ich muss doch erst Mal in Italien einen guten Job machen. So wie Fabian Wegmann im letzten Jahr (lacht).

Wer ist Ihr Vorbild und warum?

Fothen:Am stärksten nehme ich mir mein Elternhaus zum Vorbild: Die Bodenständigkeit und der Sinn für Realitäten, die mir meine Eltern vermittelt haben, bilden wichtige Orientierungshilfen für mich. Rein sportlich möchte ich von vielen Fahrern Teilaspekte haben, aber konkret einer Person Vorbildstatus zusprechen – eher nein.

Man hat den Eindruck, dass es bei Gerolsteiner „familiärer“ zugeht als beim Konkurrenten T-Mobile. Stimmt dieser Eindruck?

Fothen:Also, den Punkt kann ich natürlich nur isoliert betrachten – ich habe keine Insides von den Magenta-Jungs. Was Gerolsteiner betrifft, ist das Wort von der „großen Familie“ ziemlich passend: Natürlich betreiben alle ihren Part hochprofessionell, aber die Art und Weise des Umgangs zwischen Teamführung, Personal und unter uns Fahrern ist schon eher freundschaftlich. Klar, dass der Chef den Hut aufhat, wenn es um definitive Entscheidungen geht, aber bis dahin kann sich jeder einbringen, wenn er will.

Mit Heinrich Haussler und Matthias Ruß haben Sie zwei neue Teamkollegen, die gleich in ihrem ersten Jahr schon gute Ergebnisse eingefahren haben. Wie wirkt sich der verstärkte Konkurrenzkampf unter den Jungen auf das Team und auf Ihre Leistung aus?

Fothen:Es ist doch fantastisch, wenn du so viele „Young Guns“ in deiner Mannschaft hast! Gemeinsame Interessen, eine tolle Motivationshilfe und eine sehr gesunde Konkurrenzsituation. Das hilft den Jungen, sich weiterzuentwickeln, das motiviert die arrivierten Fahrer und letztendlich hilft es natürlich dem gesamten Team.

Nachdem Gerolsteiner Danilo Hondo wegen Dopings entlassen hat: Bringt das Unruhe in die Mannschaft ?

Fothen:So eine Sache ist natürlich sehr unschön und natürlich tauscht man sich im Kreise der Mannschaft darüber aus. Aber wir sind alle Profi genug,um zu wissen, dass wir unseren Job weiter zu erledigen haben und uns auf unsere Rennen konzentrieren müssen. Ich glaube auch, dass die Leistung von Gerolsteiner bei den Ardennen-Klassikern und die Siege von Peter „Paco“ Wrolich bei der Georgia-Rundfahrt und von Robert „Frösi“ Förster in Niedersachsen gezeigt haben, dass wir das umsetzen.

Welche Ziele haben Sie in Ihrer Karriere?

Fothen:Sollte ich wirklich Talent haben, steht der Sieg bei der Tour de France irgendwann einmal ganz oben auf dem Zettel, allgemein müssten mir dann Rundfahrten liegen. Flèche Wallonne hat mir großen Spaß gemacht, also auch einige der schweren Klassiker, que sera?

Welche Rennen stehen jetzt auf Ihrem Terminkalender und welche Ambitionen haben Sie dabei?

Fothen:Also, diese Woche fahre ich noch die Tour de Romandie, dann kommt der Giro d’Italia – und danach müssen wir über die weitere Saisonplanung nachdenken.

