Auch nach dem Rennen beeindruckend schnell

Pogacars Rekordjagd geht weiter: “Durchhalten ist die einzige Option“

Von Sebastian Lindner

Foto zu dem Text "Pogacars Rekordjagd geht weiter: “Durchhalten ist die einzige Option“"
Tadej Pogacar ist der alte und neue Weltmeister. | Foto: Cor Vos

29.09.2025  |  (rsn) – Es war eine schnelle Nummer. Das Rennen an sich einerseits. Knapp 270 Kilometer mit 5500 Höhenmetern. 6:21 Stunden benötigte Weltmeister Tadej Pogacar dafür. Trotz enormer Länge und Höhenmetern wie in kaum einem anderen Rennen der Saison stand am Ende ein Schnitt von 42 km/h. Andererseits ist aber auch die Geschwindigkeit ähnlich beeindruckend, die Pogacar danach an den Tag legte.

16:07 Uhr überquerte er als Sieger die Ziellinie. Mindestens eine halbe Stunde früher als eigentlich erwartet. Gegen 17:15 Uhr endete die offizielle Pressekonferenz. Danach stand noch die Dopingkontrolle auf dem Programm, irgendwann muss er auch noch geduscht haben. Denn als er 18:40 Uhr gemeinsam mit Urska Zigart am Flughafen von Kigali beim Check-in gesehen wurde, war von der Rennklamotte nichts mehr übrig. Zwischen dem Convention Centre Kigali, wo die gesamte Prozedur durchgeführt wurde, und dem Airport liegen bei durchschnittlicher Verkehrslage gut 20 Minuten. Zweieinhalb Stunden nach seiner Goldfahrt hatte Pogacar eingecheckt.

Die Flugbewegungen vom Airport Kigali sind übersichtlich. Die erste und wahrscheinlichste Möglichkeit wäre ein Flieger über Entebbe im nahen Uganda nach Brüssel kurz nach 20 Uhr gewesen. Noch in der gleichen Stunde ging einer nach Amsterdam, etwas später am Abend noch einer direkt nach London. Welcher es letztlich auch immer war - das Motto lautete: schnell weg.

Pogacar auf der Straße dominant wie eh und je

Dabei war doch alles toll, er hat seine Zeit in Ruanda genossen. Das betonte er in der WM-Woche, wann immer er danach gefragt wurde, auch nochmal auf der Pressekonferenz nach seinem Rennen: die Menschen, das Land, die Strecken, natürlich auch das Team – alles “amazing“. Allerdings hat Pogacar schon im Sommer nach der Tour de France offenbart, dass ihn die Versuche, es jedem recht zu machen, mehr auslaugen als so manches schwere Rennen.

Was Pogacar will, sind ein paar ruhige Tage mit seiner Verlobten, fernab vom Trubel. Die werden dieses Mal aber kürzer ausfallen, denn schon am kommenden Sonntag steht das EM-Straßenrennen auf dem Plan. Vom Profil her wird das eine Light-Variante von Kigali. Die Konkurrenzsituation ist dagegen – auch wenn es anfangs überhaupt nicht danach aussah – noch eine Nummer größer. Denn neben Remco Evenepoel, der sicher schon an der Revanche-Revanche arbeitet, wird sich auch Jonas Vingegaard einmischen, denn der Däne zeigt sich erstmals seit U23-Zeiten wieder im Nationaltrikot. Pogacar wird also performen müssen.

Daran, dass er dazu in der Lage ist, besteht absolut kein Zweifel. Das bewies die überaus dominante Vorstellung im Straßenrennen von Kigali, falls denn wegen seines Zeitfahrens jemals Zweifel daran bestanden. Sattel-Probleme bei Evenepoel hin oder her. Dass der Belgier ohne das Schlagloch vor dem Mont Kigali mit Pogacar hätte ernsthaft konkurrieren können, ist zu bezweifeln. Natürlich sagte Pogacar hinterher: “Die Anstiege wurden immer schwerer, und selbst bei den Abfahrten musste ich mich sehr anstrengen, sodass meine Energie in den späteren Runden deutlich nachließ. Dann fängt man an, an sich selbst zu zweifeln, aber durchzuhalten ist die einzige Option.“ Selbstverständlich war das Rennen hart, es war ja auch “einer der schwersten Kurse der WM-Geschichte“.

