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27.09.2025 | (rsn) – Antonia Niedermaier hat das Straßenrennen der Elite als Sechste beendet. Die Nachricht an sich ist rein positiv, denn zu erwarten war das aufgrund der Ausgangslage nicht zwingend. Vor einem Jahr in Zürich war sie noch 18. Bei der integrierten U23-Wertung holte sie Bronze. Theoretisch wäre die 22-Jährige auch in diesem Jahr noch im erstmals separat ausgetragenen Nachwuchsrennen startberechtigt gewesen, entschied sich mit mittlerweile drei Jahren WorldTour-Erfahrung aber dagegen.
Dass Niedermaier damit die richtige Entscheidung getroffen hat, zeigt ihr sechster Platz. Der zweite schon bei dieser WM, auch das Einzelzeitfahren hatte sie auf dieser Position beendet. Konnte sie sich mit jenem Ergebnis nicht wirklich anfreunden, sah das nun anders aus. "Ich denke, ich kann auf jeden Fall zufrieden sein und bin gut gefahren“, sagte sie RSN im Ziel. Dabei schwingt nach dem Straßenrennen schon eher der Eindruck mit, als hätte da noch irgendwie mehr möglich sein können.
Denn die großen Favoritinnen, Demi Vollering, Marlen Reusser, Pauline Ferrand-Prévot, Elisa Longo Borghini und wie sie alle heißen mögen, hatte Niedermaier hinter sich gelassen. Das Podium von Kigali hingegen – > es ist ein reines Sensationspodium. Mit der größten Überraschung als Weltmeisterin. Magdeleine Vallieres aus Kanada die Goldmedaille anzudichten, hätte im Voraus für Kopfschütteln gesorgt. Und auch Niamh Fisher-Black und Mavi Garcia auf den Plätzen zwei und drei wären im Wettbüro ein Quotenbringer gewesen. In Kombination ist dieses Trio wahrscheinlich in keinem Tipp der Welt zum Ausgang dieses Rennens aufgetaucht. ___STEADY_PAYWALL___
Was nun dazu anregt, vielleicht doch ein wenig darüber nachzudenken, ob nicht doch etwas mehr drin gewesen wäre als Rang sechs, ist der Umstand, dass Niedermaier 32 Kilometer vor dem Ziel in der drittletzten Runde jene Gruppe erwischte, aus der später das Podium hervorging. Auch sie selbst beschäftigt dieser Gedanke, zumindest ansatzweise. “Der sechste Platz verfolgt mich so ein bisschen in der WM hier, aber im Großen und Ganzen kann ich zufrieden nach Hause gehen.“ Nach voller Überzeugung klingt das aber nicht.
Allerdings konnte sie sich auch eingestehen, "dass die drei heute einfach stärker sind. Ich konnte die letzten zwei Runden nicht mehr ganz mithalten." Bei der vorletzten Überquerung der Cote de Kigali Golf verlor Niedermaier den Anschluss an das Spitzentrio, kämpfte sich kurz darauf auf dem Kopfsteinpflaster der Cote de Kimihurura aber nochmal zurück. "Da war ich schon froh, dass ich nochmal zurückgekommen bin und nochmal dranbleiben konnte." Gegenüber German Cycling sprach Niedermaier auch von Bauchkrämpfen, die sie in dieser Phase plagten.
Dort gab sich auch Bundestrainer André Korff zwischen den Stühlen: "Unser Team hat alle Vorgaben umgesetzt, sich präsentiert, aber sich auch versteckt, um Kräfte zu schonen. Antonia war dann in der entscheidenden Gruppe dabei. Schade, dass es nicht zu einem Podestplatz reichte."
Als die beste Deutsche des Tages auf der letzten Runde erneut passen musste, als Vallieres, Fisher-Black und Garcia beschleunigten und Edelmetall damit wegfuhr, war Liane Lippert bereits nicht mehr im Rennen. Vor dem letzten Umlauf hatte sie ihr Rad abgestellt und war ausgestiegen. Die 27-Jährige, auf dem Papier vielleicht mit den besten deutschen Aussichten ins Rennen gegangen, war krank. Immer noch oder schon wieder, das wusste sie selbst nicht so genau.