Weitere Radsportnachrichten

06.07.2025Almeida: “Ich dachte eigentlich, dass das Finale härter wird“

(rsn) – Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) hat die 2. Etappe der 112. Tour de France über 209 Kilometer von Lauwin-Planque nach Boulogne-sur-Mer gewonnen und das Gelbe Trikot von seinem

06.07.2025Van der Poel bezwingt Pogacar und übernimmt Gelb von Philipsen

(rsn) - Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) hat sich auf der 2. Etappe der 112. Tour de France für die Sprintniederlage beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) gegen Tadej Pogacar (UAE – E

06.07.2025Bullen-Rookie Thornley gewinnt in Sibiu Abschlusszeitfahren

(rsn) – Callum Thornley (Red Bull – Bora – hansgrohe Rookies) das das 3,3 Kilometer lange Abschlusszeitfahren der Tour of Sibiu (2.1) gewonnen. Der Gesamtsieg ging an Matthew Riccitello (Israel

06.07.2025Bahn-DM nach einem schweren Unfall abgebrochen

(rsn) - Die 138. Deutschen Meisterschaften im Bahnradsport in Dudenhofen (Rhein-Pfalz-Kreis) sind am Sonntag nach einem schweren Unfall im Keirin-Halbfinale abgebrochen worden. Wie der Veranstalter au

06.07.2025Räder von Buchmanns Team Cofidis bei der Tour gestohlen

(rsn) – In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurden dem Cofidis-Rennstall vor seinem Hotel in Bondues elf Räder der Marke Look entwendet. Die Diebe hatten einen Lastwagen der Mannschaft von Emanuel

06.07.2025Reusser holt sich das Auftaktzeitfahren beim Giro d’Italia

(rsn) - Marlen Reusser (Movistar) hat das Auftaktzeitfahren des Giro d´Italia Women gewonnen und sich das erste Rosa Trikot des Rennens gesichert. Die Schweizerin war auf dem 14,2 Kilometer langen Ku

06.07.2025Lappartient kündigt Gespräche der UCI mit Saudi-Arabien an

(rsn) – UCI-Präsident David Lappartient hat im ´Village du Tour´ am Rande der Frankreich-Rundfahrt in einem Gespräch mit Wielerflits-Journalist Raymond Kerckhoffs erklärt, dass er Anfang Novemb

06.07.2025Evenepoel reagiert auf kleinen Social-Media-Shitstorm

(rsn) – Die 112. Tour de France hat schon am ersten Tag ihren ersten kleinen Social-Media-Shitstorm und in seinem Zentrum steht Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step). Der Belgier rollte gestern, d

06.07.2025Regen und Stau vor Start zur 2. Tour-de-France-Etappe

(rsn) - Regnerisches Wetter wird die 2. Etappe der Tour de France 2025, das mit 209 Kilometern längste Teilstück der drei Wochen, von Lauwin-Planque an die Küste nach Boulogne-sur-Mer prägen. Und

06.07.2025Ein Tag für die Klassikerspezialisten

(rsn) - Auch am zweiten Tag bleibt die Tour de France im Norden Frankreichs. Für die Fahrer bedeutet das eine angenehme Konstante. Die 209 Kilometer lange Etappe führt von Lauwin-Planque zur Küste

06.07.2025Mayrhofer auf seiner allerersten Tour-Etappe in den Top 10

(rsn) – Alpecin – Deceuninck und Uno-X Mobility haben das Finale der 1. Etappe in Lille am Samstag dominiert und Jasper Philipsen trug völlig überlegen den Tagessieg davon. Dazu waren Tadej Poga

06.07.2025Waerenskjold Dritter und Johannessen macht bereits Boden gut

(rsn) – Das norwegische Team Uno-X Mobility war einer der Gewinner am ersten Tag der Tour de France 2025. Nicht nur, dass die Wildcard-Mannschaft das Feld im Finale anführte, den Sprint vorbereitet

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de France (2.UWT, FRA)
  • Radrennen Männer

  • Sibiu Tour (2.1, ROU)
  • BW Classic (1.2, BEL)
  • Giro del Medio Brenta (1.2, ITA)
  • Grand Prix Edebiyat Yolu (1.2, TUR)
  • Grand Prix de la Ville de (1.2, FRA)
  • Midden-Brabant Poort Omloop (1.2, NED)
  • Tour of Magnificent Qinghai (2.Pro, CHN)