Pogacar: “Etwas zu verteidigen ist immer schwerer als etwas zu gewinnen“

Sagt er es nicht, kommen ganz andere Fragen auf den Tisch. Leidend, geschwächt, erschöpft oder gar nah dran, einzubrechen, wirkte der 27-Jährige jedenfalls nicht. Weder sein Gebaren auf dem Rad noch im Ziel deuteten in irgendeiner Form darauf hin. Im Gegenteil: Pogacar hätte noch den einen oder anderen Zahn zulegen können, wenn er denn gemusst hätte. Aber auch mit gemäßigtem Effort hielt er den Abstand zum knautschenden Evenepoel konstant, nachdem der sich von seinen letzten beiden Begleitern Ben Healy und Mattias Skjelmose in der vorletzten Runde gelöst hatte.

“Die Titelverteidigung auf dieser Strecke war eines der großen Ziele in meiner Saison“, sagte der alte und neue Weltmeister. Welcher von beiden Siegen denn nun schöner war, vermochte er nicht zu sagen. “Beide sind besonders. Letztes Jahr war es mein erster Titel, das war ein tolles Gefühl. Aber etwas zu verteidigen ist immer schwerer, als etwas zu gewinnen. Deswegen ist auch dieser jetzt sehr viel wert.“ Der jüngste Titel hat ihm allerdings auch noch einen neuen Rekord beschert. Denn auch Eddy Merckx hat es nicht geschafft, das Double aus Tour-de-France und Weltmeisterschaft zu verteidigen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

18.11.2025Aserischer Nachwuchsfahrer positiv auf “Crystal Meth“

(rsn) – Der Radsportweltverband UCI hat Nachwuchsfahrer Artyom Proskuryakov vorläufig suspendiert. Grund ist nach Angaben der UCI eine positive Dopingprobe, die der 18-jährige Aserbaidschaner bei

12.11.2025Tour du Rwanda ab 2027 mit WorldTour-Status?

(rsn) – Der Radsportweltverband UCI hat trotz der Kritik an der WM-Vergabe an ein autokratisch regiertes Land die vergangene Straßen-Weltmeisterschaften sowohl aus sportlicher als auch aus organisa

30.09.2025Keine Medaille in Ruanda: German Cycling muss umdenken

(rsn) – Ohne eine einzige Medaille ist German Cycling von den Straßen-Weltmeisterschaften in Ruanda abgereist. Seit der Wiedervereinigung ist der deutsche Straßenradsport nur in einem einzigen Jah

29.09.2025Saison für Van Wilder nach Sturz im WM-Straßenrennen beendet

(rsn) – Er wird letztlich nicht entscheidend für die Vergabe von Gold und Silber gewesen sein, doch der Ausfall von Ilan Van Wilder als mutmaßlich wichtigstem Helfer von Remco Evenepoel war schon

29.09.2025Healy fuhr mit einem speziellen Rennanzug aufs WM-Podium

(rsn) – “Es ist ein besonderes Bild“, sagte Ben Healy. Da kam er gerade von der Siegerehrung am Convention Center von Kigali und war auf dem Weg zur Pressekonferenz. “Viele der Großen sind da

28.09.2025Ayuso bleibt am längsten Berg als einziger an Pogacar dran

(rsn) – Juan Ayuso hat es am Mont Kigali 104 Kilometer vor dem Ziel des WM-Straßenrennens als einziger Fahrer geschafft, direkt am Hinterrad von Tadej Pogacar zu bleiben und mit ihm die Abfahrt in

28.09.2025Skujins glänzt auch in Kigali: “Habe Gewichtsklasse 70+ gewonnen“

(rsn) – Toms Skujins hat bei den Weltmeisterschaften in Ruanda einmal mehr unter Beweis gestellt, dass er wohl einer der unterschätztesten Fahrer im gesamten Peloton ist. Der Lette wurde nach Platz

28.09.2025Sattel-Drama kostet Evenepoel die Chance aufs WM-Double

(rsn) – Remco Evenepoel war am Boden zerstört. Im Ziel des WM-Straßenrennens von Kigali setzte sich der Belgier an die Bande und blickte minutenlang schwer enttäuscht nach unten. Es dauerte, bis

28.09.2025Hirschi schon 90 Kilometer vor dem Ziel im “Überlebenskampf“

(rsn) – Für die Schweiz sind am Sonntag ziemlich erfolgreiche Weltmeisterschaften zu Ende gegangen. Vier Medaillen – ein Mal Gold, ein Mal Silber und zwei Mal Bronze – nehmen die Eidgenossen mi