"Ich weiß nicht ob es die gleiche Krankheit ist. Zuerst hatte ich eher Magen-Darm und jetzt musste ich mich einfach nur übergeben", sagte sie RSN. Das begann schon zur Hälfte des Rennens. "Das Essen und Trinken kam nicht an, ging nicht in die Beine und bei dem Parcours ist es der Schlüssel, genug zu essen. Deshalb war ich einfach nur leer und habe dann auch mit Franzi und Antonia kommuniziert."
Liane Lippert, hier neben Demi Vollering, konnte in Kigali nicht ihre gewohnte Leistung abrufen. | Foto: Cor Vos
Niedermaier war schon relativ früh im Rennen in den Anstiegen mitunter auch in erster Reihe unterwegs. Ob das unter Hilfestellung für Lippert fiel oder doch eher einer aufmerksamen Fahrweise geschuldet war, die ihr letztlich auch den Sprung in die entscheidende Gruppe ermöglichte, ist offen. Dass Lippert aber unter normalen Umständen die erste Geige hätte spielen sollen, erklärte sie selbst: "Wir haben uns natürlich schon vorgestellt, dass ich das Finale fahren kann." Das erklärt auch, warum sich die WM-Vierte aus dem Vorjahr noch so lange durchgeschleppt hat.
Im geschwächten Zustand noch lange bei der Favoritengruppe bleiben zu können, war letztlich aber auch nur möglich, weil dort lange piano gemacht wurde. Doch auch das könnte gesundheitliche Gründe haben. "Ich habe gehört, dass auch bei den Französinnen und Holländerinnen Magenprobleme waren, und weiß nicht, ob es vielleicht auch daran liegt, dass sich viele nicht so gut gefühlt haben. Aber es war komisch. Man hat gespürt, das ist nicht das Gleiche wie unsere anderen Rennen", so Lippert, die dann noch reichlich Lob für ihre beiden Teamkolleginnen übrighatte.
"Franzi (Koch) und Antonia sind echt ein superstarkes Rennen gefahren. Ich bin sehr stolz auf die Beiden. Ich denke, Sechste und Zwölfte ist ein sehr solides Ergebnis und wir haben uns – ich vielleicht nicht, aber die anderen – sehr solide präsentiert und das ist vielversprechend für die Zukunft."
Platz zwölf ist das Ergebnis von Koch, dass unter den Niedermaier-Eindrücken fast ein wenig unterging. Für die 25-Jährige WM-Dauerbrennerin, die ihre siebente Weltmeisterschaft – der Elite, wohlgemerkt – am Stück gefahren ist, war es mit Abstand das beste Ergebnis bei Welttitelkämpfen. Und Koch bestätigte damit die guten Eindrücke aus der Tour de France und sowie erneut, warum sie ab der nächsten Saison bei FDJ – Suez an der Seite von Vollering fährt.
"Ich habe mich megagut gefühlt übers ganze Rennen. Wir sind am Anfang relativ langsam rumgefahren und mit jeder Runde habe ich mir gedacht: Oh, das Rennen wird mehr und mehr zu etwas Punchigem, was mir ja auch sehr gut liegt", sagte die Deutsche Meisterin im Gespräch mit RSN, ohne dabei aber besonders zufrieden zu wirken.
Franziska Koch im WM-Straßenrennen von Kigali. | Foto: Cor Vos
Das erklärte sie so: "In einem eigentlich sehr einfachen Moment ist die Gruppe gegangen und ich habe Antonia gesehen und dachte mir so: Ah, Antonia ist ja dabei. Deswegen bin ich nicht gefolgt, aber im Nachhinein bin ich natürlich etwas enttäuscht, weil ich schon noch einen guten Punch hatte. Deshalb war ich ein bisschen enttäuscht, dass ich in der Gruppe nicht dabei war. Ich wollte das Loch zu Antonia ja nicht zufahren und so endet man halt dahinter."
Dass Koch lange Zeit an der Seite ihrer künftigen Chefin Vollering und allen Top-Favoriten auf den Titel mitfahren konnte, erst auf den letzten Metern den Anschluss verlor und nur zwei Sekunden hinter der Gruppe ins Ziel kam, die um Rang sieben sprintete, war ihr dabei kein Trost. Eher schon, dass mit Vallieres "eine gute Freundin von mir" gewonnen hat, wie sie in der Pressemitteilung von German Cycling verriet: "Wir haben gewettet, wenn sie unter die besten Zehn kommt, muss ich einen Kuchen backen. Das wird jetzt ein ganz großer Kuchen!"
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