28.09.2025Roglic: “Bin glücklich, dass ich das Rennen beendet habe“

(rsn) – Der alte und neue Weltmeister Tadej Pogacar aus Slowenien kann offensichtlich nicht anders, als die internationale Konkurrenz durch lange Solo-Ritte bei Welttitelkämpfen zu düpieren. Ähnl

28.09.2025Highlight-Video des WM-Straßenrennens der Männer

(rsn) – Tadej Pogacar hat seinen WM-Titel aus Zürich mit einem 67-Kilometer langen Solo in Kigali verteidigt. Der Slowene eröffnete 104 Kilometer vor dem Ziel am Mont Kigali das Finale und ließ d

28.09.2025Mayrhofer: “Wollte helfen, aber es war keiner mehr da“

(rsn) – Vom Nachrücker zum besten Deutschen im Straßenrennen – und das ohne ein Ergebnis. Die kurze Zeit für Marius Mayrhofer bei den Weltmeisterschaften in Ruanda ist schon wieder vorbei. Nach

Weitere Radsportnachrichten

23.12.2025Unscheinbare Größe mit starker Saison und viel Grund zum Jubeln

(rsn) – 29 Saisonsiege durfte Felix Großschartner in der Saison 2025 mit seiner Mannschaft feiern und erstmals seit 2021 war auch ein eigener erster Platz außerhalb von Österreichischen Meistersc

23.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

22.12.2025Van der Poel macht den Sand-Hattrick in Hofstade perfekt

(rsn) - Antwerpen, Koksijde und Hofstade – Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) hat drei Sandrennen in drei Tagen gewonnen und seinen vierten Saisonsieg bei seinem vierten Einsatz gefeiert.

22.12.2025Brand holt sich in Hofstade auch das vierte X2O-Rennen

(rsn) - Lucinda Brand (Baloise – Glowi Lions) baut ihre Serien weiter aus. Bei der X2O Badkamers Trofee in Hofstade gewann die Niederländerin zum neunten Mal in Folge, was gleichzeitig ihr 56. Podi

22.12.2025Aus dem Anfahrer wird der Sprintkapitän van Poppel

(rsn) – Bisher war Danny van Poppel vornehmlich in der Rolle als erstklassiger Anfahrer im Trikot von Red Bull – Bora – hansgrohe zu sehen. Doch bereits bei der vergangenen Tour of Holland, bei

22.12.2025An das DM-Zeitfahren ein Häkchen drangesetzt

(rsn) – Nach fünf Jahren beim Red Bull-Bora-Rennstall kehrte Maximilian Schachmann Anfang dieser Saison zu Soudal – Quick-Step zurück, wo er 2017 seine Profikarriere begonnen hatte und im Jahr d

22.12.2025Palzer à la Rocky: “Ab jetzt wird geboxt“

(rsn) – Nach knapp fünf Jahren bei Red Bull – Bora – hansgrohe ist Anton Palzers Karriere als Radprofi beendet. Der 31-jährige Berchtesgadener nahm das nun zum Anlass, um in einem Instagram-Be

22.12.2025Van der Poel spielt mit Rücktrittsgedanken vom Cross

(rsn) - Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) dominiert die Cyclocross-Szene auch in dieser Saison nach Belieben. Doch im Anschluss an seinen überlegen herausgefahrenen Sieg in Koksijde erklÃ

22.12.2025Tour Down Under bestätigt offiziell erstes Aufgebot

(rsn) – Die Organisatoren der Tour Down Under (2.UWT), mit der am 21. Januar 2026 in Australien die kommende WorldTour-Serie eröffnet wird, haben das erste der insgesamt 20 Aufgebote bestätigt. St

22.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

22.12.2025Die Puzzleteile fügen sich langsam zu einem Ganzen zusammen

(rsn) – Ganze acht Rundfahrten mit 51 Renntagen im Sattel werden nicht viele Profis im Frauen-Peloton in der vergangenen Saison absolviert haben. Für Petra Stiasny, die bis zum Jahresende noch bei

21.12.2025Hendrikx beschert Heizomat zwei Top-Resultate in zwei Tagen

(rsn) - “Mit Kevin und Mees haben wir vor, in die Top Ten der Weltcups reinzufahren“, erklärte Heizomat-Cube-Teamchef Stefan Herrmann Ende Oktober gegenüber RSN. Während der Schweizer Meister K

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)